O.B.F. “Hills Dub (Hiking Mix)”/”Hills Dub (Alpine Mix)” (Dubquake Records)

O.B.F.
“Hills Dub (Hiking Mix)/Hills Dub (Alpine Mix)” – 12 Inch
(Dubquake Records – 2023)

Mit „Hills“ nimmt O.B.F. (Original Bass Foundation) den Faden ihrer Anthem Series wieder auf. Zwischen Synthesizersounds, Industreirauheit, Wut und immersiver Energie tritt der kreative Handlungsspielraums hervor. O.B.F. liefert mit dem Release zwei rau gehaltene Dubs, die einander kontrastreich ergänzen.  Interesse wecken die Elemente, die diese oder jene Atmosphäre, Stimmung, Emotion usf. hervorrufen. 

Die 12 Inch wird durch den „Hiking Mix“ eröffnet. Er ist zugänglich und scheint einladender als die B-Seite mit dem „Alpine Mix“. Wenn „Hills Dub“ ein Körper wäre, so ist der „Hiking Mix“ ein Punkt an der Oberfläche, wobei der „Alpine Mix“ ein Punkt ist, der sich bereits in der Materie, im Abgrund des Körpers befindet. Jede Aneignung wird vermittelt durch die Oberfläche. Deshalb kommt das Thema beim „Hiking Mix“ transparent und klassisch einher. Klassisch in Bezug auf den Sound, den O.B.F. bislang repräsentiert und klassisch, weil er, bis auf einige Ausnahmen, den Zuhörer nicht vor ungeahnte Überraschungen stellt. Das Duo, die Drums und der Bass, ist, wenn auch mehr im Hintergrund, allgegenwärtig. Der ausbalancierte Mix im Vergleich zu dem auf der B-Seite, der deeper ist, ermöglicht den Ebenenzugang. Die Synthesizer rufen und klagen, schreien und wollen gehört werden. Die A-Seite führt ein, macht sich kenntlich und spricht an. Eine pure O.B.F.-Ekstase.

Der „Alpine Mix“ startet mit einem anhaltenden Stampfer! Die Kick-Drum setzt ein und hinterlässt einen harten und weichen, auch dumpfen und kräftigen Abdruck, der sogleich mit den tiefen Frequenzen vom Bass gefüllt wird. Militante Stepper-Drumpattern; die Stimmung wird maßgeblich von den Drum und dem Bass zum Ausdruck gebracht. Alles andere begleitet und schlängelt sich um dieses organische Zusammenspiel herum, bis die Keys zu hören sind. Eine Story wird erwähnt, aber nicht weiter ausgeführt. Verschrobene Echos und sich nährende Reverbs entwickeln einen Hall, der dem chaotisch erscheinenden Arrangement einen treibenden Puls verleiht und die Klänge miteinander verzahnt. Im Ganzen übersteigt die Trockenheit, die grundlegend durch den sich wiederholenden Rhythmus geprägt wird. Die B-Seite überzeugt also mit rhythmischer Strenge und militantem Auftritt, der den Dance im Nachgang nochmal tief in sich gehen lässt und die Kräfte bündelt.

Alles in allem ist die Platte eine solide Produktion. Dennoch ist sie mit kreativer Vorsicht zu genießen. Der statische und mechanisch straighte Rhythmus kann bei Übertreibung schnell langatmig werden. Daher eine Empfehlung: Der Berg sollte erklommen werden, bevor die Aussicht genossen werden will.

Kaptan Bayraktar