Weedbeat Festival 2019
Es sind nicht immer die großen Festivals, die überzeugenden Künstlern eine Bühne bieten. Seit Jahren erweist sich das Weedbeat Festival im kleinen Rössing in Niedersachsen als mutig und bietet kreativen und verdammt guten Bands ein Forum, um sich der heimischen Reggaeszene gebührend zu präsentieren. Oft weit bevor sich die großen Player auf dem Festival-Parkett dieser Bands annahmen. The Hempolics, Dubmatix, Illbilly Hitec, Symbiz, das Steinregen Dubsystem und viele mehr waren hier, bevor es in Sachen Aufmerksamkeit in Deutschland richtig los ging.
In diesem Jahr war es zum Beispiel Guacáyo aus Hamburg. Die Band hat das Festival am Freitag auf der Open Air-Bühne eröffnet und für mächtig Eindruck gesorgt. Was für eine Stimme, was für schöne Songs!? Und wenn man sich im Publikum umgesehen hat, konnten ein paar Besucherinnen sogar einige Tunes, wie zum Beispiel “Lady”, Wort für Wort mitsingen.
Der Auftritt von Jamaram war ebenfalls großartig. Die Band hat rings um Hildesheim eine sehr große Fangemeinde und war daher nicht zum ersten Mal beim Weedbeat dabei. Entsprechend frenetisch wurde die packende Show gefeiert, bei der viele Tracks des neuen Albums “To The Moon And The Sun” dabei waren. Die Musiker von Jamaram sind zweifelsohne Garanten für eine gute Stimmung! Als Überraschung kam Sophie von Guacáyo bei einem Song auf die Bühne und wurde vom anwesenden Publikum nochmal gefeiert.
Am Samstag, den 20.7., haben mich persönlich vor allem die Auftritte von Damian Lee & Band sowie Illbilly Hitec feat. Kinetical & Tribuman überzeugen können. Damian Lees Mischung von Hip Hop, Reggae und Soul gepaart mit interessanten und manchmal kritischen Texten hat für angenehme aber auch nachdenkliche Momente am frühen Abend gesorgt. Vor seiner Show hatte es allerdings ein heftiges Gewitter gegeben, sodass sich etliche Besucher untergestellt haben. Eine kleine Gruppe hat es allerdings im heftigen Regen direkt vor der Bühne tapfer ausgehalten (siehe Fotos in der Galerie unten). Respekt!
Illbilly Hitec kam zusammen mit Kinetical und Tribuman im Rahmen der “Good Bye Tour” auf die Bühne. Im Oktober ist Schluss. Insofern war es das letzte Mal für diese Band aus Berlin auf dem Weedbeat. Und das wurde ausgiebig gefeiert. Illbilly Hitecs wilde Mischung aus Sounds, die mit “Reggaetronics” betitelt wurden, geht immer gut in die Beine und erreicht schon seit 10 Jahren ein Publikum weit über den Reggae-Dunstkreis hinaus. So auch an diesem Abend in der Nähe von Hildesheim. Der Österreicher Kinetical und der Franzose Tribuman lieferten auf der Bühne mächtig ab und garnierten die Illbilly Hitec-Tunes mit ihrem mitunter wahnsinnig schnellen Rub-A-Dub-Style. Tribuman griff zudem zur Trompete. Klasse!
Million Stylez aus Schweden war mit der deutschen Band Boomrush Backup angereist. Gemeinsam präsentierten sie eine solide Show. Auch wenn Million Stylez gesanglich gut rüber kam, stehe ich dem Ganzen nach wie vor ambivalent gegenüber. Das liegt vor allem daran, dass die Performance vorhersehbar war und sich von dem, was man immer wieder wie von der Stange gespielt auf Festivals zu hören bekommt, nicht abgehoben hat. Zudem wob der Schwede immer wieder Versatzstücke von Tunes anderer Artists in sein Programm ein, um einen Wiedererkennungswert zu erzeugen. Das war etwas schlapp. Bei eigenen Tunes, allen voran “Miss Fatty”, geriet das Programm deutlich stimmiger.
Den Sonntag des Festivals habe ich ausgespart. Die Nässe kroch an mir hoch und ich zog es vor, spät am Abend den Weg nach Hause anzutreten. Das allerdings mit einem Lächeln auf dem Gesicht und in großer Dankbarkeit für die vergangenen zwei Tage.
Text und Fotos: Karsten Frehe
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