Talisman “Nothing Change (The Best of Talisman 1977–2018)” (Sugar Shack Records)

Talisman
“Nothing Change (The Best of Talisman 1977–2018)” – CD
(Sugar Shack Records – 2018)

Und einige Dinge haben doch Bestand. So wie diese britische Kultband zum Beispiel, die jedoch mehr als ein Jahrzehnt in Hiatus verbrachte, bevor sie sich vor fünf Jahren mit dem Album “I-Surrection” doch noch wieder zu Wort meldete. Und letztes Jahr gleich noch einen drauflegte (“Don’t Play with Fire”). Nun, mit vielen Veröffentlichungen kann sich die Diskografie von Talisman nicht brüsten, obwohl sie schon seit dem Ende der
Siebziger aktiv sind. Aber das vergleichsweise wenige, was diese Briten herausgebracht haben, hatte ihre Wirkung nicht verfehlt.

Das eindeutig wichtigste Album “Takin’ the Strain” aus dem Jahr 1984 hatte es in sich, um die Talisman in die oberen Ränge des britischen Reggae zu hieven. Die Hits aus dem besagten Album befinden sich natürlich auch auf dieser neuen Kollektion. Sowie die vermeintlich herausragendsten Songs aus den letzten zwei Alben. Aber auf “Nothing Change (The Best of Talisman 1977–2018)” wird auch an die Anfänge der Gruppe gedacht, wo sie noch unter den Namen Revelation Rockers unterwegs war mit zwei Versionen von “Wicked Them” – einer früheren und einer späteren –, wo man die Entwicklung der Band sound- und spieltechnisch nachverfolgen kann.

Dazu gesellen sich noch ihre ersten Erfolge Anfang der Achtziger mit “Free Speach”, “Dole Age” und “Run Come Girl”, allesamt ursprünglich als 7-inch Singles veröffentlicht. Dabei offenbart sich ein gewisser Unterschied zwischen den älteren und neueren Nummern Respektive Energie und Innovation. Etwas dass, zu ihrer Verteidigung, nicht nur bei den Talisman zu verzeichnen ist, sondern im Allgemeinen bei vielen wieder aktiven oder langanhaltenden Reggae-Bands zu beklagen ist. Während noch in früheren Songs wie “Culture” und “Free Speach” das sozial-politische mit jungenhafter Wucht rollender Bässe, schneidiger Bläser und verspielter Gitarren in eine fast perfekte Verschmelzung einging, diese in den Neueren der Introvertierten, etwas zahnlosen Bedächtigkeit gewichen ist, was sich auch musikalisch in etwas zurückgelehnten, aber dafür technisch versierten Stücken wie “She Look Like Reggae” niederschlägt.

Auch wenn die beiden altehrwürdigen Gründer von Talisman, Dehvan Othieno und Dennison Joseph, in neueren Stücken wie “Relijan” und “Help Yourself” beweisen, dass sie durchaus imstande sind Songs zu schreiben, die genauso in den Achtzigern, der besten Periode der Gruppe, entstanden sein könnten. Und die zudem in ihrer Thematik, genau wie damals, sehr aktuell sein können. Manche Sachen, wie ab und zu richtig gute Songs zu schreiben, sind eben schwer zu verlernen.

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)