Bayanga
"Bayanga"

(RAS/Sanctuary/EFA - 2003)

Seit lateinamerikanische Bands wie La Vela Puerca oder Karamelo Santo den Sprung ostwärts über den großen Teich gemeistert haben, dürfen wir zukünftig wohl mit weiteren hochwertigen Latino-Bands rechnen. Eine solche Bereicherung von der anderen Seite des Äquators sei hier vorgestellt.
Puerto Rico´s elfköpfige Urwald-Bigband Bayanga empfielt sich auf dem gleichnamigen Longplayer dank Vertrieb CRS auch nordeuropäischen Ohren und Beinen. Fragt sich nur, ob wir den Ansprüchen gerecht werden können: rhythmisch geht bei Bayanga wirklich einiges. Vor allem durch viel, viel Percussion zeichnen sich die Tunes des Kollektivs aus. Das Rezept: Rootsige Riddims oder Ska/Jazz-Licks werden von Samba-Innstrumentarium befeuert, dazu gesellen sich die aus dem Capoiera bekannten Berimbau, jenes archaische Instrument, welches eher an Pfeil und Bogen als an kunstvolle Polyrhythmen gemahnt. Die Auflistung aller verwendeten Trommeln, Shaker, Klanghölzer etc. würde hier den Rahmen sprengen. "I Shot The Sherrif" erinnert daher eher an ein karnivalistisches Happening in Rio denn an das schlichte Original aus Kingston. "Reciproco" ist ein richtiger Latin-Funk und glänzt durch rhythmische Unhör- und Tanzbarkeit. Live vermutlich das totale Chaos.
Virtuos auch das coole Songwriting, die dramatische Dynamik (ELF feste Bandmitglieder und bis zu 20 Percussionisten pro Song!) und der flinke, dabei stets fette Bläsersatz verdienen Lob und Bewunderung. "Hits" im Sinne des klassischen Ohrwurmes haben sich dagegen in mein Ohr noch keine eingeschlichen. Vielleicht eine Frage der Zeit und des fortschreitenden Sommers?

David Nesselhauf

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