Groundation
"Upon The Bridge"

(Young Tree Records/Nocturne/Rough Trade - 2006)

Sie sind zurück, und zunächst sieht es so aus, als hätte sich nichts geändert: Groundation, die Roots-Überrraschung der letzten Jahre, hat erneut eher wenige, dafür aber längere Tracks auf ihren Neuling gepackt. Wie zuvor singen hier und da ein paar große Reggae-Stimmen mit - diesmal Pablo Moses und Ijahman Levi. Und, wie gehabt, erklingt schwerer, behäbiger, andächtiger sowie technisch sehr sauber arrangierter und gespielter Roots-Reggae. Doch dann fällt auf: Die Wurzeln der Band wühlen sich etwas stärker nach oben ans Licht. Die Musiker der US-amerikanischen Band kommen ja alle vom Jazz, was bei ihren Live-Auftritten manchmal heftig durchschlägt - zum Leidwesen eingeschworener Roots-Disciples. So jazzig wird es auf "Upon the Bridge" allerdings nicht. Doch hier tauchen mehr feine, leicht vertrackte Breaks auf, die aber nie aufdringlich oder zersetzend klingen. Auch in die Instrumental-Parts haben sich mehr, aber noch immer recht dezente, Jazzeleien eingeschlichen. Graut es den Tiefstrootsigen nun bereits? Groundation hat ihren Stil jedoch nur ganz mild umgelenkt. Am Ende steht Roots. Aber es ist noch immer beachtlich und äußerst erfreulich, wie brillant die Band zwischen Miles und Marley balanciert.

Jürgen "Reggaedoctor" Schickinger

Die kalifornische Band um den charismatischen Sänger, Songwriter und Gitarristen Harrison Stafford hat nun schon etliche Perlen vorgelegt und gehört seit Jahren nicht nur zu meinen Favoriten. Mit den Alben "Hebron Gate", "We Free Again" (sowie mit allen Vorgängern) und zuletzt den "Dub Wars" haben sie sich in die Herzen eines großen Rootsreggaepublikums gespielt. Auch live! Mehr als nur beeindruckend - elektrisierend, faszinierend... einfach grandios. Nun legen sie ihr neues Album vor: "Upon The Bridge". Tja... und was kann man groß anderes sagen: wieder ein Highlight. In Frankreich schon ein Renner und nun am Start, um hierzulande zuzuzschlagen! Und das Warten hat sich gelohnt. "All Killers, No Fillers!" ist man geneigt zu schreiben, auch wenn das angesichts der friedlichen Botschaften zu deftig klingen mag. Gleich mit "What Could Have Been" geht ein Reigen los, der seines Gleichen sucht. Beim ersten Hören hatte ich den Eindruck, dass eine Prise mehr Jazz in den Mix geworfen wurde. Allerdings war das ja auch schon bei "We Free Again" der Fall. Insofern möge das doch bitte jeder/jede selbst für sich entscheiden. Als Gäste wurden diesmal Pablo Moses und I Jahman Levi eingeladen, ein paar Tracks mit ihren Beiträgen zu bereichern. Ich persönlich sehe darin eigentlich gar keine Notwendigkeit, denn Harrison Stafford schafft es eigentlich auch alleine. Doch vermute ich dahinter nicht das Werben mit bekannten Namen, wie es oft im Popbusiness der Fall ist, sondern das Zollen von Respekt. Doch zu viel der Worte. Ich werde nicht auf einzelne Tracks eingehen. "Upon The Bridge" setzt das fort, was vor Jahren begonnen wurde und ist als Gesamtwerk aus einem Guss. Und wer sich das neue Album nicht auch noch zulegt, nebst allen anderen, ist schön blöd! Punkt.

Karsten Frehe

 

www.groundation.com


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