Weedbeat, Rössing, 12.-14.7.2013

Jamaram Weedbeat

Weedbeat, Rössing, 12.-14.7.2013

Das Weedbeat nähert sich mit großen Schritten dem 10. Jubiläum! Nächstes Jahr ist es so weit. Das 9. Festival in diesem Jahr dürfte die Vorfreude gesteigert haben – vor allem durch eine breit angelegte musikalische Vielfalt. Das absolute Highlight des Festivals fand bereits am Freitag mit dem grandiosen Auftritt von Jamaram aus München statt. Die Band war schon öfter in der Region unterwegs und hat sich eine feste Fanbase erspielt. Mit den ersten Takten hatte sie das Publikum im Griff und die Menge hat sie abgefeiert! Danach ging es ab in die Dancehall, in der King Kong Disco, Mika Raguaa und das Irie Riddim Soundsystem die Menge im Griff hatten. Alle Beteiligten – auf und vor der Bühne – hatten offensichtlich eine Menge Spaß an den Tunes un der Atmosphäre des Festivals. Ein Vibe, der sich auch am darauf folgenden Abend fortsetzte. Am Samstag brillierten vor allem das Steinregen Dubsystem mit ihrem sphärischen Sound, der jedoch mehr Dunkelheit hätte vertragen können. Abends war Rocky Dawuni der Headliner. Rootsreggae mit afrikanischem Touch stand auf dem Programm. Nach dem ersten Drittel der Show fand der Artist zu seiner Form und hatte das Publikum im Griff. Leider beschnitt das von den Behörden auferlegte Curfew bis 23 Uhr den Auftritt, was ein grundsätzliches Problem in Rössing ist. Vielleicht lassen sich die Amtsinhaber ja bis zum 10. Jubiläum davon überzeugen, das Ende auf der Hauptbühne etwas nach hinten zu schieben. Am Sonntag, dem Familientag mit freiem Eintritt, gab es mit dem Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Rössing einen ansprechenden Start. Vor allem ihr Reggaemedley fand viele Freunde, denn so etwas hört man nicht alle Tage.

Peter Lloyd Weedbeat

Die weiteren Highlights waren Peter Lloyd aus Jamaika, der mit seiner sympathischen Show, die auch Standarts enthielt, das Nachmittagpublikum bestens bediente. Der Abend gehörte Karamelo Santo aus Argentinien. Wer bei ihrer wilden Mischung aus Reggae, Ska, Punk und Cumbia still stehen bleibt, dürfte wirkliche Probleme haben. Das Team vom Weedbeat kann auf ein gelungenes Festival zurückblicken.

Karsten Frehe, Fotos: Clemens Heidrich

Eine große Familie: Wie ehrenamtliche Einsätze ihren Teil zum Gelingen beitragen

Gastfreundschaft und Herzlichkeit werden groß geschrieben beim Weedbeat Festival. Diese Stimmung liegt in der Luft: Peace, Love and Happiness lautet die Grundformel, nach der hier gehandelt wird. Doch wie entsteht diese Stimmung? Sicherlich durch die Gäste – und die packen zum großen Teil auch kräftig mit an.

Wie zum Beispiel Jens. Vor fünf Jahren hat er das Festival für seine Familie und sich entdeckt. Seitdem fährt er jedes Jahr von Münster mit Frau und Kind nach Rössing. Mit sichtlichem Stolz trägt er bei dieser Ausgabe ein besonderes Weedbeat-T-Shirt – auf dem Rücken steht in großen Lettern „Weedbeat Crew“. Das nämlich tragen nur die zahlreichen Aufbauhelfer. Schon letzten Dienstag hat Jens seinen Platz auf einem der beiden Camping-Plätze errichtet. Und seitdem hat er ordentlich mit angepackt. Sichtlich stolz präsentiert er sein diesjähriges Meisterwerk: Eine Außendusche mit Sichtschutzwänden aus Bast – diese Dusche steht allen Besuchern durchgehend zur Verfügung – also haben alle was davon. Jens freut sich – und überträgt seine Begeisterung für das kleine Reggae-Festival, wohin er geht und steht. Jens ist nur einer von mindestens 30 ehrenamtlichen Auf- und Abbauhelfern.

Ein noch dienstälterer Botschafter der friedlichen Stimmung ist zweifelsohne Jonas. Er ist seit der 2004 dabei und zählt zum festen Kreis der Besucher der ersten Stunde – und in dem kennen und schätzen ihn alle. Das ist einfach, denn auf dem Rücken seines Batik-Weedbeat-T-Shirts – es ist eine Extraanfertigung – steht sein Name groß und gut lesbar. Seine Aufgabe ist zu vergleichen mit der eines Urlaubs-Animateurs. Denn kaum ein anderer zeigt seine Begeisterung für die Musik auf den zwei Bühnen deutlicher als er – denn wenn es ihm gefällt, tanzt er. Vor der Bühne, immer in der ersten Reihe. Wenn er richtig gut drauf ist, steht er sogar auf der Bühne. Manchmal noch etwas schüchtern hinter der Technik, mal ganz vorne am Bühnenrand. Jonas teilt seine Begeisterung – der Virus ist ansteckend.

Es gilt auch: Kein Weedbeat ohne „Kalle“. Der ist jedes Jahr mit seinem Stand vor Ort, an dem er neben leckerem jamaikanischen Rumpunsch vegane und vegetarische Speisen verkauft. Was nur wenige wissen ist, dass der Mann mit den langen blonden Dreadlocks und stets entspannten Lächeln während des Festival-Aufbaus am Abend für die Helfer kocht. Meistens gibt es Nudeln aus einem riesigen Topf, damit es für alle reicht. Geld hat Kalle dafür noch nie genommen, was auch irgendwie logisch erscheint: Sein Einsatz darf als unbezahlbar bezeichnet werden.

Diese Stimmung ist natürlich eine ideale für Hilfsorganisationen wie Glovo. Vereinsgründerin Judith Mletzko, die gebürtig aus Hildesheim kommt, informiert hier über ihr Hilfsprojekt, das sich für eine Lernkultur im transglobalen Austausch, der Aufarbeitung rassistischer Strukturen in der deutschen Gesellschaft sowie der Reflexion des medial vermittelten Bildes der Länder des globalen Südens einsetzt. „Die Menschen hier interessieren sich wirklich ernsthaft für unsere Aktivitäten“, freut sich Mletzko, die gerade noch im Gespräch mit dem diesjährigen Headliner Rocky Dawuni aus Ghana befindet. Der fühlt sich offensichtlich fast wie zu Hause, wie selbstverständlich mischt sich der Superstar aus Ghana unter das Festival-Volk – wer kann so viel Gastfreundschaft schon widerstehen?

Andreas Kreichelt

www.weedbeat.de

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.