Dub Spencer & Trance Hill, Knust, Hamburg, 25.1.24

Dub Spencer & Trance Hill in Hamburg

Nach gut 10 Jahren hat sich eine der besten Live-Dub-Bands der Welt wieder einmal in Hamburg blicken lassen, was für viele Fans der Band schon im Vorhinein Glückshormone freigesetzt hat. Dub Spencer & Trance Hill sind einfach einzigartig, vor allem auch, weil sie mit unterschiedlichen Gerne-Einflüssen spielen und musikalisch sehr versiert sind – und das auch bei Konzerten. Dass der Abend für alle Anwesenden sicher in Erinnerung bleiben wird, war um 20 Uhr, als sich die Türen des Knusts öffneten, nicht absehbar…

Als Warmup legten die beiden Stectresses Dr. Miggy und Dr. Waterlily vom Dubpressive auf und haben mit ihrem Set die anwesenden rund 300 Besucher*Innen begeistert. Vor allem auch, weil Dr. Miggy immer wieder zur Querflöte griff, um den analogen Konserven mit ihren Vibes zu ergänzen. Ein guter Move, die beiden für diesen Abend einzuladen. Von 21:30 bis 22:00 Uhr haben  Adrian Hanack (Saxophon) und Silvan Strauß (Schlagzeug) übernommen. Gemeinsam arbeiten sie an ihrem Projekt namens Kur, was viel Raum für Improvisationen beinhaltet. Zwei Ausnahmemusiker im Experiment – nicht immer eingängig, aber auf jeden Fall interessant.

Um 22:15 startete Dub Spencer & Trance Hill. Zu Beginn etwas ruhiger, aber mit einer konstanten Steigerung in Sachen Dub- und Trance-Kosmos. Für den makellosen und psychedelischen Surround-Sound stand kein Geringerer als Umberto Echo am Mischpult und zauberte zunehmend fesselndere Effekte hinzu. Der Hammer war u.a. die live präsentierte Version von “Trance Plane” vom großartigen Album “Imago Cells”. Doch dann, nach etwas mehr als 30 Minuten, ging das Licht im Knust an und der Sound wurde gestoppt. Ratlose Gesichter überall, auch bei der Band. Das Knust muss geräumt werden, hieß es, weil ein Auto in der Tiefgarage brennt. Also raus in die aufsteigenden Wolken aus Gummi- und Elektrogeruch auf dem Lattenplatz, der dann von Polizei und Feuerwehr vorsorglich geräumt wurde. Am Tag danach erfuhr man, dass ein “vermüllter Jaguar” (MOPO vom 26.1.24) in Flammen stand. Ein jähes Ende also für ein großartiges Konzert?

Hinter dem Knust, also auf der anderen Seite, stand die Band mit vielen anwesenden Fans und harrte der Dinge, die noch kommen würden. Ein sympathisches Zusammensein mit vielen angeregten Gesprächen. Da die Lage unübersichtlich war und kaum jemand damit gerechnet hatte, dass es weitergehen würde, haben etliche Besucher*Innen den Heimweg angetreten – war ja auch schon spät für einen Donnerstagabend. Und dann, gegen 23:30, ging es wieder los. Nach der erzwungenen Pause machten die vier Schweizer gut gelaunt weiter. Sie haben das Tempo schneller angezogen als im ersten Teil. Je länger die Show, umso “spaciger” wurde es. Die verbliebenen 100 Gäste im Publikum hatten ihren Spaß und bekamen am Ende noch eine verdiente Zugabe. Ein Abend, der in Erinnerung bleiben wird. Die erste Surround-Show der Band mit ungewollter Pyrotechnik! Die Tatsache, dass immerhin ein Drittel des Publikums bei ungewissem Ausgang des Abends vor Ort blieb, spricht für die Qualitäten der Band.

Text: Karsten Frehe und Tobi Kirsch, Fotos: Peter Stutz

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.