Zion Train “Illuminate” (Universal Egg)

Zion Train
“Illuminate”
(Universal Egg – 2020)

Neil Perch von Zion Train legt mit “Illuminate” einen neuen Longplayer vor. Die Institution in Sachen Dub Stepper meldet sich damit gewaltig zurück, geht aber z.T. auch ungewohnt experimentelle Wege, die man so in den letzten Jahren eher selten zu hören bekam. Gewohnte, schmackhafte Kost, die man gut auf Soundsystems abfeiern kann, liefern zum Beispiel die Tunes “We Shall Rise” featuring Cara, “Politrix” zusammen mit Prince Jamo, “Unity”, mit Prince David (Gesang) und richtig feinen Bläsern, sowie “No Peace”, bei dem Lua am Mikrophon zu hören ist, ab. “Political Friction” reduziert das Tempo ein wenig und bietet viel Raum für den Gesang von Brother Culture, kommt aber ansonsten auch eher klassisch um die Ecke..

Zwischendurch überrascht Neil Perch mit Tunes, die sich nicht einfach in Schemata pressen lassen. Ganz weit vorne ist dabei “Watch Where” zu nennen. Lua steuert hier wieder ihren Gesang bei und zudem setzt El Natron interessante Akzente. Der Riddim “humpelt” ein wenig vor sich hin, was nicht wertend verstanden werden soll, Bläsersätze garnieren den Mix vorzüglich und immer wieder werden Ecken und Kanten gesetzt, die zuweilen das Tempo schlagartig reduzieren. All das macht den Tune nicht besonders tanzbar, fordert aber zu intensiverem Hören auf. In einer ganz ähnlichen Richtung ist “Justified Silence” unterwegs. Der Tune geht nach einem softeren Intro zwar in einen Steppers-Riddim über, allerdings präsentiert sich Rider Shafique als Dub Poet und liefert einen intellektuell-poetischen Beitrag ab. Großartig in Szene gesetzt! “Biorhythm” (feat. Cara & Jasmin) gehört ebenfalls zu den Tunes, die eher ungewohnte, markante Ideen präsentieren.

“Illuminate” hebt sich weit aus dem Steppers-Einerlei hervor, das ansonsten global allzu oft zu hören ist. Die experimentelleren Beiträge garnieren sehr ausgewogen das Album und machen es aus meiner Sicht zu einem Pflichtkauf für Dubheads.

Karsten Frehe

www.wobblyweb.com