Paolo Baldini DubFiles “In The Shell” (La Tempesta Dub)

Paolo Baldini DubFiles
“In The Shell”
(La Tempesta Dub – 2024)

Paolo Baldini DubFiles kennt man als sehr feinen Dubmixer, etwa von L.A.B, Noiseshaper, Dubblestandart und anderen, als Produzent (u.a. von Mellow Mood) sowie als Soloartist. Mit “In The Shell” liegt aktuell sein drittes Soloalbum vor. Während der Fokus vorheriger Alben auf der Postproduktion, also der nachträglichen Bearbeitung durch Mixing und den Einsatz von Effekten lag, entstand das neue Werk von der Pike auf mit dem Bauen der Beats/Riddims. Ein wesentliches Element vieler der versammelten Tracks sind Soundfiles von ethnischer Musik aus dem Afrika südlich der Sahara, das Paolo Baldini gerne bereist. Und so verwundert es auch nicht, dass der musikalische Kosmos von “In The Shell” über Reggae hinaus geht. Gleich beim hypnotischen Opener “Fe Free Dub (Occitan Clouds)” wird dieser afrikanische Touch deutlich. Afrobeat fließt auch direkt danach in den coolen Tune “Sunlight” (feat. Bleue & 5 Star Celestial) mit ein. Das ist ehrlich gesagt eine Facette, die ich von dem Italiener noch gar nicht kannte – vielleicht habe ich aber auch etwas übersehen.

Reggae gibt es na klar auch zu hören. Für den entspannten Tune “Nice And Easy” hat sich Paolo Baldini Kabaka Pyramid und Mellow Mood vor das Mikrophon geholt. Kein Meisterwerk, aber auf jeden Fall ein Song, der gut durch geht und für einen angenehmen Vibe sorgt. Mit Anthony B und Queen Omegas jeweiligen Performances auf “Deep Meditation” und “You Are Not Alone” zieht der Produzent das Tempo mächtig an und rutscht in Richtung Steppers.

Im weiteren Verlauf wird es wieder eklektischer. Das tut dem Album gut. Dennoch ist überraschend, dass sich ein Produzent, der sich in der Vergangenheit in einem recht konsistenten Reggae/Dub-Spektrum verortet hat, an dieser Stelle die Grenzen verschiebt. Mal sehen, was da noch so kommen mag, ohne in eine klangliche Beliebigkeit abzurutschen. Ich hätte mir persönlich gewünscht, dass der Meister des Mischpults, der Effekte und der Musik überhaupt, sich entschieden hätte, in welche Richtung er gehen möchte. Die afrikanische Variante wäre aus meiner Sicht konsequenter gewesen.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.