Zyon I feat. Nadine Sutherland “Remedy” (Zyonimusic LLC)

Was ist eigentlich aus Nadine Sutherland geworden?

Wer von euch in den letzten zehn Jahren zum Genre Dub & Dancehall hinzustieß, könnte sie für einen Newcomer halten. Tatsächlich macht sie Dinge, die andere mit Mitte 20 tun:

2015 schloss sie ihr Master-Studium ab. Dabei wird die jung gebliebene und immer etwas Jugendliches ausstrahlende Nadine in ein paar Wochen 50 Jahre alt bzw. jung. Nach einer Casting-Show, damals noch genannt “Talentwettbewerb” Ende der 1970er-Jahre, nahm sie eine ungezählte Reihe von Singles auf – jedoch, auf drei Jahrzehnte (die ’80er, ’90er und ’00er-Dekaden) verteilt, insgesamt nur drei Alben.

Produziert wurde sie bereits vom “Who’s’who” rund um Tuff Gong und andere große Studios: Rita Marley, Sangie Davis, Donovan Germain und Mafia & Fluxy veredelten – unter anderen – ihre Stimme. Nun ist Zyon I dran, ein Kalifornier – und hey, er macht seine Sache richtig, richtig gut.

Im Rahmen meines Radio-Rankings konnte der Track zwar nicht ganz die Top 100 erreichen, aber doch einige wertvolle Kategorien abräumen und in einer Disziplin als bester Song vom Platz gehen.

Was zeichnet den Song aus?

“Rastashock”-Singles des Jahres 2017: Platz #128 (Ranking) – Punkte wurden gesammelt in den Kategorien “Male/Female Duet in Dancehall, R’n’B, Digital Styles” (1. Platz innerhalb der Kategorie: Bestes weibl.-männl. Dancehall-Duett),  “Retro `80er/`90er” (3. Platz in dieser Kategorie), “Mastering/Abmischung” (4. Platz). Pre-nominated ohne Gewinn war der Song auch für “Sound Colour/Klangfarbe”, “Female Vocals”, “Dubbige Effekte/Dub Effects”.

Gibt’s dazu auch ein Album?

Nach eigener Aussage begegnete Produzent Zyon I der Frau Sutherland in den Studios seiner Plattenfirma; sie sei dort zu einer Album-Einspielung gewesen. Seit Jahren schon wird ein Longplayer von Nadine Sutherland mit Mad Professor angekündigt – ich hoffe, dass wir den mal zu hören bekommen.

Auf dem Track mit Zyon I ist eine angenehme Analog-Unschärfe zu hören, die wirklich richtig tief nach dem klingt, was Dancehall in den frühen 1980ern auszeichnete. Der jojo-artige Sound hat für mich eine betriebsame Spannung, er erinnert an den Versuch von Produzenten in der Ära der 12”-Maxi-Vinyl-Versions, das Publikum möglichst lange auf der Tanzfläche mit einem Track zu unterhalten.

Kann man dazu gut tanzen?

Ins heutige Juggling passt diese Single überhaupt nicht – gerade weil sie super tanzbar ist. Sie erzeugt Aufmerksamkeit, klingt interessant, spielt mit Höhen und Bässen, dem Wechsel der Stimmen, dem Nach-Vorne-/Hinten-Mischen der Stimmen, dem frischen, lustvollen Toasting der beiden und ist ein Unikat.

 

Dass man sie als DJ tunlichst nicht ausblenden sollte, zeichnet sie aus; es dürften sich auch nur wenige mix-kompatible Tunes finden. Für HiFi-Surround-Freaks, glaube ich, ein nettes Stück Musik.

Was hat Nadine Sutherland früher gemacht?

Früher hatte Nadine schon mit Buju Banton, Terror Fabolous, Junior Kelly, Lutan Fyah, Cocoa Tea, Luciano u.v.a. am Mikro gestanden. Heute würde man Duette wohl eher durch Zusammenschustern von transferierten Files bauen – wie gut, dass dieses Duett in ein und demselben Raume entstanden sein soll.

Philipp Kause

About Philipp Kause

Philipp hat Musikethnologie studiert und verschiedenste Berufe in Journalismus, Marketing, Asylsozialberatung und als kaufmännischer Sachbearbeiter ausgeübt – immer jedenfalls stellt er Menschen Fragen. Er lebt zurzeit in Nürnberg, wo er die Sendung „Rastashock“ präsentiert, die seit 1988 auf Radio Z läuft.