David Nesselhauf “Afrokraut II – The Lowbrow Manifesto” (Légère Recordings)

David Nesselhauf
“Afrokraut II – The Lowbrow Manifesto”
(Légère Recordings – 2018)

Im Rahmen des “Krautrocks” gab es eine kurze Phase, die man als “Afrokraut” bezeichnete. Hier öffnete sich der musikalische Kosmos in Richtung Afrobeat und Funk. Auch wenn der Begriff “Krautrock” recht schwammig ist, weil viel zu viele Bands und Strömungen darunter subsumiert wurden, bezeichnet er doch eine Phase des Aufbruchs in der deutschen Musiklandschaft, die vor allem Anfang bis Mitte der 70er Jahre mit Bands wie Can, Kraftwerk, Guru Guru und vielen anderen deutliche Zeichen setzte und bis heute als sehr einflussreich auf spätere, auch internationale Entwicklungen angesehen wird.

David Nesselhauf war zu dieser Zeit noch nicht geboren, bezog sich aber schon beim ersten Wurf “Afrokraut” (2016) auf den kurzen Ausflug des Krautrocks in funkigere Gefilde. Jetzt legt er mit “Afrokraut II – The Lowbrow Manifesto” nach. Darauf geht er den bereits eingeschlagenen Weg konsequent weiter und präsentiert die versammelte Musik noch ein Spur reifer, ja vielleicht auch runder als auf dem Vorgänger. Der Stilmix ist nach wie vor gewaltig fresh und experimentierfreudig. Afrobeat, Funk, einige Prisen Rock, Jazz und ja sogar Blues werden zu einer Melange verarbeitet, die nie langweilig wird. Der experimentelle Geist des Krautrocks wird so neu eingeatmet und mit viel Spielfreude ins Heute transferiert, ohne dabei zu ernst zu werden.

Mit an Bord sind wieder Freunde des Künstlers: Lucas Kochbeck, Axel Feige (beide sind, wie auch David selbst, Mitglieder bei Diazpora) und Soulamadou. Letzterer war schon beim Vorgängeralbum als Sänger auf dem feinen Track “Come Along Bintang Bolong” zu hören. Auf “Afrokraut II – The Lowbrow Manifesto” setzt er bei den Tracks “Never Take It” und “Transneptunians (II)” markante Akzente. Allen Beteiligten ist ein Album gelungen, das sicher nicht im Mainstream funktionieren wird, aber mit viel Vitalität und überraschenden Ecken und Kanten ins Ohr geht. Und wer will schon Mainstream sein!?

Mit “I Wanna Go Back” und “Believe It” sind zwei Tracks mit Axel Feige am Mirko zu hören. Hier geht es stilistisch in Richtung Soul, wobei die Stimme von Axel Feige auch gut zu Blues passen würde, und das Tempo wird deutlich gedrosselt. Genau das trägt zu der ansprechenden Vielseitigkeit des Albums bei. Und das Schönste zum Schluss: das Album gibt es fein verpackt auf Vinyl!

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.