Improvisators Dub
(Bordeaux/France)
Seit
ungefähr fünf Jahren gibt es in Frankreich eine mehr
als innovative Dub-Szene. In den Nachbarländern nahezu
unbeachtet, in Frankreich jenseits des Mainstreams, erfreut
sich die Szene dennoch eines vergleichsweise riesigen Publikums.
Torsten Sarfert (Punky Reggae) traf die Improvisators Dub im
September 2003 in Straßburg, als sie im Rahmen des "Féstival
D'Ososphere" im Vorprogramm von Linton Kwesi Johnson auftraten.
Somit wird auch klar, welcher Richtung des Dub sich die fünf
Monsieurs aus Bordeaux verschrieben haben: Dem UK-Dub. So nahmen
sie 2002 ihr Album "Super Vocal & Dub Session"
gemeinsam mit den Disciples Russ D. & Jonah Dan, sowie Danny
Vibes auf. Kurz vor ihrem Auftritt gaben die Improvisators in
ausgesprochen netter und entspannter Atmosphäre bereitwillig
Auskunft über das Phänomen Dub im Hexagon.
Die französische Dub-Szene ist ja in Deutschland recht
unbekannt. Nennt doch mal ein paar Bands oder Projekte, die
diese Szene ausmachen.
ID:
Oui, das sind Bands wie Hightone,
Zenzile, Kaly Dub, Dread Lion, Ten Dubians, Usine A Dub und
viele andere. Die "Crew".
Die "Crew"?
ID:
Diese Bands kennen sich alle untereinander und produzieren auch
miteinander. Es gibt Remix-Projekte untereinander und im April
2004 kommt beispielsweise eine Maxi von uns zusammen mit Hightone
aus Lyon heraus. Läuft dann unter dem Namen "Highvisators".
Hightone
ist aber doch eher eine technoide Geschichte?
ID:
Grenzen sind hier sehr fließend. Hauptsächlich sind
es die Roots, die uns zusammenhalten. Und die Vibes. Das Ganze
hat vor ca. fünf Jahren angefangen. Man war "independent"
im wahrsten Sinne des Wortes. Man half sich gegenseitig mit
Gigs und Kontakten und so weiter. Dubby Rudebwoys im weitesten
Sinne. Und wir helfen uns immer noch. Wir sind Teil der "Crew".
Wir machen UK Dub, Hightone geht in die Techno-Ecke und Le Peuple
De L'Herbe haben beispielweise viele Hip Hop und Breakbeat-Einflüsse.
Massilia Sound System und Zebda wiederum verarbeiten viele Einflüsse
aus dem Okzident. Aber unsere Wurzeln haben wir alle im jamaikanischen
Dub.
Stichwort
UK-Dub. Im Vergleich zu den anderen Dub-Bands Frankreich seid
ihr ja schon fast Puristen?
ID:
Wir stehen auf Jah Shaka und diesen Sound. Die "Flagge
des Dub" befindet sich in England. Wir lieben diesen Style,
u.a. weil er uns kulturell näher ist als der Yard-Style
aus Jamaica.
Wie steht's
mit Dancehall in Frankreich?
ID:
Dieses Bashment- und Slacknessgehampel ist nichts für uns.
Respect the woman! Was wir unter gutem Dancehall verstehen sind
Leute wie Sugar Minott, Luciano und Frankie Paul. Sie haben
den richtigen Geist und den richtigen Groove.
In Deutschland gibt es ja einen Reggae und Dancehall-Hype.
Kennt ihr Artists aus Deutschland?
ID
(aus allen Ecken:) Gentleman, Gentleman, ja Gentleman. He's
a good man! Yeah, und Seeed und dieses Soundsystem aus Hamburg.
Wie hieß das noch? Irie Roots? Irie ...? Absolute Rootsmen,
die produzieren auch. (Wahrscheinlich Ire HiFi. Anm. v. PR)
Und Tikiman, Rhythm & Sound.
Respect,
das ist ja Einiges. Bestehen denn dort auch Kontakte?
ID: Nein, Kontakte gibt es leider noch
keine. Wir kennen lediglich einen Dub-verrückten Italiener,
der uns eine Italien-Tour buchen wollte. Und in Prag haben wir
auch schon mal gespielt. Aber wir würden uns natürlich
sehr freuen, wenn sich die "Crew" erweitern würde.
Manutension (der
Operator der ID und Betreiber des "Manutension Soundsystems")
hat auch ein Studio in der Nähe von Paris, wo wir selbst
produzieren.
Dann
hoffe ich, dass es demnächst eine deutsch-französische
"Dubschaft" geben wird und wünsche euch viel
Spaß beim folgenden Konzert. Vielen Dank für das
Interview.
ID:
Merci beaucoup.
Interview: Torsten "Red I" Sarfert (09/03)
Fotos: Deftone
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