Stimmwunder
- Fantan Mojah (Samstag),
- Mark Wonder (Samstag),
- Sevana (Sonntag),
- Sebastian Sturm im Falsett-Chorus zusammen mit den Klub Kartell-Kollegen (Samstag),
- die drei Brüder von New Kingston (Samstag),
- Nature Ellis (Samstag),
- Jah9 (Freitag).
Sonntagabend – zwei Publikumslieblinge
Unklares Abschlusskonzert
Rückblick – Was bleibt hängen?
Natürlich war es schön, mal wieder Andrew Tosh dabei zu haben und somit auch Songs von Peter Tosh (z.B. “Nuclear War”). Es war gut, Macka B auf der Liste zu haben, dessen Beliebtheit sich zum Beispiel bei den Foto-Selfie-Wünschen und Autogramm-Anfragen am Riddim-Stand zeigt. Macka B oder Queen Omega touren schon einige Wochen und liefern routiniert und perfekt ab – eine ‘sichere Bank’. Für andere wie Schwarzpaul und G-Whizz ist es eine seltene Gelegenheit, sich so vielen Menschen auf einmal zu präsentieren.
Newcomer-Förderung könnte meines Erachtens von Lila Iké über Eesah bis Randy Valentine und Hempress Sativa noch viel mehr umfassen.
Ich glaube – leider – nicht, dass allzu viele Musik-Nerds neue Musik an den Bühnen oder im Dancehall Tent entdeckt haben – eher in der Riverside Disco, im Dub Camp oder durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Muss ja auch nicht, gilt für andere Festivals so ähnlich (Gegenbeispiel Bardentreffen Nürnberg).
Zukunftsfähig müssen die Festivals aber auch bleiben, und dazu brauchen sie jungen Nachwuchs im Publikum, der bereit ist für Live-Bands zu zahlen statt nur wegen nächtlichen Dancehall-Jugglings anzureisen. Denn wer nur zum Tanzen kommt, kommt vielleicht nur ein paar Jahre lang, oder?!
Viele Namen aus dem Dancehall tauchen nirgends auf, die reif wären: Shenseea und Stefflon Don, Devano und Govana. Die Ska-Szene? – Nahezu nicht vertreten … Warum Wickerman im besten Slot Samstag 22:00-23:00 Uhr (Reggae Jam), Gentleman zeitgleich mit Konshens (Summerjam), allüberall Miwata (Ruhr Reggae Summer, jedes Jahr, an beiden Orten), Mainstream-Pop-Acts (AKF Aschaffenburg)? So ganz nachvollziehbar ist das alles nach außen nicht immer, Kommunikation gibt’s dazu auch jeweils zu wenig – finde ich.
Okay, Mighty Diamonds, Leroy Sibbles, Nkulee Dube – fett! Maximal fett! Sonst holt diese Acts keiner nach Deutschland und kaum einer nach Mitteleuropa. Da leistet das Reggae Jam wirklich Großes! Sheriff, der Veranstalter, verzichtete auf einen Marley – wann hat sich das bisher ein Summerjam, AKF Wassertrüdingen oder Ruhr Reggae Summer Mülheim getraut? Bersenbrück beweist: Es geht auch ohne Damian, Stephen, Julian oder Ky-Mani Marley, ohne Marcia Griffiths.
Doch alle Festivalveranstalter könnten genau jetzt prüfen, ob man noch mehr Spielräume für junge, deutsche Acts schafft (etwa The Unduster), ob große Sound-Erneuerer mit 13 Leuten (Shanti Powa), Rocksteady-Soul und Dubstep ihre Nischen haben dürfen. In Sachen afrikanischer Acts geht auch viel zu wenig voran, während Allinor, Yemi Alade, die Seekaman Band und so viele andere entwickelbar wären.
Bei so vielen ‘weißen Flecken’ frage ich mich, ob die Szene auch ein weiteres Festival verkraften könnte.
Aber:
Festivals leben nur geringfügig vom Line-Up und viel von ihrem Ruf. Der entsteht über sechs, zehn, zwölf Jahre – setzt sich aus Atmosphäre, örtlichen Spielregeln und dem Publikum, aber natürlich auch den Line-Ups, Campingplätzen und dem Preis-Leistungs-Verhältnis zusammen.
Das Reggae Jam ist das Maßstäbe setzende Festival, denn es ist das laut RIDDIM-Leserschaft seit Jahren beliebteste.
Wünsche über Wünsche
Ich wünsche mir
- das Schließfach-Konzept von “Big Box” zurück,
- mehr ruhige Camping-Ecken,
- einen Slot weniger pro Tag und lieber auch mal 60, 75 oder 90 Minuten für manche Acts,
- wenn schon eine beworbene App –> dann eine, die aktuell ist und über Running-Order-Änderungen Auskunft gibt,
- klarere Kommunikation zum Line-Up (Michigan, Beenie Man, Dawn Penn, Norma Fraser, Doreen Shaffer, The Skatalites, Papa Levi, The Clarendonians, Wailing Souls, I Wayne, Kevin Isaacs …. standen auf dem Plakat und bewahrheiteten sich nicht) und zur Running Order (Wo ist Stranger Cole abgeblieben?)
- eine Lösung für das schwache Internet in Bersenbrück (Hotspot anbieten für Interessierte?)
- zusätzliche Züge der Nordwestbahn und auch bessere Kommunikation über Zugausfälle, Verspätungen, Zugteil-Entkopplungen, korrekte Fahrplanaushänge, ein Überdenken des Preiskonzepts (Zug von Bersenbrück nach Osnabrück kostet mehr als eine 200 Kilometer-Flixbus-Fahrt; geboten wird aber wenig technischer Sachverstand und kein an die Nachfrage angepasstes Angebot.)
- Hilfe für Übernachtungsuchende, die nicht zelten wollen, von Seiten der Samtgemeinde Bersenbrück auf deren Website
- eine breitere Thematisierung von sozialen Themen Jamaikas (Armut, Arm-Reich-Kluft, Kriminalität, Schulsystem, Brain Drain, …) vergleichbar den Diskussionsveranstaltungen auf dem Africa Festival Würzburg.
Dass trotz vieler Nervpunkte war die Stimmung sehr, sehr gut, verbreitet entspannt, ‘irie’ und ansteckend schön war, lag mit Sicherheit auch am Wetter. Vom Wetter profitierten die meisten Festivals im Mai, Juni, Juli und August 2018.
Dennoch, man kann manches verbessern und auch die an Tourismus organisierten Behörden und Unternehmen haben Luft nach oben, sich daran zu beteiligen. Immerhin waren dieses Mal anders als in den beiden Vorjahren nicht alle Straßen rings ums Gelände aufgebuddelt.
In jedem Fall steckt enorm viel In- und Output in dieser Veranstaltung. Und: Die Künstleraufgebote zwischen Ruhr Reggae, Summerjam, Sunrise, AKF Wassertrüdingen, Weedbeat, Reggae in Wulf, Reggae Jam, Keep it real Jam usw. unterschieden sich dieses Jahr deutlich – und das zeigt: Es ist was los, es gibt viele live taugliche Künstler/innen und jedes der Festivals hat auf dem Markt seine Handschrift gefunden (und eher selten passiv Booking-Angebote durchbestätigt).
Überall herrscht jetzt ein sehr eigenständiger Charakter der einzelnen Events. Ein Verdienst des Reggae Jam bleibt es, verschiedene Altersgruppen anzuziehen.
Text: Philipp Kause / Bühnenfotos: Hans Beyer
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…nur kurz: das mit den längeren Slots für Bands beim Reggae Jam fänd’ ich auch gut! Es ist schon ein Unterschied, ob eine Band oder Artist für maximal 45 Minuten auf der Bühne steht oder eine komplette Show spielen kann. Ich persönlich habe auch nichts gegen kurze Umbaupausen. Muss nicht immer alles nahtlos – bam bam – aneinander gereiht werden.
Beim Reggae Jam schätze ich vor allem, dass auch Veteranen auftreten. Ohne ihren Input gäbe es Reggae vielleicht nicht in dieser Form: The Mighty Diamonds, The Silvertones, Keith & Tex etc..
So ganz ohne die Marleys & Umfeld kommt das Reggae Jam aber auch nicht aus. Waren schon ein paar Artists in den vergangenen Jahren anwesend. Aber es stimmt, hier liegt nicht der Schwerpunkt.
Schade ist, dass deutsche Bands eher die frühen, unbeliebteren Slots bekommen.
Hey Phillip, melde Dich doch mal bei mir…
LG
Karl