High Tone
“Time Has Come”
(Jarring Effects – 2019)
High Tone zählen seit Jahren zu den innovativsten Dub-Projekten Frankreichs. Es gibt in Frankreich und auch vielleicht weltweit kaum andere Musiker, die das Dub-Genre derart experimentell ausloten, wie Aku Fen (Guitar & Keys), Twelve (DJ & Samples), Fabasstone (Bass & MS10) und Dino (Drums). Ihr Output sperrt sich gegenüber jeglichen Schubladen, die es zu geben scheint. Insofern steht der Spaß am Experiment ganz weit oben auf ihrer Agenda. Sie haben bereits deutliche Akzente in Richtung “gewöhnlichem”, französischen Live-Dub gesetzt oder sind eher in sphärische Soundscapes mit ihrem Album “Ekphrön” abgedriftet. Immer wieder steht bei ihnen eine Neudefinition an, so scheint es zumindest. Da kann man dann klanglich folgen, oder verschließt sich schlicht und einfach.
“Time Has Come” kommt deutlich elektronisch bzw. digital klingender daher. “Ab wie wenig ist es kein Dub mehr?”, fragt der deutsche Pressetext. Komische Frage irgendwie, denn gerade im Dub ist so wahnsinnig viel möglich, dass es eben der oben genannten Schubladen nicht bedarf. Genau das ist das Wesen von Dub. “Time Has Come” klingt im Vergleich zum bisherigen Output weitgehend anders und vor allem – bezogen auf einzelne Tunes – tanzbarer, als viele der Vorgängeralben. Im Vergleich zum eben erwähnten Album “Ekphrön” von 2014 liegen Welten dazwischen.
Mit der ersten Singleauskopplung “Oh Why” featuring Yehaiyahan werden ganz klar Zeichen gesetzt. Dazwischen gibt es immer wieder Rückbesinnungen auf den vergangenen Output, aber irgendwie auch anders als zuvor.
Ich persönlich schätze den Ansatz von High Tone sehr, auch wenn ich nicht allen ihren Experimenten zujubelnd folge Hier werden Grenzen immer wieder getestet und neu definiert.
Karsten Frehe
Als ich Time has Come vor ein par Wochen zum erstenmal gehört habe, war ich fast schon schockiert wie wenig ich mich für die neue High Tone Scheibe begeistern konnte.
Naja dachte ich mir als ich das erstemal die Nadel auf Out Back gelegt hab war die Vorfreude auch ganz schnell dahin….
High Tone eben – da muss man sich rein hören – das wird schon.
Sind wir mal ehrlich kaum eine High Tone Scheibe knallt einem beim aller ersten mal Hören weg. Das kommt beim 3. und 4. Anlauf – zumindest bei mir. Bei Out Back und Ekphrön (wie zum Teufel spricht sich das eigendlich aus) war das auf jedenfall so.
Also wollte ichs bei Time has come auch wissen und hab Sie mir nochmal und wieder und wieder angehört. Aber nein ich hab keinen Zugang dazu gefunden.
Ich hab die Scheibe tatsächlich schon wieder vergessen bis ich jetzt über Karstens Story dazu gestolpert bin.
Beim verfassen dieser Zeilen hör ich gerade mal wieder seit langem rein…. und nnneiiin, so richtig kann ich mich immer noch nicht damit anfreunden. Ausser evtl mit Babylon Empire.
Aber ok bei Out Back hat es auch Monate gedauert bis ich mich getraut hab auch mal was anderes als den Rub a Dub Anthem öffentlich aufzulegen.
Im Grunde stimme ich dir zu Karsten nur eines noch, wenn “tanzbarer” bedeutet, dass die Tunes jetzt auch auf z.B. der Turmbühne bei der Fusion laufen können kommt das bei mir zumindest nicht unbedingt gut an.
so looong
Hey, danke dir für deinen Kommentar. Wie ich bereits geschrieben habe, gehe ich auch nicht mit allen Neuerfindungen bzw. Klängen von High Tone mit. Was ich aber an ihnen schätze, ist genau diese Offenheit und Experimentierfreudigkeit. Hier gibt es nicht EIN Rezept, das immer und immer wieder kopiert serviert wird. High Tone hat vielmehr Mut….
High Tone hat mich einfach so sehr geflasht, das ich hier jetzt auch nicht ruhig bleiben kann.
Ich habe sie mit “Acid Dub Nucleik” kennengelernt und war sofort hin und weg. Ich mochte die Radikalität, mit der sie Dubgewohnheiten durchbrochen und erweitert haben. Das klappt bei mir nur selten, wenn sich Musiker zu weit aus dem Fenster lehnen und einfach meinen, “wir machen Dub jetzt mal anders”. Ich weiß gar nicht, ob es den Begriff DubStep zu der Zeit überhaupt schon gab. DubStep empfinde ich im Grunde auch als Zumutung aber ich bin geneigt einige Sachen bzw. Elemente von High Tone zumindest als DubStepDub richtig FETT abzufeiern. Als ich dann ein paar Jahre später die “Wafe Digger” bekam, war es um mich geschehen. Ob das nun alles tanzbar ist, hat mich nie interressiert, weil das für mich einfach beste KopfKino Musik war. Das Ist richtig gute FilmMusik. Leider gibt es kein Drehbuch, was dieser geilen Mucke gerecht werden könnte. Allein die Lache von der jungen Frau zu dem extrem fantasievollen Dub ist für mich heute immer noch eine sehr ansteckende Freude. Dann diese alte Sirene zu einem wirklich radikalen “DubStepDub”, ist einfach nur hammergeil. Ich fand dann auch noch die Kollaborationen mit Zenzile und Brain Damage richtig gut. Auch “Underground Wobble” bietet mir noch sehr viel gutes. “Ekphrön” habe ich mir auch noch ungehört zugelegt und muss gestehen, dass sie mich damit auch nach dem 4. bis 6. mal nicht mehr faszinieren konnten. High Tone hat sich seitdem wohl die Hörner abgestoßen und wird jetzt vernünftig. Mit Vernunft kann und will ich aber nix zu tun haben.
“Time has Come” scheint auch so ein VernunftsProjekt zu sein, damit man es auf DubDances hören kann. Mir gefällt es durchaus aber die Faszination, die High Tone am Anfang bei mir ausgelöst hat, ist leider weg.
Greetings …… lemmi