Razoof “Kansanga” (Poets Club)

Razoof
“Kansanga”
(Poets Club – 2021)

Im März 2020 reiste Uwe Lehr aka Razoof nach Uganda, um dort Songs für eine neue EP aufzunehmen. Der geplante Aufenthalt wurde durch die Pandemie deutlich verlängert, zunächst unfreiwillig. Am Ende wurde ein ganzes Jahr daraus, was dem DJ, Schlagzeuger und Produzenten aus Köln viel Raum für Aufnahmen bescherte. Aus der geplanten EP wurde ein komplettes Album. Hierfür hat er sich mit diversen Künstler*Innen zusammengetan, die im Lockdown ganz ähnlich unterwegs waren, wie er selbst. Auf “Kansanga” sind Jhikoman aus Tansania, Oge Kimono aus Nigeria, Jah Ises und Binti.Afrika aus Kenia, Blessed San, Lindra Baguma und C Wyne Nalukalala aus Uganda mit dabei. Zudem ist Razoofs langjähriger Wegbegleiter Abiodun mit an Bord. Hinzu kommen Naptali und Aza Lineage & Lineage Smilez aus Jamaika. Gut, dass sich die Musikwelt via Internet globalisiert hat! In Pandemie-Zeiten erwies sich das auch an vielen anderen Stellen als äußerst vorteilhaft.

Jetzt könnte man erwarten, dass sich eine gewisse Tristesse angesichts der schwierigen Zeiten durch das Album zieht. Dem ist aber ganz und gar nicht so. Alle Beteiligten haben eine positive Grundhaltung bewahrt, die gleich mit dem Opener “Be Wise” featuring Jah Ises unterstrichen wird. Ein fein hüpfender, vornehmlich digital klingender Riddim untermalt dabei die Hoffnung machenden Lyrics des Ostafrikaners. Die anderen neun Tunes, plus sieben Dubs, entsprechen ebenfalls dem digitalen Klangkosmos auch wenn diverse analoge Instrumente, wie etwa ein durchweg feine Akzente setzendes Saxophon (gespielt von Erdal Tosun) oft mit an Bord ist.

Razoof ist mit seiner Crew ein grundsolides Album gelungen. Wie schon auf diversen Produktionen zuvor zeigt Razoof, dass er ein gutes Gespür dafür hat, den Artists genau passende Riddims zu liefern und ihnen gleichzeitig genügend Raum für ihre Beiträge zu lassen. Überladen ist hier gar nichts. Richtige Highlights sind neben dem Opener “Be Wise” vor allem der wunderschöne Track “Bibyo” featuring Lindra Baguma, “Glory To Jah” mit Naptali am Mikrophon und “Tusobola” featuring C Wyne Nalukalala. “High Grade & Georgie Wine” klingt auch fein, weil sich Aza Lineage und Lineage Smilez gut ergänzen, wirkt aber unterm Strich etwas zu repetitiv. Ein besonderes Hinhören empfehle ich bei den mitgelieferten Dubs. Hier wurden die Riddims in der alten Rhythm & Sound- Manier sehr reduziert, was eine meditative Wirkung erzeugt. Als Anspieltipp sei euch hier “Glory To Dub” ans Herz gelegt

Karsten  Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.