Freedom Sounds Festival 2018
Es fällt schwer bei diesem Festival nur über die Musik zu berichten. Sie ist von allererster Güte und in der Regel sprengt das Line Up alle Genregrenzen. Das ist das Standardprogramm bei diesem Festival unter dem Motto “Celebrate Diversity, Love and Unity”. Meiner Meinung nach ist es aber etwas Anderes, viel Schöneres, nämlich ein Gefühl. Da haben sich 3 ganz unterschiedliche Typen federführend zusammengetan und gründen einen e.V., um ein Festival und eine Konzertreihe auf die Beine zu stellen, die ihres gleichen sucht. Ich kann nur sagen, es lohnt dieses Gefühl kennenzulernen.
Aber jetzt zur Musik – oder hin- und hergerissen zwischen Haupt- und Barbühne:
Freitag begann die Sause mit den Invisibles aus Amsterdam, die das Publikum mit ihrem Studio One Sound in Festivalstimmung brachten. Danach direkt zu einer aus meiner Sicht Senkrechtstarterbands im Bereich des Neotrad. Ska, den Magnetics aus Italien, die traditionellen Jamaicaskasound durch Punkatitüde aufwerten. Da war schon nix mehr mit aufwärmen, da war das festival voll im Gange. ohne Übergang ging es zu Heavyball, die auf der Hauptbühne mit ihrem Sound zwischen Mod-Ska-Beat begeistern konnten, mancher fragte sich warum eine so hochkarätige Band so früh spielte. Für solche Fragen bleibt aber auf dem FS keine Zeit, da immer nach der Hauptbühne die Barbühne ruft und andersrum. Dort spielten die Magnetics ein nicht minder gutes zweites Set. Zack rüber zur Hauptbühne und die Altmeister von Intensified mit feinstem Ska und 60ies Reggae. Lange habe ich diese band nicht mehr mit solcher Lust aufspielen sehen. Im Saal wurde getanzt und die Stimmung war prächtig. Es war übrigens gerade mal acht Uhr abends. Danach das erste Set der Lokalheroen Mason Arms an der Bar und dann heizten die Herren mit Dame von den Tibbs den großen Saal auf, das es bei den sommerlichen Temperaturen im Hof wieder eine Abkühlung war rauszugehen. Dann wieder Mason Arms an der Bar, gefolgt von den Trojans. Die Trojans mit ihrem eigenwilligen Sound mit Dudelsack, den sie als “Gaelic-Ska” bezeichnen, lieferten eine ordentliche, wenn auch durch teilweise obskur anmutende “Showeinlagen” abgewerteten Gig ab. Bei mir bleibt immer das Gefühl, dass das ganz nett ist, aber auch nicht wirklich nötig. Danach die Iren von Supertonic Sound Club mit einer leidenschaftlich vorgetragenen Mischung aus Soul, Ska und Early Reggae. Die Frontfrau Kristina Glasnovic bringt einfach eine Portion extra Präsenz mit. Hatte ich noch nicht gesehen, werde ich aber sicher wieder versuchen möglich zu machen. Der Abend klang dann bei Dub Spencer & Trance Hill featuring Umberto Echo aus. Danach wurden die Besucher noch von Gaz Mayall und andere DJs durch die Nacht getragen.
Der Samstag begann bei uns mit einem Ausflug zum Modlord nach Düsseldorf, an den quasi eine Nebenveranstaltung ausgelagert wurde. In diesem mit viel Liebe geführten Sixties/Modklamottenladen gab es nämlich nachmittags einen Akustikgig, der Modheroen Heavyball zu bestaunen. Der Weg hat sich schon alleine wegen einer vom Vorabend doch durchaus verfeierten, aber putzmunteren Band, die aus irgendeinem Grund den Basser ohne Bass dabei hatten, gelohnt. War auch so alles schön beim Memo in seinem Laden. Danach zurück nach Köln gedüst.
Leider hatten wir das Youthsayers Outernational Orchestra, ein Schülerprojekt zwischen Köln und London verpasst, aber es muss wohl recht nett gewesen sein. Danach legten Los Apartamentos mit Mento und Calypso los. Eine sehr gute und witzige Combo mit teilweise selbstgebauten Instrumenten. Danach ganz stark Dojo mit einer eigenen sehr tanzbaren Interpretation von Reggae. Definitiv eine Entdeckung für mich. Danach räumte Multitalent und für mich Topproducer Victor Rice mit seinem Septett an der Barbühne alle 9ne ab. Im Prinzip bringt er seine ganzen alten Kumpels auf die Bühne, u.a. Ralf Langsjoen von den Stubborn Allstars und Buffor O’Sullivan von den Scofflaws, aber auch Leute von den Moon Invaders bzw. Caroloregians aus Belgien. Im Programm stand “Samba Rocksteady”, naja irgendwie kommt das hin. Danach auf der Bühne das North East Ska Jazz Orchestra mit einem ganz starken Auftritt um den erfahrenen Sänger und Entertiner Nesjo. Danach wieder der Supertonis Sound Club. Die Soothsayers überzeugten auf der Hauptbühne. Danach kam noch ein Auftritt der Debonaires erstmal ohne Susan Cadogan neu hinzu, was mir sehr imponiert, da ich oft finde, dass die Backingbands alter jamaikanischer Idole nicht richtig gewürdigt werden. So konnte man die Brilianz dieser Versammlung toller Musiker erstmal pur genießen. Nach einem Wechsel kam dann Susan Cadogan dazu und überzeugte mit großer Präsenz und toller Stimme. Dann brachten die Apartamentos noch noch einmal die Bar zum Tanzen. Der letzte und meiner Meinung nach Hauptact des Festivals Maroon Town brachte dann noch die letzten Kraftreserven aus der verfeierten Menge.
Letztendlich danke an die vielen Helfer, die dieses Wochenende möglich machten, hier geht es wirklich um die Liebe zur Musik nicht um den schnöden Mammon. Gefehlt hat bitterlich Mick Clare von den Original Hotknives. Ich freue mich jetzt schon wieder, wenn diese völlig unterschiedliche Crowd sich im nächsten Jahr versammelt und es wieder heißt “1-2-3 Freedom!”.
Text: Georg von Ungern-Sternberg, Fotos: Sarah Tobschall
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