Philip Lassiter “Live In Love” (Leopard)

Philip Lassiter
“Live In Love”
(Leopard – 2021)

Für viele amerikanische Künstler dürfte die Abwahl von Donald Trump eine Erleichterung gewesen sein, wie auch für den Rest der Welt. Und so verwundert es auch nicht, dass der erste Tune des vorliegenden Albums “Make America Love Again” heißt – in Anspielung auf Trumps großspurigen, anderslautenden Slogan. Auch das Cover passt, wenn auch leicht kitschig geraten, dazu. Dass Philip Lassiter von Trump nicht begeistert war, hat er zuvor u.a. auch mit dem Video “Bump The Man” klar gemacht.

Doch wer ist dieser Philip Lassiter? Ein Blick in seine Vita lässt auf jeden Fall ein Highlight hervorscheinen: er war tonangebender Trompeter bei der New Power Generation von Prince und hat sich u.a. als Arrangeur für Ariana Grande, Timbaland und viele andere Künstler einen Namen gemacht. Als Musiker gilt er als einer der besten Funk-Trompeter in den USA.

Mit “Live In Love” legt er seinen aktuellen Longplayer vor. Darauf präsentiert er sein enormes Können und das der versammelten Musiker äußerst vielseitig. Im Wesentlichen präsentiert er Stücke, die irgendwo in der Schnittmenge von Funk, R’n’B und Jazz angesiedelt sind. Zwei Mal rutscht er auch zum Reggae rüber: bei den Tracks “Take A Little Time” featuring Josje und “Live In Love”, bei dem sich zu Josje noch Juan Guerra hinzugesellt, wird der Offbeat gefeiert. Auch wenn man hört, dass hier nicht Vollblut-Reggae-Musiker am Werk sind, weiß zumindest “Take A Little Time” zu überzeugen. Ein Hammer sind auf jeden Fall die Bläser-Arrangements vom ehemaligen Leader der Prince-Bläsergruppe. Und genau die ziehen sich durch das Album wie ein roter Faden hindurch und begeistern. Mag der eine oder andere Track auch ein wenig überproduziert klingen, wird hier – ganz amerikanisch – auf extrem hohen Niveau musiziert. Und immer wieder hört man Prince heraus.

Schön ist vor allem die Leichtigkeit mit der die versammelte Mannschaft zwischen diversen Stilen wechselt. Mal erdiger Funk, der an James Brown oder Maceo Parker erinnert (“Repent”), dann wieder etwas softer (“Sugar Coat Me”) oder vom Arrangement her gewagter. In die letzte Kategorie gehören “Babayanga” und der ultracoole Song “Poof”, den man gepflegt auf Dauerrotation hören kann.

Das Album “Live In Love” verströmt viel Energie und zugleich die Hoffnung auf einen emotionalen und versöhnlichen Neustart in den USA. Unabhängig davon ist es für Freund*Innen von Funk und feinen Bläsersätzen äußerst interessant.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.