Feuerroter
Klatschmohn vor und inmitten von saftig grünen Gräsern,
die Dürer in dieser Intensität als Rasenstück
nicht hätte zeichnen können. Zwei sich komplementär
verhaltende Farben, die sich in ihrer Intensität gegenseitig
steigern. Analog zu diesem Bild verhält es sich mit den
Klangfarben von Best Seven Records aus Berlin (Sonar Kollektiv).
Elektro-Dub meets Club mit einer tief eingeatmeten Inspiration
durch die alten Meister des Dub, von Tubby über Perry und
Bovell bis hin zu den Neo Dub-Highlights ab Mitte der 90er Jahre.
Best Seven hat es in sich, veröffentlicht keine Massen
sondern geht mit Bedacht und sorgsam ans Werk. Begonnen hat
es mit 7 Inches, dem klassischen Reggae-Format, hörte aber
dort nicht auf, sondern wurde durch Compilations ergänzt
(Dub Infusions 1 + 2). Gerade diese können sich mit den
exquisiten High Fidelity Dub-Samplern oder der King Size Dub
Reihe messen lassen. Es sind also Kenner am Werk - mit erlesenem
Geschmack und einem guten Händchen für Selections.
Gerade erst wurden die Best Seven Selections veröffentlicht.
Die Vielfalt der daruf zu findenden Tunes lässt sich vielleicht
an den Namen einiger der Acts erahnen, die darauf zu hören
sind: Lightning Head (Bigga Bush - ex Rockers Hifi), Patrice,
Rhythm & Sound, Taffari, Jazzanova feat. Ursula Rucker,
Fat Freddys Drop und Paul St. Hilaire. Ein paar der Tunes werden
ebenfalls als 12 Inches herauskommen. Also Ohren und Augen auf!
Daniel W. Best gibt Antworten ...
Zwölf
Hammer-Tunes auf einer Compilation: Best Seven Selections! Kompliment.
Wie bist du bei der Auswahl der Stücke vorgegangen und
warum sind gerade diese 12, die ja nicht alle bereits bei Best
7 erschienen sind, auf dem Silberling gelandet?
Es
ging nicht darum stur die Sachen auf die CD zu packen, die auf
meinem Best Seven sind sondern eine Stimmung und einen bestimmten
Geschmack rüberzubringen. Außerdem habe ich persönlich
zu den meisten Protagonisten einen persönlichen oder einen
geographischen Bezug.
Gleich
auf zwei Tunes der neuen "Best Seven Selections",
"Jah Jah Deh Deh" und "Bass Drum And Snare",
ist Patrice am Mikrophon zu hören. Da ich davon ausgehe,
dass die Auswahl nicht zufällig passiert, liegt hier ja
eine kleine "Häufung" vor. Was schätzt du
besonders an Patrice?
Ja,
in erster Linie gibt es zwischen mir und Patrice einen freundschaftliche
Beziehung. Vor Jahren habe ich im Rahmen der ESCOBAR die ersten
Patrice-Auftritte in Berlin organisiert. Für das Album
von Lightning Head "Studio Don" fragte ich ihn ob
er vielleicht ein Paar Vocals liefern würde und das hat
er getan. Die Version hier ist bisher nicht veröffentlicht
worden. "Jah Jah Deh Deh" gefiel mir wegen den elektronischen
Elementen gepaart mit Patrice einzigartigen deepen Vocals. Und
da Best Seven Platten vor allem im Ausland gekauft werden. Dachte
ich mir diese Käufer müssen Patrice hören!
Ebenfalls
zweimal gibt es DJ Fitchie & Joe Dukie aus Neuseeland zu
hören (einmal unter dem Namen Fat Freddys Drop). Die beiden
waren bereits vorher mit ihrem Tune "Midnight Marauders"
auf einer Best 7-12 Inch zu hören. Kommt demnächst
ein wünschenswertes Full-Length-Album mit den beiden?
Hoffentlich,
wir warten. Die ganze Band war ja in Europa diesen Sommer...
die Best Seven 12 Inch mit "This Room" wird auf der
B-Seite auch einen Live-Mitschnitt von Fat Freddys Drop live
in Berlin auf dem Jazzanova Clubabend "Kaleidoskop"...14
Minuten!
"Future
Dub" bevorzugt Nicolai Beverungen von Echo Beach/Select
Cuts als Begriff, "Neo Dub" verabscheut er. Jetzt
lese ich in einem Faltblatt vom Sonar Kollektiv den Terminus
"Broken Dub" unter der veröffentlichten 7 Inch
von Chaka Domu vs. Buju Volcov's "How To Find Royal Jelly".
Was verbirgt sich nun hinter "Broken Dub"?
OOPs...ich
glaube der Redakteur ging auf meinen Musikgeschmack ein.....Dub...Brokenbeat
und ja natürlich Soul!
Über
das Sonar Kollektiv heißt es, daß die Idee der Qualität
in der Musik von großer Bedeutung ist. Woran machst
du diese Qualität für den Bereich Dub fest?
Das
ist manchmal schwer zu sagem...bei Dub geht's um deepness...und
auch um Bass....und um einen Sound der einen umhüllt, umarmt...Wärme!
In
Deutschland, so scheint es, gibt es für Dub nach wie vor
eine relativ kleine Szene, vergleicht man etwa mit Großbritannien
und Frankreich. Wie erklärst du dir das?
Ich glaube es ist falsch von einer
abwesenden Dub-Szene in Deutschland zu sprechen...ich bin froh,
dass es keine Szene wie in Frankreich oder dem UK gibt.
Im Club kann man nicht Stunden lang Dub hören. Ich finde
es wichtig "Dub" zu integrieren im gesamt musikalischen
Kanon. Dub wird von den meinsten als Rasta-Kiffer Musik abgetan...und
der Mainstream hat Angst davor. Bringen wir doch den Dub-sound
in unsere Mitte z.B. durch "Best Seven Selections"...ich
will, dass "Brigitte" Leser auch meine CD kaufen...K&D
haben z.B. einen sehr starken Dub-Einfluß. Dub-Musik wird
vor allem zuhause konsumiert, da ist die Szene!
Neben
dem Sonar Kollektiv-Umfeld als einem sehr kreativen Pool von
Künstlern gibt es in Berlin mit Meteosound ebenfalls ein
Label, das im weiten Feld des DUB tätig ist. Gibt es zwischen
euch, also Daniel (Meteo) und Daniel (W. Best) Kontakte oder
womöglich Zusammenarbeit?
Ja,
es gibt Kontakte... ich mag sein Label sehr und werde wohl auf
einer der nächsten "FAYA!" Partys im WMF/Cafe
Moskau-(sozusagen der "Best Seven" Abend) hoffenlich
BUS einladen können... Respect goes to Daniel Meteo.
Gerade
in Berlin gibt es derzeit etliche gute Projekte, die als gemeinsamen
Nenner Dub haben (ich denke da z.B. an Noiseshaper, Rhythm &
Sound, Bus, Paul St. Hilaire). Wie kommt es, dass sich gerade
in Berlin etwas tut? Sind es besondere künstlerische Energien,
die in und um Berlin frei werden? Sind es Synergieeffekte?
Wenn
wir ganz ehrlich sind... Berlin ist billig! Hier hast Du weniger
Sorgen als DJ/Produzent als z.B. in London... und ja der Lebenstil
ist hier auch prägend dafür. Übrigens hat der
Axel Hirn von Noiseshaper "Water on Glass" mit Taffari
produziert auf der Best Seven Selections produziert.
Du
bist selbst als DJ tätig. Entspricht die auf der Compilation
zu findende Musik deinen DJ-Sets? Gibt es dort womöglich
andere oder variierende Schwerpunkte?
Ja,
da kommt noch Boogie, Soul, HipHop, Dancehall, Brokenbeat, Afro,
noch dazu- Dance-Music...for the Hips
Wo
kann man dich in Berlin auflegen sehen/hören?
Meistens
im Watergate auf dem Hard-Edged. Freitag...gerade bin auch auch
auf Tour für die "Best Seven Selections".
Wenn
du deine Ohren in die derzeitige Szene (von Reggae über
den gehypten Dancehall bis Dub) hängst. Was fällt
dir positiv und was vielleicht negativ auf?
Positiv-finde
ich inzwischen die außerordenltche Produktivität
in der deutschen Dancehall-Szene vor allem die ganzen jungen
Soundsystems...andererseits fehlt auch viel Education... worum
geht es in Reggae-Musik? Wie ist sie entstanden? Worum geht's
in den Texten, etc.
Ebenfalls
in der eben schon erwähnten Sonar Kollektiv Broschüre
ist zu lesen, dass ihr über den dritten Teil der "Dub
Infusions"-Reihe nachdenkt, "just because it's so
much fun to be dubbed out into space". Ich persönlich
kenne nur den ersten Teil, bin aber nach wie vor schwer begeistert
(vor allem von "The Invasion Of The Real Estate Agents"
von Beats International). Gibt es für das dritte Kapitel
schon Ideen oder konkrete Künstler/Tunes, die nicht fehlen
dürfen?
Das
ist noch ein Geheimnis! Aber da kommt was...
Wann
ist mit einer Veröffentlichung zu rechnen?
Hoffentlich
so gegen April 2004...
Welche
weiteren Projekte stehen demnächst an?
Kabuki
in Dub Album, Dub Infusions 3 und natürlich Best Seven
Selections 2.
Interview:
Karsten Frehe (11/03)
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