Reggae Jam, Bersenbrück, 3. & 4.8.18 – Highlights Tag 1 und 2

Nature auf dem Reggae Jam 2018

Aus der großen Fülle des Angebots ragen in Bersenbrück (Niedersachsen) wohl für jeden ganz eigene Highlights heraus. So ein volles Programm erlebt jeder individuell, und somit kann man drei Leuten zuhören und meinen, dass alle auf unterschiedlichen Festivals waren.

Besondere Erlebnisse auf den Bühnen bereiteten sicherlich die Interpreten “alter” Hits:

Andrew Tosh, wie er in der Nacht auf Samstag seinen Vater Peter Tosh covert.

Nkulee Dube, wie sie ihren Vater Lucky Dube am Freitagabend mit Songs wie “Prisoner” aus den ’80er Jahren nachspielt ; zwischendrin mal ihr eigener Ohrwurm “Luv The Way”.

Nkulee Dube

Klub Kartell, wie sie in der Nacht von Samstag auf Sonntag zwischen 1 und 3 Uhr die breite Palette quer durch die Repertoires von Jahcoustix, Seeed, Dellé, Ganjaman, Sebastian Sturm & Exile Airline und Bob Marley durcheinander mixen. Die interessante Konzertdramaturgie toppen sie mit “Papa Noa”, Mitsing-Song von Seeeds Debüt “Duppy Conquerors” (1999).

Für mich persönlich und auch manche anderen Reporter/innen sind die Auftritte von Konshens (viel “Puuuuull Up”, viel gehetzt) und Capleton (viel heiseres Geschrei) nicht immer zu 100 Prozent nachvollziehbar, sondern eher nervig.

Konshens

Dennoch: Es freuen sich natürlich viele, dass Capleton den Weg nach Europa wieder erfolgreich geschafft hat – das erste Konzert in einer Reihe von elf Dates.

Capleton, der “Fyah Man”

Jah Mason beim Reggae Jam 2018

Jah Mason macht sein Auftritt sichtlich Spaß, und er punktet mit seiner lebhaften Hüpferei, vielleicht auch seinem Vintage-Jeans-Look und hoher Konzentration – und seinem “Princess…”-Song.

Wer am späten Samstagnachmittag durch herausragende Soundqualität und Kompositionen besticht und mit sehr viel Gefühl überzeugt, sind zum einen Mark Wonder und zum anderen Nature.

Viele Festivalbesucher/innen sind tagsüber im gut besuchten Freibad, im Dub Camp – wo auch durchaus Konzerte stattfinden – und nachts im Dancehall Tent (z.B. mit Dynablasta, Jugglerz und Barney Millah)

Vom Freitag bleibt bei vielen über den Tag hinaus am Samstag der Auftritt von Jah9 & The Dub Treatment haften. Jah9 hat mit “Avocado”, “Hardcore” usw. schon lange ein spannendes Song-Aufgebot.

Sie bewegt sich erkennbar mehr Richtung Dub und bringt nicht gerade kommerziell allzu verwertbares Material. Auch wenn so manche Journalisten sie als Interviewpartner schwierig finden, wirkt sie auf mich gerade auch durch manche Reibungsfläche recht echt.

Ganjaman erinnert in seinem wortreichen Mittagsauftritt an Luna, die jahrelang zum Organisationsteam des Festivals gehörte und im Februar in jungem Alter starb. Von ihr hängt ein Foto zwischen beiden Bühnen unter dem Übertragungsmonitor.

Die Lovers Rock-Richtung ist mit Singing U, der in Deutschland lebt, gut vertreten. Gut angenommen werden auch die Auftritte von Tóke und Exile Di Brave featuring Unlimited Culture-Sänger Lenny beim Sandwichmaker-Stand. Einmalig: ganze Band-Konzerte vor einem Foodtruck.

Lenny von Unlimited Culture mit Mini-Mikrofon

Der Startschuss durch Unlimited Culture am Freitag um 18 Uhr zeigt erfrischender Weise, dass es eine deutsche Nachwuchs-Szene gibt.

Tim von Schwarzpaul, Fan von Sly & Robbie

Auch Schwarzpaul bestätigen diesen Eindruck mit angenehmem Roots-Material in deutscher Sprache am Samstag.

Drei der Jungs von New Kingston, Jonas von Irieites und Pressebetreuerin Amanda aus Trinidad

Sehr nett im Interview sind New Kingston, zu denen man hier auf Irieites.de die Album-Reviews lesen kann. Eine Band, die einen etwas anderen Stil hier aufs Reggae Jam einführt und so lustig wie auch nachdenklich und technisch perfekt auftritt. Sie kommen wieder zum Ruhr Reggae Summer am Freitag, 10.8.

Fotos: Hans Beyer, (für Schwarzpaul und Lenny:) Philipp Kause, Text: Philipp Kause

About Philipp Kause

Philipp hat Musikethnologie studiert und verschiedenste Berufe in Journalismus, Marketing, Asylsozialberatung und als kaufmännischer Sachbearbeiter ausgeübt – immer jedenfalls stellt er Menschen Fragen. Er lebt zurzeit in Nürnberg, wo er die Sendung „Rastashock“ präsentiert, die seit 1988 auf Radio Z läuft.