Trettmann: #DIY Tour Report

Ronny Trettmann war mehrmals Bester nationaler Artist im Riddim Magazin, doch ewig nicht auf’m Cover. Er wurde oft belächelt und selten gebucht auf Deutschlands großen Reggaefestivals. Dann 2016 die Reinkarnation. Ronny wurde gestrichen, KitschKrieg macht die Beatz und siehe da: Nach 3 EPs und dem 2017 veröffentlichten DIY Album ist Trettmann zurück und zwar über Nacht. Aber nicht in der Reggae/ Dancehall Welt! Die HipHop Gemeinde saugt Trettis Style, der klingt wie nichts und niemand sonst, seither förmlich auf. Klickzahlen haben sich vervielfacht. Das Album ist von rap.de bis Frankfurter Allgemeine Zeitung hochgelobt und in dem Berliner Kitschkrieg Hauptquartier kommt die “Fam” beinahe nicht mehr hinterher, die Fanrollen zu verschicken. Grund genug, der fast ausverkauften Tour einen Besuch abzustatten.

Unsere Wahl fiel auf das größte Konzert der Tour, in der alten Feuerwache in Mannheim. Pünktlich angekommen mussten wir uns erst mal mit einer geschätzten 600m Schlange vor der Konzerthalle auseinandersetzen. Durch den im Stau steckenden Trettmann, verspätete sich der Einlass um ca. 45 Minuten. Wir überbrückten die Wartezeit in der gegenüberliegenden sehr preiswerten Pizzeria im gemütlichen Arbeiterambiente. Endlich öffnet sich die Einlasstür. Dank der freundlichen und zügigen Einlasskontrolle waren alle schnell und gut gelaunt in der alten Feuerwache.

Das Vorprogramm lieferte Joe Bargeld. Der bekennende Nicht-Rapper performte seine Lieder souverän, konnte aber die Massive nicht zu größeren Gefühlsausbrüchen bewegen. Alle warteten scheinbar auf Tretti.

Die Eröffnung der Trettmann Show war der erste epische Moment des Abends. Über die Boxen läuft das DIY Intro und Trettmann steht bewegungslos auf der Bühne. Das Publikum wird laut und immer lauter. Als der Beat einsetzt, entlädt sich alle Vorfreude und die halbe Halle springt kreuz und quer.

Die Show ist sehr abwechslungsreich und schafft es einen guten Spannungsbogen zu ziehen zwischen ruhigen Stücken wie “La Dolce Vita” (1000 Feuerzeuge pon di air) und Dancehall angehauchten Partytunes wie “Gott sei Dank” und “Sellector”.

Für den Song “New York” reicht Tretti ein in Spotlight getauchter Barhocker, so dass mindestens die Hälfte der Crowd ernsthaft darüber nachdenkt sich ein Messer unters Herz tätowieren zu lassen.

Da mehrere Songs gefeatured sind von zbs. Bones Mc, Haiyti, RAF Camora, Megaloh, war es ein bisschen Schade, dass von ihnen nur ein Playback zu hören war.

Absolutes Highlight war als mit “Grauer Beton” die Warnung ausgesendet wurde: “Seelenfänger schleichen um Block und machen Geschäft mit der Hoffnung fast hinter jeder Tür lauert ein Abgrund nur damit du weisst wo ich her komm” Mit dieser ruhigen Plattenbauhymne hatte Tretti uns alle im Bann und am Mitsingen.

Überzeugen konnte auch die Leipzigerin Josie Miller an den Plattentellern. Schnörkellos und mit einer kleinen Scratcheinlage führte sie gekonnt durch den Abend.

Viele der Besucher, die Trettmann vor einem Jahr noch gar nicht kannten, aber auch die anwesenden Reggee/ Dancehall Soundbwoys sind sich einig: Tretti ist der Don. Er hat es geschafft, Genregrenzen zu sprengen. Wie es die KitschKrieg Philosophie schon sagt: “Das ist Soundsystem-Musik ohne Scheuklappen: Reggae als Lehrer, Dub als Technik, Dancehall als Haltung, aber eben nicht unbedingt als Ergebnis”.

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About Rall-Fi

RALL-FI is an selector, lightman, promoter. He is part of IRIEITES-Germany and BASSMENT SESSION CREW in Frankfurt. Back in the days he started as a graffiti writer and hiphop DJ in 1997 in East Germany.