Noiseshaper
Rough Out There

Nach "Prelaunch Sequence" (2001) und "The Signal" (2003), beide bei Different Drummer erschienen, steht seit einiger Zeit das Nachfolgewerk "Rough Out There" (Echo Beach) in den Regalen.Dabei wird der Weg des Downbeats mit Reggae und vor allem Dubanteilen konsequent weiter gegangen. Herausgekommen ist eine vielseitige Platte, die trotz verschiedener Einflüsse einen insgesamt geschlossenen Gesamtcharakter entwickelt und sowohl entspannende als auch elektrisierende Momente enthält. Eine gelungene Mischung also, die ein breites Publikum ansprechen dürfte. Das haben sie auch kürzlich auf einer ausgiebigen Tour - mit einem Stopp unter anderem beim Summerjam - eindrucksvoll beweisen können. Grund genug, nach dem Interview anlässlich des Albums "The Signal" vor zwei Jahren ein paar neue Fragen an Axel Hirn und Flo Fleischmann zu richten.

"All A Dem A Do" entwickelte sich verdientermaßen international zu einem Radiohit. Leider habe ich das hier in Hamburg - bei zugegeben wenig Radiokonsum - nicht so richtig feststellen können. Würdet ihr sagen, dass die Reaktionen anderswo deutlich besser waren? Sind Radiostationen im Ausland mitunter mutiger bei ihrer Musikauswahl?

Flo: Weiss nicht ob es besonders mutig ist unsere Songs im Radio aufzulegen. Die Sender hier in Berlin hatten jedenfalls kein Problem damit. Auch in Österreich hatten wir gutes Airplay. Am meisten werden wir allerdings in den USA gespielt, wo es zahlreiche unabhängige College Radiostationen gibt, die nicht nur den Mainstream bedienen.

Der stimmlich vielseitige Juggla ist auf "Rough Out There" viel öfter zu hören und scheint sich zu einem festen Mitglied der Band gemausert zu haben. Stimmt das?

Axel: Ja, im Gegensatz zu unseren letzten beiden Alben wollten wir diesmal hauptsächlich mit nur einem Vocalisten arbeiten. Juggla war für uns einfach die logische Wahl, da wir schon mit ihm getourt sind und er aussergewöhnlich vielseitig ist.


Parallel arbeitet er allerdings immer noch beim Overproof Soundsystem. Wie schafft er das? Hat er nicht einen prall gefüllten Terminkalender?

Flo: Allerdings, am ersten September muss er beispielsweise einen Gig mit Noiseshaper in Lisabon spielen und am nächsten Tag den frühest möglichen Flieger nach Birmingham nehmen um rechtzeitig beim Soundcheck mit Overproof zu erscheinen.

Auch Vido taucht wieder auf, allerdings nicht in einer so dominanten Rolle wie beim frühen "The Only Redeemer", das er auch bei der Tour präsentiert hat. Wird er zukünftig wieder mehr vorm Noiseshaper-Mikro stehen oder bleibt es eher bei der durchgängigeren Kooperation mit Juggla?

Flo: Grundsätzlich sind Kooperationen mit anderen Vokalisten natürlich immer interessant für uns, wir werden aber weiterhin verstärkt mit Juggla zusammen zu arbeiten.
Axel: Vido hat ja zusammen mit Jackie Deane die Backingvocals fürs neue Album beigesteuert und bei unseren Gigs in Berlin ist er auch fast immer mit am Start.

Dennis Bovell, eine Ikone des britischen Reggae, ist auf zwei Tracks des neuen Albums am Bass zu hören ("Rough Out There" und "Bushmaster"). Wie kam dieser Kontakt zustande?

Flo: Axel arbeitet ja seid geraumer Zeit bei Adrian Sherwood in London, dadurch war es nicht schwierig den Kontakt zu Dennis Bovell herzustellen. Ich habe mich als alter LKJ Fan natürlich besonders gefreut dass er sich bereit erklärt hat mit uns zu arbeiten.

Geht es euch bei dieser Zusammenarbeit um einen zugkräftigen Namen oder eher um musikalische Qualitäten?

Axel: Dennis Bovell hat halt einen zugkräftigen Namen auf Grund seiner musikalischen Qualitäten.
Flo: Aber um reines Namedropping ist es uns nicht gegangen.


Insgesamt erscheint mir "Rough Out There" etwas tanzbarer als der Vorgänger. Guckt ihr mehr beim Komponieren auf die Dancefloor dieser Welt als früher?

Flo: Ich finde unsere früheren Stücke auch durchaus tanzbar.
Axel: Eigentlich haben wir uns weniger um so was gekümmert und so gesehen gab es auch mehr "four to the floor" - Titel auf der letzten CD. Uns war es eher wichtig ein in sich stimmiges Album zu produzieren.


Nachem die beiden ersten Alben bei Different Drummer erschienen sind, kommt "Rough Out There" über Echo Beach. Woran lag es im wesentlichen, dass ihr das Label gewechselt habt?

Flo: Da ja unser Vertrieb ,die EFA Medien, Pleite gemacht hat und Different Drummer uns nicht mehr bezahlen konnte oder wollte, war es für uns klar dass wir das Lable wechseln würden. Heute sind wir glücklich bei Echo Beach gelandet zu sein.
Axel: Wir hatten ja mit Echo Beach auch schon in den letzten Jahren durch Compilations und Remixes zu tun und da hat sich eine mögliche Zusammenarbeit schon abgezeichnet.

Auf "Rough Out There" ist ein Remix von Carl Douglas "Kung Fu Fighting zu hören, der vorher ebenfalls auf der Versammlung unterschiedlichster Remixe desselben Songs bei Echo Beach zu hören war. Was habt ihr als erstes gedacht, als Nicolai Beverungen von Echo Beach mit dieser Idee an euch trat?

Flo: Ich fand es ganz lustig mal so einen alten Song aus den Siebzigern bearbeiten zu dürfen. Ich kannte "Kung Fu Fighting" ja von der gleichnamigen Fernsehserie aus meiner Kindheit.
Axel: Mein erster Gedanke war, wer will sich 16 mal hintereinander Kung Fu Fighting in verschiedenen Versionen anhören. Was nicht heissen soll, dass die Idee schlecht war, es sind ja auch wirklich einige sehr gute Remixes auf der Compilation drauf. Ausserdem war es sehr interessant mit den Originalspuren einer 70er Jahre Produktion zu arbeiten.

Beim Summerjam habt ihr am Anfang eures Sets, vor allem Juggla, nicht ganz so glücklich und entspannt gewirkt. Lag das an der zugewiesenen ungünstigeren Zeit für den Auftritt am Sonntagnachmittag oder woran? Vielleicht war es ja auch nur mein persönlicher Eindruck.

Flo: Wir hatten am Samstag einen ziemlich lustigen Gig in Hannover gespielt und hinterher etwas zu ausgiebig gefeiert. Am nächsten Tag mussten wir früh raus um rechtzeitig beim Summerjam aufzutauchen. Dann musste alles ganz schnell gehen und vielleicht haben wir dadurch einen etwas unentspannten Eindruck gemacht, so schlimm wars aber auch wieder nicht. Mir hat`s jedenfalls Spass gemacht.
Axel: Ich glaube Juggla hatte auch Probleme mit dem Monitorsound und Vido kam erst in letzter Sekunde zur Bühne, das mag vielleicht auch dazu beigetragen haben.


Ihr ward ausgiebig auf Tour. Wo waren die Reaktionen des Publikums am besten?


Axel: Das ist schwer zu sagen, da wir in sehr unterschiedlichen Venues spielten. Von kleinen Clubgigs bis zu grossen Festivalbühnen. Mir persönlich hat die Stimmung am besten in Wien und Augsburg gefallen.
Flo: Die Leute haben glücklicherweise überall gut auf uns reagiert, ich fand vor allem das Reggae Meeting in der Nähe von Prag ziehmlich cool. Das ist ein Free Festival, wo die Leute keinen Eintritt sondern nur eine Spende nach eigenem Ermessen geben. Die Veranstalter machen absolut keinen Profit sondern handeln aus reinem Idealismus, sowas gibt`s in Deutschland leider nur noch selten.

Welche Projekte stehen demnächst an?

Flo: Wir werden im Herbst weiter mit unserem aktuellen Album Touren und an neuen Tracks arbeiten.
Axel: Ausserdem haben wir gerade einen Remix für einen amerikanischen Hip Hop Act fertig gestellt und basteln auch schon an unserem nächsten Album, das dann 2006 erscheinen wird.


Interview: Karsten Frehe (08/2005)
Fotos: Fabian Hilger


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