Pünktlich eine Woche nach dem Reggae Jam in Bersenbrück starten wir von Frankfurt aus in Richtung Reggae Geel. Nach überschaubaren 350 km erreichen wir am Freitagmorgen das kleine Örtchen Geel in Belgien. An zwei Tagen im August findet hier jährlich eines der ältesten Reggae Festivals Europas statt. Zum 39. Mal ist das Reggae Geel mit seinem hochkarätigen Lineup ein Highlight des diesjährigen Festivalsommers, nicht nur für die belgische Massiv!
Freitagmorgen 4. August: Nachdem wir unser Auto geparkt haben, erreichen wir nach wenigen Gehminuten den Camping- und Zeltbereich. Die Einlasskontrolle und Bändchenübergabe funktioniert reibungslos. Auf dem großen Wiesenareal ist schnell ein Platz gefunden und nach kurzem Aufbau steht das Lager für das Wochenende. Der Zeltplatz an sich ist relativ unspektakulär, bietet mit kleinen Shops und einem Soundzelt jedoch ausreichen Angebot. Um von hier das Festivalgelände zu erreichen, durchquert man ein Maisfeld und nach wenigen Metern befinden wir uns am Ort des Geschehens. Erster Eindruck: Das ist ja groß!!! In einer von Wäldern gesäumten Wiesenlandschaft fügt sich das Festivalgelände sehr homogen in die Landschaft ein und neben dem klassischen Essens- und Basarangebot liegt der Schwerpunkt dieser Veranstaltung deutlich bei den verschiedenen Sound- und Livestages.
Vom Eingang aus kommend, fällt uns zuerst die Ska/Rocksteady-Area ins Auge. In der „Ska Ville” bekommt man durchgehend Sets renommierter DJs und Liveauftritte aus den Vortagen des Roots Reggaes auf die Ohren.
Zieht man weiter ergibt sich die Wahl zwischen der „Bounce Dancehall“, einem riesigen Soundzelt und der „Yard“-Stage. Während sich im Zelt von früh bis spät die Sounds und Selectors nebst einigen Artists (z.B. Aidonia, Bay-C) die Klinke in die Hand geben, findet man im „Yard“ ein Programm, welches von Roots und Rastafari bestimmt wird.
Wir erkunden das Gelände weiter und entdecken ein kleines Wäldchen. Etwas erhöht gelegen bietet dieser Kiefernwald das zu Hause der „18 Inch Corner“. Hier kann man Soundsystem Kultur erleben, zu tiefen Bässen und treibenden Riddims tanzen, in einer der zahlreichen Hängematten relaxen oder einfach nur die Natur erfahren. Nach Einbruch der Dunkelheit werden die Baumkronen von unten beleuchtet und es entsteht eine spektakuläre Lichtstimmung, die zusammen mit der Musik eine ganz besondere Atmosphäre kreiert.
Jetzt haben wir Durst! Also erstmal Getränke besorgen. Was auf anderen Festivals diesbezüglich durchaus zur Geduldsprobe werden kann, stellt sich auf dem Reggae Geel als erfreulich unkompliziert und zeitsparend heraus.
Der Grund dafür sind Getränke-Bons! Thats how mi like it!Frisch gestärkt geht’s jetzt Richtung “Mainstage“.
Auch hier beeindruckt die Größe der Bühne. Aber nicht nur das, auch die Soundqualität und Lautstärke überzeugen auf ganzer Linie. Wir beginnen den Konzertabend mit Raging Fyah, später folgt Chronixx und zum Schluss des Abends die Performance von Capleton.
Das unangefochtene Highlight des Freitags war für uns der Auftritt von Hempress Sativa auf der “Yard Stage“. Unconquerebel!
Nach einer kurzen Nacht zieht es uns gegen frühen Mittag vom Campingplatz auf das Festival. Grund dafür ist einerseits das dortige Essensangebot, andererseits lädt das Gelände durch seine Großzügigkeit und Naturnähe zum Verweilen und Entspannen ein.
Sind dann die Energiereserven wieder aufgeladen, kann man sich in Gänze den verschiedenen Subgenres des Reggaes hingeben. Die dezentrale Platzierung, der einzelnen Stages begünstigt das und man hat überall ausreichend Bewegungsfreiheit.
Zum Beispiel vor der Hauptbühne in der 3. Reihe stehen und während des Konzertes was zu Trinken holen und innerhalb von maximal 5 Minuten wieder zurück zu sein, das geht nur hier. Big up! Wir geben uns wieder den Konzerten auf der Mainstage hin. Jesse Royal hat eine großartige Performance abgeliefert. Aber auch Steel Pulse und Black Uhuru dürfen nicht unerwähnt bleiben. Uns hat die durchweg sehr hohe musikalische Qualität auf dem Reggae Geel beeindruckt. Neben herausragender Soundtechnick steht das Reggae Geel für ein, dem Festival angepasstes Lineup. Zwar findet man im Vergleich zu anderen großen Festival weniger Künstler und Artists, dadurch sind die einzelnen Auftritte jedoch deutlich länger. Zudem wird auf den Einsatz von Backing Bands verzichtet und der Großteil der Artists kommt mit eigener Band.
Das Reggae Geel ist für diejenigen genau das Richtige, welche ein ruhiges und entspanntes Festival suchen. Der Schwerpunkt liegt auf der Musik. Man darf jetzt schon gespannt sein, welche musikalischen Leckerbissen nächstes Jahr zum 40. Jubiläum angeboten werden. Für uns verging die Zeit wie im Flug. Glücklich und zufrieden geht die Reise weiter. Aber wohin? ………Zum Ostroda Reggae Festival nach Polen!!!
Den Festivalreport vom Ostroda Reggae Festival Teil eins und Teil zwei findet ihr hier.
Text und Fotos: Kai “Roots” Holzmann