Memoria
“Frienemey” – digitale Single
(Cesaraugusto Music – 2021)
Memoria wächst munter weiter mit ihrem gekonnten Mix aus meist langsamem, sehr deepem Roots bis hin zu Digital Dancehall, auf Jamaikanisch oder auch mal Spanisch mit Rastafariattitüde überzeugend vorgetragen.
Memoria und der Tune
Die Energie, die Memoria auf der Bühne zeigen, schlägt sich glücklicherweise auch auf ihre Studioarrangements nieder, die abwechslungsreich und eben energiegeladen sind. Das ist alles sehr gekonnt, von der Komposition bis hin zum Sound.
Die neueste Single “Frienemey” macht da keine Ausnahme. Satte, warme Bläser führen mit getragenen Noten in den Tune ein bis die Harmoniestimmen den Refrain vorbereiten. Der Riddim rollt gemütlich mit gerade mal 101 Bpm, über einem One Drop durch und die Vibes stimmen durchgängig. Süße Harmonien unterstützen die gesungenen Vocals, das Schlagzeug hält die Energie mit fetten Fills oben. Auch die getoasteten Strophen stimmen einfach und was die Texte draufhaben, zeigen sie etwa am Wortspiel “frienemey”, das manchmal wie die zusammengeführte Kombination von “friend” und “enemy” gesungen wird, mal wie “[no] friend o´ mi”. Das Ganze ist sehr angenehm zu hören für Rootsliebhaber.
Memoria und ich
2019, also dem letzten Reggae Jam in Bersenbrück, saß ich in der Mittagssonne beim Da Sandwichmaker und dachte an nichts böses, als Soundboys auf einmal Lautsprecher, Verstärker, Mikrofone und Mischzeug direkt neben uns aufbauten. Toké spielte auf und begeisterte die Menschenmenge, die sich innerhalb kürzester Zeit dort im Halbkreis gebildet hatte. Wir saßen ziemlich direkt im Zentrum dieses Halbkreises, hinter uns nur noch die Zeltwand, vor uns Toké. Dann kamen ein paar Jungs dazu, die sich auch Mikros schnappten und mit unmissverständlicher Nachdrücklichkeit in einem improvisiertem Toast klarstellten, dass sie auch gehört werden wollten. Das waren die männlichen Stimmen von Memoria, von denen ich vorher nie was gehört hatte. So wurde schön mit Toké zusammen gejammt und die Performance riss uns voll mit. Später auf der rechten Bühne hat Memoria nochmal alles gezeigt.
“Frienemey” will die Intensität ihrer Liveauftritte herausfordern; langsam, aber kraftvoll wälzt sich die Musik voran und saugt mich in den Groove. Absolut sauber ausbalanciert und warm pult sich der Tune in die Gehörgänge. Das Einzige was mich eher etwas unangenehmer wurmt: Textlich mag alles gut geschrieben sein, aber es ist eine Erweiterung des gleichen Themas in einer mittlerweile ziemlich langen Reihe von Tunes, die über das Thema falscher Freunde schreiben und mit denen ich mich wenig identifizieren kann, da mir die Erfahrung glücklicherweise fehlt. Das ist aber wohl eher ein Luxusproblem.
Malte Bongers
Leave a Reply