High
Tone
"Opus Incertum"
(Jarring Effects/PIAS/Kubik -2000)
Kaltone
"Kaltone" - 4-Track-12 Inch
(Jarring Effects/PIAS/Kubik -2003)
Bereits vor einiger
Zeit wurde an dieser Stelle das herausragende Dub-Album "Acid
Dub Nucleik" von High Tone aus Lyon hochgelobt. Mittlerweile
trafen mit der Post zwei weitere Scheiben aus Frankreich ein - hier
in Deutschland ist es leider nach wie vor nicht ganz so einfach, an
die Produktionen heranzukommen. Mit "Opus Incertum" gilt es,
ein bereits 2000 erschienenes Doppelalbum ins Zentrum eurer Aufmerksamkeit
zu rücken, etwas zur neueren Maxi mit dem Titel "Kaltone"
gibt es weiter unten.
"Opur Incertum" glänzt ebenfalls wie "Acid Dub Nucleik"
mit sorgsam produzierten und vor Spielfreude nur so strotzenden Aufnahmen
der Franzosen. Dabei klingen Berührungspunkte mit der britischen
Szene zwar an, werden aber um ganz eigene Elemente angereichert und
High Tone zeigen sich, meiner Meinung nach, deutlich kreativer als so
manches britisches Projekt. Es tauchen zwar sehr wohl klassische Elemente
des NeoDub bzw. Modern Dub auf, diese werden jedoch durch einen Hang
zum Experimentieren weiterentwickelt und neu (wieder)erfunden. Stellt
sich also wieder einmal versteckt die Frage, was denn eigentlich unter
dem Begriff "Dub" alles zu vereinen ist. High Tone mengen,
wie viele andere Bands, unterschiedlichste Stile in ihren Sound. Da
taucht ein orientalisch gespieltes Blasinstrument ("Wicked Tune")
auf, wird auf Platten herumgescratcht, toasted ein DJ ganz im Stil des
Hip Hop und mischen sich Drum & Bass-Sounds ("DreadFull Bass")
in die Mixe. Alles zwar nur in Nuancen, aber mit eindeutigen Geschmacksverschiebungen.
Hight Tone zu hören macht Spaß, ist weit weg von den wohl
eher nur breit zu genießenden Moll-Dub-Teppichen und fordert ein
ganz klein wenig mehr Intelligenz von den HörerInnen ab! "Opus
Incertum" nimmt einen mit auf eine vielfältige Reise in die
Gefilde von edlem Acid-Dub.
Kaltone resultiert
aus der Zusammenarbeit von High Tone und Kaly, beides Topp-Namen in
der lebhaften französischen Dub-Szene. Gemeinsam ging es ans Werk
und entstanden sind 4 Tracks, die auf der neuen Maxi-Single "Kaltone"
zu hören sind. Dabei ist vorweg festzuhalten, dass es sich bei
allen Titeln um Instrumentals handelt und lediglich bei "Dub Me
Thunder" und "Dub Me True" kleinere Sprachsamples (u.a.
von Mikey "Dread at the controls") auftauchen. Deutlich ist,
dass die Dominanz auf Drum & Bass gesetzt wurde. So brillieren gerade
die ersten beiden Titel "Rockeur's" und "Dopler Dub"
durch ein sehr treibend gespieltes Schlagzeug. Schön zu hören,
dass man auf den Computer im Dub gut und gerne verzichten kann. Zwischendrin
wird dann wie zu erwarten mit netten kleinen Effekten garniert - hier
und da gibt's dann auch mal ein Scratching zu hören. Klingt so,
als ob die 4 Aufnahmen bei einer gemeinsamen, ausgiebigen Jamsession
im Studio von JFX entstanden sind und es nicht unbedingt im Vorhinein
ein komplett fertiges Konzept gegeben hat (Can lässt grüßen!).
"Dub Me Thunder" ist der tanzbarste Titel der Maxi. Die anderen
laden eher zum Chillen und einem genaueren Hinhören ein!
Karsten Frehe
www.hightone.org