Kutiman
“Wachaga In Dub”
(Download / No Label – 2020)
Der israelische Multi-Instrumentalist und Tausendsassa Ophir “Kutiman” Kutiel gehört zu der Sorte von Künstlern, bei denen man nie weiß, was einen erwartet. Und dennoch weiß man bereits vor dem Öffnen der Wundertüte, dass der Inhalt zwar möglicherweise nicht ganz den eigenen Geschmack trifft, aber in jedem Fall den persönlichen, musikalischen Horizont erweitert und dabei qualitativ anspruchsvoll ist.
Bereits 2014 entstanden die Aufnahmen von Geräuschen, Alltagssituation und Gesängen im Rahmen einer Einladung zur Kollaboration in Tansania, in einer Region in der Nähe des Kilimanjaro, welche von den Wachagga (auch “Chaga”) bewohnt wird, der drittgrößten Bevölkerungsgruppe in Tansania.
Im Juli diesen Jahres wurde dann die LP Wachaga veröffentlicht, welche mich seinerzeit – das gebe ich ganz offen zu – in Teilen überfordert hat. Zu den ursprünglichen Aufnahmen spielte Kutiman dann im Studio eigene Instrumente ein. Jedoch: Zu bombastisch und vielschichtig waren mir die Arrangements und zu wenig konnte ich mich fokussieren auf die Essenz dessen, was dort geboten wurde. Eher jazzlastige Songs wie Lost in the bush hielten mich aber bei der Stange. Dennoch: Es war gut, aber es war mir “zu viel”.
Mit Freude nahm ich daher zur Kenntnis, dass Kutiman mit Wachaga In Dub nun unterdessen eine reduziertere Perspektive auf die ursprüngliche LP veröffentlicht hat und als “Pay what you want”-Download anbietet.
Mitnichten ist es so, dass wir hier eine völlig dekonstruierte und reduzierte Variante des Albums angeboten bekämen, aber ein Teil der Bombastik ist einer psychedelischen Verspieltheit und mehr Platz gewichen, die die “Dub-Version” der LP für den gemeinen Dubhead zugänglicher macht.
Das Album braucht, wie auch die Ursprungs-LP, Aufmerksamkeit um seine volle Wirkung zu entfalten und hat exakt dann Einiges zu bieten!
Anbei noch eine ungeordnete Liste von anderen Werken Kutimans, die einen kleinen Eindruck seiner musikalischen Bandbreite vermitteln soll:
- Kutiman feat. Shai Tsabari “Rak Baleylot”: https://kutiman.bandcamp.com/track/kutiman-ft-shai-tsabari-rak-baleylot
- Kutiman Orchestra mit “Layla”, eine Live-Aufnahme vom Bandcamp-Release Live In The Studio: https://kutiman.bandcamp.com/track/layla-live-at-the-ogen
- “Boten” vom Release The Peanut Sessions Vol. 1: https://kutiman.bandcamp.com/track/boten
- “Saluf” vom Release Saluf EP: https://kutiman.bandcamp.com/track/saluf
- “Sefi Ramirez” vom Release White Monkey EP: https://kutiman.bandcamp.com/album/kutiman-white-monkey-ep-vinyl-digital
Whow, ich finde es immer gut wenn DUB etwas wagt und nach neuen Wegen sucht. Gerade das macht dieses Genre, diese Haltung so lebendig! Danke für deinen Hinweis. Kutiman habe ich schon mal live gesehen. Der Mann hat wirklich Visionen.
Ich finde das Musik seit einigen Jahren in ihrer Entwicklung stagniert, da kommt mir der Dub gerade recht, da werden Musikstile von versch. Kontinenten zusammen gebracht und Instrumente aus versch. Ländern kombiniert und das alles mit der neuesten Technik abgemischt. Mein Anspieltipp ist der “Maasai Dub” auf diesem Album bei dem alles zutrifft. Ich liebe dieses Album.
Hey Udo, das geht mir ganz oft genauso. DUB erscheint mir innovativer und experimentierfreudiger zu sein als das, was einem oft geboten wird. Das war aber eigentlich schon immer so. Dub testet Grenzen, wagt neue Experimente und hat weitreichenden Einfluss auf die Entwicklung von spannenden Kombinationen. Hier wird, wenn mutig, neues Terrain ausgelotet.
Hey Udo,
ich möchte reflexhaft widersprechen. Wohl kenne ich aber dieses Gefühl. Doch ich wurde stets immer wieder eines besseren belehrt, was mich das Fazit ziehen lässt, dass wenn man denkt, dass es nix gäbe, man nur nicht genau genug geschaut hat. Man hat aber immer mal wieder Phasen, in denen einfach nix auftaucht und man zu deiner Aussage kommen könnte. Fair enough.
Hier mal ein paar Sachen aus jüngster Vergangenheit, die mich geflashed haben:
* Album: Nazamba – Nazamba: https://obf-dubquake-records.bandcamp.com/album/nazamba-produced-by-o-b-f
* EP: Guiding Star Orchestra – Natural Heights: https://www.beatport.com/release/natural-heights/2560620 (Webseite wird gerade gewartet als ich das schreibe, ist aber sicher später wieder verfügbar)
* Band: I am an Instrument: http://iamaninstrument.bandcamp.com/
Enjoy! 🙂