Mr.DeeKay über sein neues Album “Deetopian”

Mr.DeeKay im Interview

Er kommt aus Weyhe bei Bremen, hat mit Deutsch-Rap angefangen und widmet sich schon länger dem deutschsprachigen Reggae. Mit seinem Bruder hat er über lange Zeit mit “Gebrüder Tiefenrausch” ein paar Alben und Singles heraus gebracht. Musikalisch haben sich die beiden etwas auseinander gelebt und so macht mittlerweile jeder sein eigenes Solo Projekt. Mit “Deetopian” hat Dennis aka Mr.DeeKay sein Debütalbum am 10. Januar veröffentlicht.

Ich habe mich kurz nach dem Releasedate mit ihm getroffen und wir haben uns über das Album, seine Entstehung und die Zukunft unterhalten.

Erzähl uns was über dein Album “Deetopian”.

Es war bisher so, dass ich Afrika in meinen Songs thematisiert habe. Die Menschen hier können sich damit aber nicht so gut identifizieren. Diesmal wollte ich das umkehren: die Sounds afrikanischer werden lassen und die Aussagen so gestalten, dass sie einen Bezug dazu haben, aber, dass man das auch in unserem Kontext versteht.

Ich könnte dein Album jetzt nicht einem Genre zuordnen. 

Richtig, es sind viele Einflüsse fernab vom Reggae enthalten, Afrobeat zum Beispiel. Es ist sehr durchwachsen. Mir fällt es schwer, es wirklich einzuordnen. Es sind auch Rootsreggae- und Dancehall-Songs drauf, deswegen hab ich es eher in Worldmusic aus Afrika eingeordnet.

Ist das Album in kompletter Eigenregie entstanden oder hattest du Hilfe?

Das ist das erste Mal, dass ich nichts aus der Hand gegeben habe. Anderthalb Jahre habe ich für das Schreiben, Aufnehmen, Mixing und Mastering gebraucht. Ich bin oft draußen mit meinem Sampler unterwegs gewesen, hatte es auf meinen Reisen dabei. In Äthiopien habe ich mich nachts auf den Balkon gesetzt und das war so eine unglaubliche Klangkulisse, da hab ich das direkt aufgenommen.

Ich habe immer gedacht, ich müsste das beste Equipment haben, um etwas Gutes zu produzieren. Als ich in der Elfenbeinküste war, hab ich gemerkt, dass es nicht auf das Equipment ankommt. Die Person dahinter ist wichtig.

Hast du im Album Samples genutzt oder spielst du alles selber ein?
Ich habe vieles selber eingespielt und ab und an Samples verwendet. Wobei ich bei Samples immer darauf achte, dass ich durch das Chopping und Layering neue, eigene Sounds schaffe, die mit dem Ursprungs-Sample nicht mehr viel zu tun haben. Mir war es wichtig, dass die Sounds nicht auswechselbar sind. So habe ich z.B. schon bei dem Intro darauf geachtet, in einer Äthiopischen Tonleiter zu bleiben.

Bei dem Song “Kilimandscharo” hört man die Sounds sehr gut, die du Nachts aufgenommen hast.

Genau das ist auch kein Loop oder so, sondern über das ganze Lied habe ich diese Aufnahme drunter gelegt. Das Album ist so gestaltet, dass man das Gefühl hat, immer was neues zu entdecken. Es spielen viele traditionelle Instrumente eine Rolle. Zum Beispiel die Kora, die wird aus einem halben Kürbis gebaut haben. Ich wurde da auch von einem Gitarristen angesprochen, was das für eine Gitarre sei. Er hätte noch nie so ein Instrument gehört, dabei war es der Vorreiter der Gitarre.

Um bei “Kilimandscharo” zu bleiben. Hat dein Bruder im Background mitgesungen?

Nein, das Album ist wirklich komplett alleine entstanden. Meine Verlobte hat als Backgroundsängerin mitgewirkt, aber sonst ist alles von mir.

Wie ist dein Bezug zu Afrika?

Das fing schon sehr früh in meiner HipHop Zeit an. Public Enemy zum Beispiel hatte immer einen Bezug zu Afrika. So fing an, dass ich mich immer mehr damit beschäftigt habe. Ich sehe viele Parallelen. Ich bin ja nicht Vegetarier weil Rasta eine vegane/vegetrarische Esskultur hat, sondern ich bin das aus eigener Überzeugung. Dinge, die sich als Kind auch immer richtig angefühlt haben. Die leben das genauso. Vielleicht aus anderen Gründen, aber es gibt eine gewisse Ethik, die dahinter steckt und uns verbindet. Ich glaube, deswegen kann ich mich damit so gut Identifizieren. Gedanklich habe ich das Gefühl, dass ich kulturell nicht zu Deutschland gehöre. Ich hab mich immer als ein Fremdkörper wahrgenommen. Die Frage ob ich auswandere ist somit eigentlich schon beantwortet. Die Frage ist eher wann. Ich denke immer öfter daran.

Hast du ein konkretes Ziel wenn du auswandern würdest?

Ich würde sehr gerne Äthiopien tatsächlich angehen, aber meine Verlobte ist damit nicht einverstanden. Das Land entspricht ehrlich gesagt genau meiner Vorstellung vom Leben. Vielleicht wäre Südafrika eine Option, da hätte ich den Kompromiss. Da ist eine urbane Umgebung, die Berge für mich und meine Verlobte hätte das Meer.

In Äthiopien hast du auch Ras Lumumba kennen gelernt?

Ja, dass war riesen Glück. Ich hatte nicht geplant, ihn zu besuchen. Ich bin raus gegangen und da meinte meine Verlobte zu mir: ” Mensch Dennis, heute gar keine Rastasachen an?”. Sie schickte mich dann wieder zurück und ich holte mir eine Jacke mit dem Löwen Judahs. Draußen wartete dann ein TukTuk Fahrer auf uns und der Fahrer meinte dann auf Englisch: “Steig ein Bruder, ich bring dich nach Hause”. Er sollte uns dann zu den Twelve Tribes of Israel fahren. Er war allerdings ein guter Freund von Ras Lumumba und so trafen wir ihn dann auch. Ich hatte ihm dann meinen damals halb fertigen Song “Shashamane Land” gezeigt und obwohl er Deutsch nicht konnte, hat er verstanden, dass es sich um die historische Route dreht, die in der Rasta Kultur eine große Bedeutung hat.

Er hatte später einen Ohrwurm von dem Song und meinte ich muss die verschiedenen Formen von Rastafari mit einbringen, BoboShanti, Nyabinghi, Twelve Tribes. Dass es ein Zusammenschluss von verschieden Glaubensrichtungen ist und auch der Kaiser einen unterschiedlichen Stellenwert hat.

Du hast eine Tour geplant, ist das schon fest?

Genau, die werde ich zusammen mit JahcoDread und seiner Band Navigation System machen. Nach einem Auftritt mit der Band haben sie mich gefragt, ob ich da Lust zu habe. Derzeit sind wir noch in der Planung. Unser Ziel sind 18 Konzerte zu spielen, das erste Konzert ist ein Benefiz am 18. April in Hameln. Die Herausforderung ist, mein Album für die Band runter zu brechen, wir wollen möglichst nicht mit Samples arbeiten.

Es kommen demnächst noch mehr Videos raus?

Ja zu “Voodoo” wird gerade etwas produziert. Diesmal habe ich das Projekt aber nach Nigeria gegeben. Da dies ein Song ist, den man schlecht filmen kann, lasse ich ihn animieren. Alles andere produziere ich selbst. Ich habe wenig Ahnung von der Videoproduktion, somit ist diese Sparte ein Low-Budget-Produkt. Ich hab halt die Wahl, entweder ein Video oder kein Video. Ich kann halt nicht alles können. Wenn mir jemand sagt: “Deine Videos sind scheiße”, dann sag ich, “Ja, weiß ich!” (lacht). Ich sag mir aber dann, wenigstens authentisch, das man sieht, dass ich es alleine fertig mache.

Hast du bei den Songs einen persönlichen Favoriten auf deinem Album?

Schwierig, da das ganze Album sehr persönlich ist. Jeder Song erzählt ja eine Geschichte aus meinem Leben, ich hab mir da ja nichts ausgedacht. “Voodoo” ist für mich sehr aktuell, weil mir meine Verlobte sehr viel bedeutet.

Interview: Hans Beyer, Fotos: Dennis Krugmann

Hier bekommt ihr ein paar Hörproben und ein kleines “Making Of” zu dem Album. Zu kaufen gibt es das Album digital in allen Onlinestores und bei allen Streamingdiensten.

 

About Hans Beyer

Photographer for concerts and festivals based in Bremen, Germany.