Nosliw
"Mehr Davon"
(Rootdown Records - 2007)
Das Warten hat sich
gelohnt! Ganze 3 Jahre hat sich Nosliw nach "Mittendrin"
Zeit gelassen, um nun mit "Mehr Davon" den nächsten Longplayer
vorzulegen. Nosliw ist zur Zeit der bedeutendste Reggaeinterpret im
Land. Kaum ein Festival ohne ihn und wahrscheinlich gibt es kaum noch
weiße Flecken auf der Landkarte, wenn man sich anguckt, wo der
gute Mann so alles als Gast bei Soundsystem Showcases war (Hamburg,
Berlin, Kassel, Celle, München....). Die Reggaeszene wächst
und gedeiht - und mit ihr die Soundsystemkultur. Mit seiner ersten Singleauskopplung
"Immer Wieder Hören" verneigt er sich respektvoll vor
ihr. Nosliw gehört seit Jahren fest dazu, wie gesagt, auf den Bühnen
und in den Clubs. Insgesamt zeugen beim neuen Album 13 Titel auf der
Basis von modernem Rootsreggaesound von Nosliws Können, ob es nun
inhaltlich um die Liebe oder gesellschaftskritische Themen geht. Dabei
singt Nosliw nach wie vor durchgängig auf Deutsch. Nur Gentleman,
als einziger Gast am Mikro, steuert bei "Liebe" seine Patois-Englisch-Melange
bei. Die Rhythmen wurden fast durchweg vom alten Weggefährten Teka
produziert, aber auch das Hamburger Silly Walks Movement und Guiseppe
Copolla aus Berlin steuerten Beats bei. "Mehr Davon" bietet,
wie schon "Mittendrin", eine ganze Reihe von Ohrwürmern
auf. Eingängigkeit ist ein wesentliches Markenzeichen des Künstlers,
neben Charme und Präsenz. "Mehr Davon" ist also mehr
als ein würdiger Nachfolger von "Mittendrin".
Karsten Frehe
Eine weitere Review von Michael :
3 Jahre, unzählige Konzerte, Soundsystem Shows und Festivals ist es her, seit Nosliw mit
"Mittendrin" (Rootdown Records) einen Meilenstein im Deutschen Reggae gesetzt hat. Spätestens mit
erscheinen dieses Erstlingswerks war der Wahlberliner aus der Szene nicht mehr wegzudenken.
Nun steht mit "Mehr davon" Nosliws zweites Album am Start und dem geneigten Hörer wird schnell klar,
dass die letzten Jahre wohl nicht ganz spurlos an Herrn Wilson vorbeigegangen sind.
Im Gegensatz zu "Mittendrin" gibt es fast ausschließlich Roots Tunes, die eine gehörige Portion
erwachsener klingen als die alte Dancehallbretter auf "Mittendrin", ja das komplette Album klingt
etwas nachdenklicher und ernster, aber kommen wir zu den einzelnen Tunes:
Nach einem kurzen Intro sendet Nosliw mit dem herrlich groovigen One Drop Tune "Lauter" ein Big Up an
die stetig wachsende Reggaeszene in Deutschland ab. "Es hat sich nichts geändert" ist eine klassische
Gesellschaftskritik, in der er mit ordentlich Distortion in der Stimme die Auswüchse des Kapitalismus
anprangert. Bei den nächsten beiden Tracks handelt es sich um nette Lovers Tunes, die durchaus Ohrwurmqualitäten
haben. In "Bitte schick mir Hilfe" geht es um eine Situation die jeder Mann schon ein mal erlebt hat: Man(n)
verliebt sich in eine Frau, die allerdings nicht auf einen selbst abfährt, sondern nur auf "Dumme Penner". "Mehr
davon" bleibt im Stil ähnlich, beschreibt aber die Freuden, wenn man denn mal eine Frau für sich gewonnen hat.
Als eine Ode an die stetig wachsende Sound System Community wurde "Immer wieder" bereits im Vorfeld als Single
ausgekoppelt und hat durchaus Qualitäten auf den Dances gespielt zu werden. Beim nächsten Tune "Bleib mal Cool"
waren Silly Walks aus Hamburg mit am Start, was sich natürlich auch im Sound wiederspiegelt. Auf einen erdigen
Roots Riddim singt Nosliw mit bemerkenswert hoher Stimme gegen Stresser im Club und für ein lockeres miteinander.
"Nicht mehr da" kommt dagegen deutlich ernster daher. Die schöne Akustik-Nummer thematisier den Verlust eines
lieben Menschen und den damit verbundene Schmerz. Einer der Höhepunkte des Albums ist sicher die Combination
mit Germany´s Number One Reggae Artist Gentleman. Sie stellen zusammen die Frage: "Wo sind all´ die Menschen mit Liebe hin?".
Nach kurzen Ausflug zu den verbalen Annäherungspraktiken zwischen Mann und Frau ("Kurz allein sein") wird das
Album gegen Ende mit jedem Tune ernster. Geht es bei "allerletzte Chance" noch um eine gescheiterte Beziehung,
so besingt Eric bei "Loser" solche Menschen, die bereits mit Ihrer Geburt keine Chance auf sozialen Aufstieg und
Anerkennung haben und deren "Karriere im Park, im Knast oder im Rotlichtgewerbe" quasi vorgezeichnet ist.
"Ticket zu ´ner ander´n Welt" erzählt zum Ende des Albums auf sehr dubbige Art und Weise vom Ausstieg aus dem Hier und Jetzt.
Als Produzenten wirkten neben den bereits erwähnten Silly Walks noch Guiseppe "Big Finga" Coppola mit, welcher
2 Tunes beisteuerte, und natürlich war auch Rootdown´s Master Mind Teka am Start, welcher alle übrigen Tunes produzierte.
Alles in Allem ist "Mehr davon" ein empfehlenswertes Album für die Fans von gut gemachten deutschen Roots Reggae
mit Texten die mehr sind als Party und dumpfes gepose. Big Up Nosliw!
Michael Volkmar
www.nosliw.de