Santigold “I Don’t Want: The Gold Fire Sessions” (Awal/Downtown)

Santigold
“I Don’t Want: The Gold Fire Sessions”
(Awal/Downtown – 2018)

Für Popcaan und “Soca Monarch” Machel Montano hat er schon gearbeitet und Vybz Kartel hat auf seinem Label veröffentlicht: Der New Yorker Dre Skull musste als genau der Mann ran, mit dem die R’n’B-Sängerin Santigold ihr gelungenes viertes Album machen wollte. Das Mixtape “I Don’t Want: The Gold Fire Sessions” schoss in der ersten Verkaufswoche auf die #1 der US-Billboard-Reggae-Album-Charts.

Santigold ist eine Hybrid-Musikerin. Punkrock, Electropop, Dancehall und R’n’B gleichermaßen zugeneigt, pfeffert sie ihre Sounds immer ordentlich durch. “Wha‘ You Feel Like” kommt im Stile einer Spice daher, Trillerpfeifen und Wummerbässe inklusive, mit einem Schuss direkter Sexualität, die Stimme dunkel bis näselig-aggressiv.

Der eine der beiden Titeltracks “I Don’t Want” zeigt Santigold in zwei gänzlich anderen Stimmlagen und Umgebungen: im Chorus als (angenehme) Fiepsmaus auf Digital-Disco-Schepper-Beat, die vor Sehnsucht fast zerbricht, in der Zwischenstrophe mit warmem Timbre und klagend-süß. Ringsherum sind einige schöne Pop-Hymnen. Partiell erinnert sie da schon mal an Indie-Pop à la Florence & The Machine, klingt aber immer eine Spur nach edlem Abendkleid.

Das Duett mit Shenseea, “Don’t Blame Me” ist für mich eine der Dancehall-Hymnen von 2018. Die junge Shenseea hatte bislang ja vor allem auf die Rolle als Featuring Artist in Kombi mit männlichen Interpreten Jahmiel, Sean Paul, Konshens oder Bunji Garlin gesetzt. Die Female-Female-Kooperation klappt super, beginnt zwar holprig, verschmilzt aber im Lauf des Tunes.

Das zweite Titellied “Gold Fire” zeigt, dass Sparks und Pet Shop Boys eben in den Metropolen-Sounds von London, L.A. und New York immer wieder im Kommen sind. Da auch Dancehall-Acts wie Kranium verstärkt z.B. in NYC arbeiten, ist dieser Sound einflussreich für Jamaika.

Philipp Kause

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About Philipp Kause

Philipp hat Musikethnologie studiert und verschiedenste Berufe in Journalismus, Marketing, Asylsozialberatung und als kaufmännischer Sachbearbeiter ausgeübt – immer jedenfalls stellt er Menschen Fragen. Er lebt zurzeit in Nürnberg, wo er die Sendung „Rastashock“ präsentiert, die seit 1988 auf Radio Z läuft.