Lee
Perry
"Alien Starman"
(Secret Records/Rough Trade - 2003/4)
Perry scheint mit
zunehmendem Alter immer kauziger zu werden. Hätte man fast nicht
gedacht, war er doch schon seit ewigen Jahren irgendwo zwischen Himmel,
Erde, Voodoo, Genie und Wahnsinn angesiedelt. Beim letzten Summerjam
war er zusammen mit den White Belly Rats live zu bewundern und lieferte
eine für ihn typische Performance mit erstklassiger Band ab. Nach
"Jamaican e.t." liegt mit "Alien
Starman" sein aktuelles Studioalbum vor. Habe tatsächlich
schon jemanden getroffen, der es richtig gerne mag. Ich selbst bin skeptisch,
denn wie bei dem Vorgänger verlässt Lee Perry mehr als einmal
den Reggae und wendet sich einem eigenwilligen Soul-/Funkgemisch zu
(wie z.B. bei "Bad Times Disappear"). Und die Krönung:
ein Cover von "My Girl" ("I got sunshine on a cloudy
day..")! Wirklich! Ob das nötig war, soll jeder selbst für
sich beurteilen. Naja, der Chor bestehend aus Sharron & Michelle
Naylor (The Naylor Twins) ist toll. Zugegeben. Die beiden Damen erledigen
eh den größten Teil von dem was man gemeinhin als Gesang
bezeichnet, denn das was Perry ins Mikro nuschelt ist weit weg von einem
traditionellen Song. Halt Perry! Zwischendrin immer mal wieder Reggaelichtblicke,
wie zum Beispiel "The Sound Of The Underground", "Starliner",
"Emperor Haile Selassie Light" (mit entspannt gespieltem Saxophon
von Leigh Malin) oder "Find The Love", die das Album (übrigens
von Perry selbst und Roger Lomas produziert) nicht in den Stilmatsch
abrutschen lassen. Ein schwieriges Album an dem sich die Meinungen deutlich
scheiden werden. Im Gegensatz zu den älteren Sachen nicht unbedingt
bedenkenlos kaufen, sondern vielleicht erst mal reinhören! Schrill,
schräg und oft gegen den Strich gebürstet.
Karsten Frehe