Kranium feat. Ty Dolla $ign, Wizkid “Can’t Believe” (Atlantic Records)

“Rastashock”-Singles des Jahres 2017: Platz #215 (Ranking) – Punkte wurden gesammelt in den Kategorien “Best Use of West African elements in a song / Bester Gebrauch westafrikanischer Musikelemente”. Pre-nominated ohne Gewinn war der Song auch für “Hiphop-R’n’B-Reggae-Fusion”, “Worldbeat-Reggae-Fusion”, “Best African Tune (Wizkid)”, “Best Tune Northern America (Ty Dolla $ign)”, “Future Generation of Jamaica”, “National Newcomer Jamaica / Male (Kranium)”.

Zweifelsohne geht es auf dieser Single um “Straight Jeans” und nackte Oberkörper. Auch wenn der Song textlich vor allem am Wochenende im Nachtleben zu Hause ist, hat er musikgeschichtlich eine weiter gehende Bedeutung. In diesem Track fließen auf clever gemachte Weise die fluffigen Beats der typischen Produktionen aus Lagos, Nigeria, mit jamaikanischem Dancehall und englischer House-Music zusammen.

Kranium, geboren am 12.08.1990, dessen Texte gerne um Materielles, Lebensstandard, soziale Aufstiegsträume und die hetero-männliche Rolle, Frauen zu beeindrucken, kreisen, ist bereits 2005 nach Florida ausgewandert. Er arbeitet heute auch viel von New York aus und hat schon eine Vielzahl englischer Producers kennen gelernt. Kooperationen sind sein Rezept. Duette reichen nicht mehr, nun hat er gleich zwei Gäste am Mikrofon, einen Rapper und einen der erfolgreichsten Afrotrap-Artists. Somit sind mehrere musikalische “Culture Clashes” hier vereint: Dancehall VS. R’n’B, Electropop VS. Afrobeats, Afrotrap VS. Dancehall, Hiphop VS. Reggae. Das Ganze geht gut auf.

In puncto Klickzahlen sicher einer der kommerziell erfolgreichsten Singles des Jahres 2017 aus den Offbeat-Genres:

Außer dem Dance-Video gibt’s noch ein ebenso buntes Story-Video, das zwar wenig Erzählstruktur bietet, aber eben auch viel Sommer, Leichtigkeit, Nightlife, Glamour, Urban Lifestyle, schöne Körper, fließende Bewegungen, rhythmische Filmschnitte und im Mittelpunkt Gesäße, die in so manchen “Wine” eingebunden sind.

Der Tanzbegriff “Wine” soll von der Drehung des Nackens im Bewegungsablauf (“winding”) abgeleitet sein. Stand heute Anfang März: über 5,3 Millionen Plays in knapp acht Monaten. Gastrapper Ty Dolla $ign kann 2018 übrigens auf dem Summerjam in Köln live gefeiert werden (Line Up: alle bisher bestätigten Acts). Der durchaus sehenswerte Kranium selbst war bisher nur selten in Deutschland, so im Dezember 2017 in Neuss und Dortmund. Festival-Qualität hat er sicher bereits erreicht, aber ich vermute: Er dürfte inzwischen auch teuer zu buchen sein.

Philipp Kause

 

 

About Philipp Kause

Philipp hat Musikethnologie studiert und verschiedenste Berufe in Journalismus, Marketing, Asylsozialberatung und als kaufmännischer Sachbearbeiter ausgeübt – immer jedenfalls stellt er Menschen Fragen. Er lebt zurzeit in Nürnberg, wo er die Sendung „Rastashock“ präsentiert, die seit 1988 auf Radio Z läuft.