Seeed, Barclaycard Arena, Hamburg, 23.11.19

Seeed in Hamburg!

Nachdem die beiden Shows in der Sporthalle im Oktober rasend schnell ausverkauft waren, legte die Band aus Berlin mit einem ebenfalls ausverkauften Gig in der Barclaycard Arena am 23.11. nach. Das muss man ihnen erst einmal nach machen. Seeed ist schon seit Jahren immer mehr zu einem Phänomen geworden, das die Massen weitab von der heimischen Reggae-Szene mobilisiert. Ausverkaufte Shows binnen weniger Stunden und das vor allem flächendeckend zeugen davon. Das sei ihnen auf jeden Fall gegönnt.

Die aktuelle Tour mit viel guter Musik und dem neuen Album “Bam Bam” im Gepäck hat dennoch eine traurige Note: Demba Nabé ist seit seinem Tod am 31.5.2018 nicht mehr dabei. Für eine Band, die bislang relativ wenige personelle Wechsel aufzuweisen hat, ist das auf jeden Fall ein gewaltiger Verlust. Vor allem, weil Demba mit seinem, mitunter exzentrischen, Gesangsstil und seiner interessanten Persönlichkeit als einer von drei Sängern ein wesentlicher Bestandteil des Seeed-Sounds war. Trotzdem war es gut, nach seinem Tod weiter zu machen. Aber eben nicht einfach mal so, sondern mit einem emotionalen Gedenken an ihn. Bei dem Song “You And I” wurde mit einem Scheinwerfer der Platz markiert, an dem er für gewöhnlich stand. Zeitgleich wurde sein Gesangs-Part eingespielt, was für den wohl emotionalsten Moment an dem Abend in der Barclaycard Arena sorgte. Eine schöne, pietätvolle Idee, die seiner Person Respekt zollte.

Bei all der Traurigkeit haben die verbleibenden Musiker eine verdammt coole Show hingelegt. Das kennt man von Seeed – und dafür liebt man sie. Tunes vom aktuellen Album “Bam Bam”, wie etwa “Ticket”, “Lass Sie Gehn”, “Komm In Mein Haus”, “Sie Ist Geladen”, “G€LD” oder “Lass Das Licht An” (mit Sebastian „Porky“ Dürre von Deichkind als Special-Guest) wurden um etliche Hits aus dem umfangreichen Repertoire der Band ergänzt. “Music Monks”, “Riddim No. 1”, “Dancehall Caballeros”, “Dickes B”, “Ding”, “Aufstehn!” und viele andere Tunes durften selbstverständlich nicht fehlen. Gerne auch in Form von Neuinterpretationen dargeboten, was äußerst erfrischend war.

Der Megahit “Waterpumpee” war auch mit an Bord. Großartig. Und weil Nosliw, der auf dem “Doctor’s Darling Riddim” damals mit “Nur Dabei” ebenfalls einen Tune gesungen hatte, als Background-Sänger auf der Bühne stand, hat er mit seinen Lyrics an diesem Abend ebenfalls markante Akzente gesetzt. Schön, dass die Musiker von Seeed die gemeinsamen Wurzeln nach wie vor pflegen. Richtig gut war auch das Mixen von Israel Vibrations “Same Song” mit “Riddim No. 1” oder das Einbeziehen von M.I.A.s  “Paper Planes”.

Und selbstverständlich durften “Schwarz Zu Blau”, “Schüttel Deinen Speck” und “Alles Neu” von Peter Fox in neuen Gewändern nicht fehlen, um den Abend zu einem gelungenen Fest zu machen. Seeed in Bestform!

Im Vorprogramm stand Ricky Dietz auf der Bühne. Das gemeinsame Projekt von Peter Fox und Sway Clarke mit einem Mix aus Afro Beat, Dancehall, Hip Hop und R’n’B kam gut an, auch wenn die Kraft, die danach von Seeed ausging, bei weitem nicht erreicht wurde.

Text: Karsten Frehe, Fotos: Dorothee Georg

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.