Clive “Azul” Hunt presents
“Bad Bad Bad”
(17 North Parade – 2020)
Clive “Azul” Hunt ist einer der bedeutendsten Produzenten Jamaikas. Zugleich hat er in seiner langen Karriere immer wieder auch als Musiker gearbeitet und u.a. Trompete, Bass, Flöte und vieles mehr für die Dragonaires von Byron Lee und viele andere gespielt. Als Komponist und Songschreiber hat er ebenfalls markante Zeichen gesetzt und tut das bis heute. Als Produzent ist er immer noch aktiv und hat u.a. mit Jah Cure, Etana, Maxie Priest, Jah9 und Queen Ifrica gearbeitet.
17 North Parade veröffentlicht mit “Bad Bad Bad” 15 erlesenen Tracks, die in den Jahren 1973 bis 1976 unter seiner Regie erschienen sind und weltweit zu vielgesuchten 7 Inch-Raritäten zählen. Damit wird seinem Schaffen als Allrounder ein markantes Zeichen gesetzt. Der Reigen beginnt mit den Abyssinians und ihrem beeindruckenden Tune “Tenayistillin Wandimae” – eine sanfte Roots Reggae-Hymne. Weiter geht es mit Sylford Walker, Bonnie Gayle, Pablo Moses, Max Romeo, The In Crowd, Junior Murvin, I Roy, Dennis Brown und anderen. Allein schon die Namen der versammelten Künstler machen klar, dass es sich hier um qualitativ äußerst hochwertige Produktionen handelt. Inhaltlich geht es viel um klassische Rasta-Themen aber auch um Aufrufe, die damals dazu aufforderten, die sozialen Unruhen auf der Insel zu beenden. Sehr eindrucksvoll gelang das z.B. Pablo Moses mit “We Should Be In Angola” und Sylford Walker mit “I Can’t Understand” (der Albumtitel “Bad Bad Bad” ist ein Zitat aus diesem Song). Beide Tunes funktionieren auch heute noch prima – und das (zuweilen) auch inhaltlich.
Max Romeo ist mit seinem erstklassigen Ohrwurm “Tacko” vom Album “Revelation Time” (1975) vertreten, das kürzlich ebenfalls bei 17 North Parade mit vielen Bonus-Tunes erneut aufgelegt wurde. Mit gleich zwei Stücken wird die Vielfältigkeit von der In Crowd deutlich. Auf “Milk And Honey” präsentieren sie feinen Roots Reggae während sie auf dem Klassiker “Mango Walk” deutliche Funk- und Soul-Einflüsse erkennen lassen und ganz ähnlich wie die damals in den USA sehr populäre Band WAR klingen.
Clive “Azul” Hunt ist ebenfalls als Artist vertreten. Einmal an der Orgel auf “Bitter Sweet”, dann als Sänger unter dem Namen Lizzard mit einer äußerst sanften Stimme auf “Satta I”. Hinzu kommen weitere Klassiker, wie etwa die im Falsett-Bereich etwas quietschige Coverversion des Curtis Mayfield-Hits “Give Me Your Love” von Junior Murvin, “I Can’t Change My Skin” von Bonnie Gayle oder Dennis Browns “Lovelight”. Gänzlich unbekannt war mir persönlich zuvor der feine Discomix von “Untrue Love/Come Inna Dis” (Marcia Griffiths & Nigger Kojak), der die Zusammenstellung beendet.
Mag sein, dass viele der Tracks bereits auf diversen anderen Zusammenstellungen zu finden sind. Dennoch macht der Mix die Musik, und der ist hier wirklich gelungen.
Karsten Frehe
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