Nneka, Fabrik, Hamburg, 14.3.23

Nneka – Back in Hamburg!

Wo sonst sollte diese Künstlerin nach der langen Pandemie-bedingten Pause ihre Rückkehr zur deutschen Bühne feiern als in Hamburg? In der Stadt, in der vor ziemlich genau 20 Jahren ihre Karriere begann? Beim gestrigen Auftakt-Konzert des Deutschland-Teils ihrer aktuellen Tour begeisterte Nneka Hunderte Fans mit feinster Musik und ihrer unvergleichlichen Stimme in der Hamburger Fabrik.

Bevor sie zum Mikro greift, überlässt Nneka das Rampenlicht jedoch zunächst zwei Gästen. Pünktlich um 20 Uhr stellt sich Kaleo Sansaa dem Publikum vor, eine junge Rapperin aus dem Ruhrpott, die uns gemeinsam mit DJane Justice ordentlich einheizt. Selbstbewusst und mit einem ganz eigenen Flow stellt sie einige Stücke vor, darunter das gerade erschienene “Pay Mi In Cash” oder das ruhigere, ihrer verstorbenen Großmutter gewidmete “My Peace”. Spannend!

Nach kurzer Umbaupause übernimmt der Musiker Saliou Cissokho, der ursprünglich aus dem Senegal stammt, aber schon lange in Hamburg lebt und arbeitet. Er spielt Kora, ein westafrikanisches Instrument, das vor allem jene überrascht, die dieses noch nie live erlebt haben. Virtuos fliegen seine Finger über sie Saiten, und die ohne Gesang vorgetragene Musik hinterlässt eine fast greifbare Spannung, die allerdings in der erneuten längeren Pause schnell verfliegt.

Dann betreten um 21 Uhr vier Musiker die Bühne und nehmen an bzw. hinter ihren Instrumenten Platz: Mo an der Gitarre, Nigel am Bass sowie Keyboarder Sebastian und Schlagzeuger Michel. Der Start ihres Konzerts ist eher ruhig. Nneka kommt auf die Bühne, greift zum Mikro und fängt an zu singen, ohne Ansagen, ohne Allüren, nur mit ihrer Stimme und dem Titel “With You”, mit dem auch ihr 2022 erschienenes Album “Love Supreme” startet. Es ist das erste von insgesamt 13 Liedern, die uns durch die zwei Jahrzehnte ihres musikalischen Schaffens führen und von der sowohl stilistischen als auch stimmlichen Bandbreite dieser faszinierenden Künstlerin zeugen.

Nneka ist ganz bei sich und ihren Musikern während dieser anfänglichen halben Stunde, erst dann nimmt sie auch Kontakt zum Publikum auf, bedankt sich für unser Kommen, erzählt Anekdoten von ihren frühen Erfahrungen in Deutschland. Mit “Babylon”, “Shining Star”, “My Love, My Love” und “Maya” nimmt sie uns mit in ihre Welt, die mal laut und dynamisch, mal leise und schmerzerfüllt, mal nach Neo-Soul und mal nach Reggae klingt, aber immer emotionsgeladen und authentisch ist. Zwischendurch greift sie auch selbst zur Gitarre, ein Instrument, das nur aus Rahmen und Saiten besteht, und fügt sich nahtlos in den Klangteppich ein, den ihre Musiker ausrollen. Überhaupt ist deren Interaktion sehr harmonisch und eingespielt – da macht das Zuhören und Mittanzen Spaß!

Nach einer guten Stunde verabschiedet sie sich, wird aber durch lautstarke Zugabe-Rufe samt Band für zwei lange Stücke zurückgeholt. Vor dem letzten Lied regt Nneka gekonnt zum Nachdenken an mit den Worten: “We tend to need spech, we tend to need noise. How about silence more often? Love Supreme comes from a place of stillness!”

Ein schöner, intensiver musikalischer Abend – Danke, Team Nneka!

Text & Fotos: Gardy Stein

 

 

About Gardy

Gemini, mother of two wonderful kids, Ph.D. Student of African Linguistics, aspiring author...