Reggae Jam 2016 – Campground Report

Hommage ans Stoppelfeld

Hier schlägt das Herz des beliebtesten Reggae Festivals Deutschlands: Auf den zwei Hauptbühnen des Reggae Jams, die auch in diesem Jahr mit Alborosi, Chronixx, Tenor Youth, Lutan Fyah, Inner Circle und vielen anderen Artists wiedermal super besetzt waren.

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Aber wenn auf den zwei Hauptbühnen das Herz schlägt: Was ist dann der Körper, ohne den dieses Herz nicht schlagen könnte? Ganz sicher… es ist das Stoppelfeld, der Bereich, wo alle ihre Zelte aufschlagen und wo unzählige Shops und Foodstände das Überleben sichern. Hier lädt die Haase zum Schwimmen ein, hier wird getanzt, geliebt, gelebt. Das Reich der unzähligen Soundbwoys, Jamsessions, Flaschensammler und vor allem derjenigen, die Reggae lieben – auch abseits der großen Bühnen.

Das Stoppelfeld läutete das Festival mit einen kleinen Soca Umzug der Burningspectre und Durchclub Crew aus Bielefeld ein. Ein mit Lausprechern, Rumpunch und DJs vollgeladener VW Bus führt den tanzwütigen Tross drei mal übers Gelände – bis zur Endfeierstation: die SUN FIRE SOUNDSTAGE. Donnerstag ist dort Soca-Tag und somit ein Pflichtermin der Soca-Gemeinde auf dem Reggaejam.

Die SUNFIRE SOUND STATION ist sozusagen das immer weiter ausgewuchernde Camp des Sunfire Sounds aus H-Town (Hückeswagen) an der Dancehall Autobahn zwischen Petit Prince in Köln und dem U Club in Wuppertal – seit zwei Jahren sogar als eine der offizellen Reggae Jam Soundstages. Hier geben sich über vier Tage über 25 Sounds und Liveartists aus Deutschland und Europa die Klinke in die Hand. In meiner Anwesenheit zerlegte gerade das JACASULU MOVEMENT aus Bernburg die Bühne mit einer energiegeladenen Dancehall-Selection. Obwohl weit abseits der Hauptbühne, spürt man hier wahrlich das Herzblut und sieht das Feuer in den Augen aller Beteiligten. In diesem Zustand hätten sie bestimmt vier Tage lang das halbe Reggae Jam an die Wand gespielt.

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Gleich nebenan im BEACHCLUB des Basement Sounds aus Osnabück, wo Liegestühle zum verweilen einladen, verwandelte sich das Areal vor dem Dancehall-Tent in eine Strandoase mit liebevoll gezimmerter Deko. Von 13:00 bis 21:30 Uhr ist hier das Meet and Greet der Dancehall-Gemeinde, die sich schon mal warm macht, um zu späterer Stunde im Dancehall Zelt zu POW POW, SILLY WALKS und BARNEY MILLER abzugehen. Leider wurde das Areal tagsüber durch einen Zaun ein wenig abgetrennt vom restlichen Festivaltreiben, was der entspannten Atmosphäre dennoch keinen Abtrieb verliehen hat.

IMG_9547Ein Hotstpot am Campinggelände ist des Weiteren auf jeden Fall der Bereich vor der Brücke über die Haase. Früher oder später landen alle beim  SANDWICHMAKER mit ihren zwei liebevoll restaurierten DDR-Imbisswagen. Der Sandwichmaker ist seit vielen Jahren eine feste Größe auf dem Platz. Hier gibt es gutes I-TAL Food und täglich legendäre Jam Sessions. Jeder, der sich traut, darf hier über die Riddims voicen. Aber Vorsicht: Das Niveau ist hoch!

Als Nachbar findet sich zum ersten mal Kush’s Place ein. Hier ist ein original Jamaikanischer Food Store mit einem netten, kleinen Soundsystem, das den Platz im Wechsel mit dem Sandwichmaker beschallt. Mit dabei sind die Musiker ohne Grenzen e.V., die sich weltweit engagieren um Menschen unabhängig von ihrer Lebenssituation einen Zugang zu Musik zu ermöglichen.

Eines der dicksten Soundsysteme steht indes weiter hinten: die RIVERSIDE DISCO. Die Berliner Jungs von I-REVELATION sind seit Jahren beim Reggae Jam aktiv und haben ihre Anlage auch schon öfter dem Dancehall-Tent zur Verfügung gestellt. Die Location ist super gelegen an der Haase, der perfekte Ort zum Baden und Sonnen – inklusive guter Bassmassage. Das ist der Ort wo straight Reggae aus allen Zeitepochen gespielt wird. Ich sag’ euch, die Box ist tief. Riverside beim Reggae Jam ist wie YAAM in Berlin – nur, dass eben der Rest der Welt auch noch da ist.

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Der afrikanischste Ort auf dem Gelände ist aus meiner Sicht “MUSH UP DI PLACE” am Eingang des Campingplatzes. Hier ist ein beliebter Treffpunkt der gambischen Community, die an diesem Wochenende aus ganz Europa nach Bersenbrück kommt. Das DJ-Pult ist hier offen für alle, die Lust haben, ein Set zu spielen. Von mittags bis in die frühen Morgenstunden wird Full Power geboten.

Sehr beliebt ist auch das ROOT PLAGUE DUBCAMP ganz am Ende des Festivalgeländes. Jahr für Jahr entsteht ein großräumiges und doch kleines Dubdorf. Es gibt überdachte Chill-Ecken, einen T-Shirt-Stand und sehr leckeres Essen. Für mich einer der dicksten Dubfloors Deutschlands über den Sensi einen eigenen Bericht für euch verfasst hat!

Meine Reise über’s Stoppelfeld hätte noch viel länger gehen können. Unzählige andere kleine und große Camps bleiben hier unerwähnt, überall wird Musik gemacht und gelebt – mit Herzblut und ohne Kommerz. Ganz sicher hat das Stoppelfeld ein großen Anteil daran, dass das Reggae Jam eines der Höhepunkte des Reggaejahres in Deutschland ist.

Weitere Berichte vom Reggae Jam findet ihr bei House of Reggae und Reggaeville.

Ralf Neumann aka RALL-FI

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About Rall-Fi

RALL-FI is an selector, lightman, promoter. He is part of IRIEITES-Germany and BASSMENT SESSION CREW in Frankfurt. Back in the days he started as a graffiti writer and hiphop DJ in 1997 in East Germany.