Dub Spencer & Trance Hill
"Riding Strange Horses"
Umberto Echo
"Dub The World"

(Echo Beach/Indigo - 2010)

"Riding Strange Horses" hat sich schon lange angekündigt, dann aber aus Lizenzierungsgründen etwas gebraucht, um jetzt in den Läden zu stehen. Mit "Jeanny", so ich mich recht erinnere, fing es an, dass sich die schweizer Band mit Erfolg dem Dubben von Klassikern der Mainstream-Popgeschichte zugewandt hat. Auch wenn das mit diesem Ohrwurm prächtig funktioniert hat, konnte man schon mal zweifeln, ob das denn über die Länge eines ganzen Albums hinhauen würde. Hab ich auch! Bin jetzt aber eines Besseren belehrt worden. "Riding Strange Horses" kann fast über die ganze Länge des Albums überzeugen, bis auf einige wenige Titel, die man auch hätte weglassen können (zu ihnen gehört z.B. die Version von "Eisbär"). Und so tauchen alte Bekannte auf: Falco, Deep Purple ("Smoke On The Water"), Metallica, The Clash ("London Calling") und, als Opener, Ennio Morricones "Man With A Harmonika" aus dem Soundtrack zu "Spiel mir das Lied vom Tod" - hier mächtig eingedubbt. Der Daumen geht also hoch! Die Schweizer haben erneut gezeigt, dass sie an den Instrumenten mächtig versiert sind und eigene/eigenwillige Ideen haben, wenn es um Dub geht. Wer, wie ich, Genesis ab der Übernahme durch Phil Collins mitunter nervig weil zu glatt fand, möge sich unbedingt die gedubbte Vision von "Mama" anhören! Nach einem langen psychedelischen Intro, das so gar keine Spuren des Originals enthält, schleichen sich leise Ahnungen ein bis schließlich das markante Lachen klar macht, um welche Vorlage es sich hier eigentlich handelt. Aus meiner Sicht ist diese Version das absolute Highlight der Platte. Da dürften auch Menschen hinter dem Ofen hervorgezogen werden können, die mit Dub bislang noch gar nichts zu tun hatten.
Auf den (Dub)Musiker Umberto Echo bin ich das erste Mal mächtig durch das Album "Dubtrain" (Enja Records, 2007) aufmerksam geworden. Da hatte er jedoch schon etliche Produktionen zwischen Rock, Jazz und Reggae auf sein Konto gehen lassen. Blickt man auf seine Tätigkeit im Bereich Reggae, so ist hier das Mitwirken bei Headcornerstone, Jahcoustix und Jamaram (also als Teil der Reggaeszene in München) zu nennen. Aber auch internationale Stars gingen durch sein Mischpult und wurden edel gedubbt. Zu nennen wären u.a. Luciano, Lutan Fyah, Junior Kelly und Alborosie. Auf bislang mehr als 80 Alben hat er als Producer, Engineer und Musiker mitgearbeitet - eine beachtliche Anzahl! "Dub The World" ist als Titel des neuen Albums also mehr als passend gewählt. Hier werden u.a. Titel von Gentleman ("Dem Gone Dub"), Steel Pulse & Damian Marley ("No More Weapons Dub"), Oneness, Stereo MCs, Seeed, Smoke und Dub Spencer & Trance Hill elegant bearbeitet. Dabei ist "elegant" als Attribut bewusst gewählt, da die Dubs von Umberto Echo eher als sanft zu bezeichnen sind. Effekte übermächtigen den Hörer nicht, sondern werden intelligent und gezielt eingesetzt ohne die Mixe zu überladen. Nur selten wird es "heftiger", wie zum Beispiel beim Dubmix von "City Lights" von den Stereo MCs. Hier werden auch mal Klänge verwandt, die an Dubstep gemahnen. Dabei sprudelt der Dubmaster nur so vor Ideen, die es nach und nach zu entdecken gilt. Ein Album also, dass sich bei jedem Hören vor den Ohren neu entfaltet! Klasse!

Karsten Frehe

 


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