High Tone
"Acid Dub Nucleik"
(Jarring Effects/PIAS/Kubik -2002)

Mal ganz ehrlich: ist es nun so, dass es rings um Deutschland (hauptsächlich in Frankreich und England) eine deutlich lebhaftere Dub-Szene gibt, sei es nun auf Produzenten- als auch auf Konsumentenseite, oder krieg ich vielleicht etwas nicht mit!?? Gut, Select Cuts, Meteosound, Echo Beach und ein paar andere bemühen sich nach Kräften, mit guten Veröffentlichungen den Dub zu puschen, doch scheint der Rest zu pennen. Woran das liegen mag, soll hier nicht spekuliert werden. Jedenfalls erreichte mich gerade wieder eine schöne Produktion aus Frankreich. Nachdem ich zuvor bereits die Alben von Improvisators Dub und Manutension gelobt habe, gilt es nun, dasselbe für High Tone's neuestes Werk "Acid Dub Nucleik" zu tun. Mit diesem Longplayer liegt ihre fünfte eigene Produktion vor, lässt man mal ihre Beiträge zu Compilations wie z.B. "Hempro 905" zum zweiten Teil der "French Dub Connection" aus dem Hause Echo Beach (2000) außer Acht. Auf der Basis eines hervorragenden Sounds zeigen sich die Musiker sehr virtuos. Dabei benutzen sie sowohl klassische Elemente des NeoDub bzw. Modern Dub, gehen aber experimentell oft weit darüber hinaus. "Acid Dub", wie bereits im Titel vorhanden, passt vielleicht am allerbesten. Da wechseln Rhythmen oft mehrfach innerhalb eines Titels, werden Scratches (z.B. bei "U.C.F. Ramble") eingebaut und andere Hip Hop-Elemente dezent eingestreut. Anleihen gibt es zudem beim Rock, Drum & Bass ("Enter The Dragon"), Acid Jazz und diversen anderen Stilrichtungen. Das tut der Eingängigkeit zwar nicht immer gut, so z.B. bei "Worse & Worse", macht aber andererseits wieder Spaß, da es viel zu entdecken gibt. Klassischen NeoDub-Fans, die darauf aus sind, den nett hüpfenden Steppers-Style zu finden, wird das eigentlich nur bei dem Titel "Short Visit" in Ansätzen gelingen. Der Rest sperrt sich jeglicher Einordnung. Jedenfalls tragen die High Tones den Dub ins neue Jahrtausend und verharren wahrlich nicht bei alten Sounds und Strukturen. Will man Referenzen herbeizitieren so kann das WordSound-Label aus Brooklyn angeführt werden. Bei dem Track "Buck Up" fühle ich mich an frühere Aufnahmen der Hypnotix in ihrer Vor-Kumah-Ära erinnert, da er sich ebenfalls langsam aufbaut und ein ekstatisches Ende findet. "Acid Dub Nucleik" wird nicht aller Menschen Geschmack treffen. Experimentell interessierte Menschen, die damit leben können, dass es Dubmusik gibt, die sich deutlich gegen Eingängigkeiten stellt, werden hier voll auf ihre Kosten kommen!!

Karsten Frehe

Foto: jif

www.hightone.org

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