Nature Ellis „Awaken“ (Preserve Nature Entertainment)

Natur Ellis
„Awaken“
(Preserve Nature Entertainment – 2020)

Er liebt die Natur und die Menschen und hat sich ganz dem Frieden verschrieben. Nicht umsonst wird er auch Prince of Peace genannt, was ein bisschen übertrieben rüberkommt. Aber hey, Keith Hudson hat sich Dark Prince of Reggae genannt und Dennis Brown war auch als The Crown Prince of Reggae bekannt. Völlig OK also. Die ganze Lebensphilosophie, die sich Nature Ellis im Laufe seines noch jungen Lebens angeeignet hatte, ist in seinem Debutalbum „Awaken“ zusammengefasst, das von seinem eigenen Label Preserve Nature Entertainment produziert wurde.

Bereits im Intro am Anfang zitiert dieser im Westen Jamaikas aufgewachsene Sänger den Haile Selassie I und gibt damit seine tief verwurzelte Rastafari-Spiritualität zum Besten. Genauso ist „Kill No More“ eine schöne Nyabinghi-Ballade geworden. Und es gibt absolut nichts Verwerfliches, wenn er in „War In A Babylon“ in Ansätzen wie Yami Bolo klingt, oder dass er in „Night Nurse feat. Steppa“ den Gregory Isaacs covert. Und wenn ein Artist über den eigenen Tellerrand schauen möchte, wie Nature Ellis jetzt hier mit dem Album „Awaken“, dann hat man auch nichts dagegen einzuwenden. Neben Reggae, macht dieser ambitionierte Prince of Peace, der gerne in der Natur abhängt und die anderen dazu auch anregen möchte, Ausflüge in Ska, Soul und Dancehall.

All das wäre nicht weiter problematisch, wenn es nur nicht so schlecht abgewickelt wäre. Unfreiwillige Komik und Fremdschämen stellen sich ein, wenn Nature Ellis im kakofonischen Ska-Scatch-Stück „Spit In The Sky“ den Cowboy-Ruf Yeeehaah! von sich gibt – Bonanza lässt grüßen. In „She’s Worth It“ ahmt Andre ‚Nature‘ Ellis die alte, von amerikanischem Soul inspirierte, jamaikanische Musik der 60er nach, allerdings bleibt der Sinn und Zweck dieser unnötigen Exkursion in die Vergangenheit rätselhaft. Dazu rühmt sich Nature Ellis noch in „The System“, einem poppigen Dancehall-Abklatsch, dass dies größtenteils seine eigenen Produktionen seien. Seine Trips auf die Dancehall-Tanzfläche sind also nicht minder medioker, wie das ganze Album selbst. Und an dem grottenschlechten Albumcover ist sicherlich nicht Babylon schuld.

Zvjezdan Markovic

About Zvjezdan Markovic

Immer auf der Suche nach neuen und alten Sounds, hat aber auch seit über 10 Jahren die schlechte Angewohnheit, darüber zu schreiben. (E-Mail zvjezdan[at]irieites.de)