Pupa Sock – Interview mit einer Socke.

Puppah Sock 1

Pupa Sock – Interview mit einer Socke.

Seit geraumer Zeit sorgt eine Socke für Aufmerksamkeit, die ganz offensichtlich Reggae liebt: Pupa Sock! Immer wieder meldet sie sich zu Wort und trägt ganz unterschiedliche Botschaften in die Welt. Eine Socke und Reggae!? Da frage ich doch mal direkt nach…

Sag’ mal, wie kommt eine so charmante Socke wie du es bist überhaupt zur Reggaemusik?

Manchma musste eenfach Glück im Leben hahm. Da triffste jenau zur richtijen Zeit jenau die richtijen Leute, weeßte. Spezjelle Anfraje an Socialdread von Houseofreggae.de. Ick meen, ick hätte och Schlajasänga oder Rocka oder Elektro-MC werden könn, wenn ick nich … aber daran will ick nich denken.

Gerade erst kürzlich hast du dich mit einem so ernsten Thema wie der „Pegida“ bei deinem Track „Wat Is Da Los“ auseinandergesetzt. Kannst du mal kurz deine Kritik zusammenfassen?

Ick prangere die Faulheit der Leute an. Da kommt irjend so ne Bewejung uff und alle, die irjendwie persönliche Probleme habe, loofen ma mit und rejen sich uff. Einfach nur, weil it so schön eenfach is, uff Mindaheiten zu schimpfen, weeßte. Klar, kleene Rente, aba die glooben do ne wirklich, dit dit anne Zujewandaten liecht, oda wat? Und denn is da noch die Hetzpresse. Unglooblich eijentlich. Erst Alarm jejen Islam machen und sich denn wundan, wat die Leute uffe Straße machen. Wenn ick mir die Interviews ankieke, wird ma Angst und Bange. Wat ham die Leute fürn Weltbild? Und wo kommt dit wohl her, ne?

Sollte aus deiner Sicht Reggae mehr politische Themen aufgreifen – vielleicht mit dem für dich typischen Augenzwinkern garniert?

Uff jeden Fall! Ick meene, so zeitlose Lieder ham ja ihre Berechtijung. Aba ab und an ma wat Konkretet wär schon dufte. Dit jeht dann vamutlich nich imma so steil durch die Presse wie Yellow Umbrella, Trettmann und Tiny Dawson „No Pegida“, aba dit Potential besteht. Und n bisschen mehr Aujenzwinkan wär och nich schlecht. Mit dem deutschen Bierernst krichste doch nüscht vamittelt. Dit strengt doch och an uffe Dauer.

Mal mit einer Socke zu quatschen passiert ja nicht alle Tage. Da frag’ ich doch mal intensiver nach. Im Internet lese ich zum Beispiel, dass du es so gar nicht gut findest, wenn dir Artgenossen in Sandalen begegnen. Was ist denn so schlimm daran? Möchtest du lieber ohne schützende Schuhe durch die Welt getragen werden?

Du spielst uff meen Lied Socken In Sandalen an, wa? Dit is n Weckruf. Die Socken könn ja nüscht dafür, dett se inne Sandalen jesteckt werdn. Dit sind böse Menschen, die dit tun. Dit is, als würde dir eena inne Naturdarmwurstpelle stecken. Und wie sich die Sandalen dabei fühl, will ick ma ja nich vorstellen müssen.

So, und nun die wichtige Frage….. Ihr taucht ja immer zu zweit auf! Erklär’ mir doch mal, wo denn immer wieder die Zwillinge hin verschwinden?!? Ich bin hier ständig auf der Suche und komme dem Phänomen nicht hinterher….

Dit is tatsächlich n Phänomen, aba schnell aklärt: viele ham einfach keen Bock uffn Leben zwischen Sohle, Schublade und Waschmaschine. Is ja irjendwie och vaständlich, wa. Die machen einfach los, suchen sich ne richtije Arbeet. ‘N paar Kumpels von mir sind sojar inne Politik jejangen. Aba einije vaschwinden och einfach so. Keene Ahnung, wohin.

Zurück zum Offbeat. Mir fällt auf, dass dir der digitale Reggae sehr zu schmeicheln scheint. Wie kommt das denn? Und wer bastelt die Riddims?

Ick finde eenfach diese janzen Deejays ausse 80er total dufte. Wie die mit Kindareime einfach so n Instrumental zalejt ham, dit is jewaltig. So locker kricht dit heute keena mehr hin. Da will ick hin, dit is meen Ziel und in Deutschland is da noch viel Raum, weils keene macht. Oda kennste n deutschsprachijen Künstla auf dijitalen Instrumentalen? Jut, eens zwee jibt dit, aba die meesten hängen im Tanzsaal oda inna Roots Reggae Ecke rum. Ick freu ma jewaltig, dass die Jungs von High Smile Hifi mich uff meem Weg so dufte untastützen. Spezjelle Anfraje in die Schweiz für eure Musike.

Und mal ehrlich: warum immer wieder dieser Berlin-Slang!? Wie kommt eine Socke, die wahrscheinlich irgendwo in Osteuropa oder Asien produziert wurde, zu dieser „Mundart“?

Ick bin ja damals direkt inne Hauptstadt jelandet und hab die Sprache uffe Straße jelernt. Ick liebe Dialekt. Hochdeutsch könnse alle, aba Dialekt ist Kunst. Und Dialekt macht dich natürlich och einzichartig und die Szene bunta. Klar, da schließte wahrscheinlich n paar Hörer aus, aba dit jeht klar.

Wenn es dir möglich wäre, mit jedem beliebigen, lebenden Reggaestar eine Combination hinzulegen, wen würdest du da gerne neben dir stehen haben?

Manchmal leg ick ma abends hin und träume, wie ick mit Ronny Trettmann im Studio abhänge und Deutsches Patwa Teil 2 uffnehme.

Puppah Sock 2

Dein neuster Hit heißt „Tanzsaalbabo“. Was verbirgt sich als Message dahinter?

Dit Ding jeht direkt raus an die deutsche Reggae Szene, die irjendwie Mitte 2000 hängenjeblieben is. Wat nicht Rootdown is, is nüscht. Janz ehrlich, du hast die Newcomerliste inna Riddim sicha och jesehn. Wat is da los? Da steht n Typ druff, der 2014 nich ma n Lied jemacht hat, und drei Künstla, die seit Jahren im Einsatz sind. Dabei jibt et echt viel frischet Blut da draußen. Dit is vielleicht textlich und stilistisch noch nich uff eena Ebene mit den Veteranen. Aba die sind mit Liebe dabei. Kiek dir doch ma an, wat da bei de deutschen Sleng Teng Challenge allet ans Licht jekommen is. Dufte is dit.

Wenn die Leser dich nun noch gar nicht kennen: wo finden sie deine Songs?

Ick kann ma ja nich vorstellen, det die mich nich kennen. Ick hab natürlich ne Facebook-Seite (https://www.facebook.com/puppahsock). Da seita imma am besten informiert und ick beantworte eure Frajen noch janz persönlich.

Haste noch ein paar finale Worte hinzuzufügen?

Zieht keene Socken in Sandalen an. #EeneLiebe

Interview: Karsten Frehe (04/2015)

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.