Fedayi
Pacha
"The 99 Names of Dub"
(Hammerbass - 2007)
Während die
Welt sich gerade den Orient zum auserkohrenen Feind stilisiert, scheint
es gerade im Bereich Dub immer mehr Projekte zu geben, die sich genau
diesem Thema annehmen. Man denke da zum Beispiel an die Produktionen
aus dem Hause Barraka Azzddine
und Maghrebika. Ein Mitglied der
St. Etienne-Dub Crew BANGARANG hat sich als FEDAYI PACHA selbständig
gemacht, um die Känge seiner Heimat, dem Mittleren Osten, sowie
des Balkans und Indiens mit elektronischem Dub zu vereinen. Damit steht
er wahrlich nicht alleine da, denn bei all der politischen Verteufelung,
die zur Zeit in Sachen "axis of evil" von Bush un Co. verbreitet
wird, scheint es wichtig zu sein, ein Gespür davon zu vermitteln,
wie es musikalisch "dort" abgeht. Wer sind die Menschen, die
durch unsere medial beschränkten, vermittelten Raster fallen? Was
hören sie? Womit geht es ihnen musikalisch gut? Und wie lässt
sich das alles gepaart mit Elektronik in ein neues Gewand kleiden, das
zeitgemäß ist? All diese Fragen versucht Fedayi Pacha zu
beantworten. Ein umfangreiche Unterfangen, das selten gelingt, wenn
man den Maßstab des Dub und eingängiger, weil westlicher
Musik anlegt. Lässt man sich aber auf das Ungewöhnliche ein,
funktiniert das. Dub ist nicht zu kategoriseren. Wer hier Reggae erwartet,
wird sich fragend abwenden, denn das ist nicht der Ansatz. Gefällige
Steppers-Beats sind nicht zu hören. Reggae als Dub-Fundament taucht
sehr sehr selten auf. Zumeist überwiegt das Orientalische und na
klar der Bass. Beim "Bhayravi Steppa" wird dann ähnlich
dem letzten Album des Dub Trios aus den USA sogar heftig in die Gitarrensaiten
gegriffen. "The 99 Names Of Dub" lotet Möglichkeiten
abseits von Standarts aus und ist alleine schon deswegen ein spannendes
Unterfangen.
Karsten Frehe
www.hammerbass.fr