Groundation “One Rock” (Easy Star Records/Baco Records)

Groundation
“One Rock”
(Easy Star Records/Baco Records – 2022)

Whow! Groundation melden sich nach einer etwas längeren Pause mit dem Album “One Rock” mehr als amtlich zurück. Ich mache das Ganze hier mal persönlich. Als mir das Album “Hebron Gate” vor vielen Jahren zugeschickt wurde, war ich sofort begeistert und überrascht. Zu dem Zeitpunkt war Groundation für viele Reggae-Nerds noch gar kein Begriff in Europa, da sie noch kein Label hatten, welches ihre Musik in diesen Breiten veröffentlichte. Was für eine Band, was für ein charismatischer Sänger und Strippenzieher Harrison Stafford. Die Verbindung von Jazz und Reggae ist bis heute in dieser Qualität und Experimentierfreudigkeit einzigartig, auch dank aller beteiligten Musiker. Und zugleich sind alle Alben der kalifornischen Band tief verwurzelt im ursprünglichen Roots Reggae-Sound. Dieser Spagat muss erst einmal geschafft werden!

Vor dem Album “The Next Generation” (2018) gab es einen Umbruch und eine Neubesetzung der Band um Harrison Stafford. Auf jeden Fall auch ein gutes Album, aber irgendwie weniger authentisch und geerdet wie die vorherigen Longplayer. Mit “One Rock” gibt es aktuell eine Rückbesinnung auf die älteren Jahre. Es wird musikalisch mehr gewagt, so zumindest mein Gefühl, und die alte Kraft kehrt wieder voll zurück.

Die Mitglieder von Groundation sind allesamt hochkarätige Musiker*Innen. Auf einem extrem hohen Niveau spielen sie mit Tempo- und Stimmungswechseln, arbeiten mit Polyrhythmik, experimentellen Harmonien etc. und erschaffen so äußerst komplexe Arrangements. Zum ersten Mal tauchen auf “One Rock” bei den ersten drei Songs sogar Streicher auf. Es gibt also viel zu entdecken.

Zudem sind wieder ein paar illustre Gäste mit dabei. Dieses Mal wurden Israel Vibration, The Abyssinians und wieder einmal The Congos eingeladen, die schon auf den Alben “Hebron Gate” und “Here I Am” vertreten waren. Harrison Stafford, der tief in der Rasta-Kultur steckt und u.a. an dem Film “Holding On To Jah” beteiligt war, zollt den Veteranen immer wieder gerne Respekt. Auf dem vorliegenden Album vor allem mit den Track “Original Riddim” auf dem mit den Abyssinians und Israel Vibration gleich zwei Veteranen zu hören sind.

Mein persönlicher Favorit ist “Market Price”. Ein recht langes Klaviersolo startet den Song, geht in ein furioses Bläserarrangement über um dann in einen One-Drop zu rutschen. Das hat wirklich Klasse! Groundation schafft es immer wieder, mit ganz eigenen Wegen zu überraschen, so auch sehr versiert auf “One Rock”.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.