Dubinator “Police In Helicopter” (Echo Beach)

Dubinator
“Police In Helicopter”
(Echo Beach – 2021)

Ende des äußerst merkwürdigen Jahres 2020 erschien mit “Chase The Devil” die erste Single des Dubinators. Dubinator, wer? Zuvor hatte man noch nie von ihm gehört. Auch das Alias Nick The Reverend hinterlässt ebenfalls ein Fragezeichen. Mit “Police In Helicopter” liegt nun der erste Longplayer bei Echo Beach vor. Ein Blick auf das Cover verrät dabei schon viel über den Inhalt und die Herangehensweise: dem Artwork liegt das Cover des Soundtracks von “The Harder They Come” zugrunde, nur eben abgewandelt und um diverse andere Motive ergänzt. Schon an dieser Stelle kann der Begriff Eklektizismus prima herangezogen werden, denn hier wird definitiv wild zitiert und zusammengewürfelt.

Und genau dieser Ansatz setzt sich musikalisch fort. Gleich mit dem Opener wird ein Gemisch aus Samples, feinen Bässen und elektronischen Sounds bei einem Quasi-Remake des Klassikers “Police In Helicopter” von John Holt präsentiert. Prima gesungen bzw. neu interpretiert von Seanie T (u.a. Dub Pistols).  Ein wuchtiger, sehr guter Track!

Nach dem Opener geht es ebenso divers weiter. Mal mit Uptempo-Rhythmen, wie etwa auf dem Track “Back 2 Dub”, dann wiederum deutlich entspannter, atmosphärischer und angereichert mit diversen Sprachsamples. So z.B. bei dem Tune “Virus B-23” auf dem der 1997 verstorbene Beat Generation-Schriftsteller William S. Burroughs zu Wort kommt. Bei “Dub Law” rutscht New Wave in den Mix, was vielleicht mit “Dub Wave” betitelt werden könnte. Hier treten die Basement Cracks aus Haiti, die auf jeden Fall an den Sound der B-52’s erinnern, in Erscheinung.

Kommen wir zu weiteren Gästen. Aus Kanada ist Dubmatix bei einigen Tracks als Produktionsgast dabei, Dieter Meier von Yello ist mit einem Beitrag zu Anarchie zu hören und Doug Wimbish schaut bei “”Years I Dubbed” vorbei. Daneben tauchen etliche andere Stimmen und Musiker auf. Als Bonus gibt es zudem zwei Remixe von Rob Smith aka RSD von dem Titeltrack dazu. Als Co-Produzent wird The Vibemaster genannt. Auch hier bleibt alles im Unklaren, um wen es sich dabei handelt. Ein weiteres Rätsel also.

Als engagierter Schreiberling und Kenner der Szene müsste mich nun eigentlich der Drang erfassen, die ganzen Unklarheiten zu beseitigen und investigativ auf den Grund der Wahrheit zu gelangen. Doch warum? Ist doch eigentlich egal, denn der Mix stimmt und die Musik überzeugt. Das Album ist mehr als nur interessant. Auf der Basis einer Zusammenschau dessen, was Dub aus- und interessant macht, wird hier mächtig gepunktet. Ein bunter, unverkrampfter und vielseitiger Ansatz zieht sich durch das Album, der an On-U Sound, Rockers Hi-Fi und viele andere Projekte und Bands erinnert, die mit eindeutigen Schubladen nichts anfangen konnten und können. Hut ab!

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.