Alpha Steppa presents “Streetdub Vol. 1”
(Steppas Records – 2021)
Was machen Dub-Produzenten und deren Artists, wenn sie auf Tour mal Zeit zu vertreiben haben? Sie hängen ab, schlafen viel oder viel zu wenig, essen und trinken gerne, treffen Menschen und warten am Abend ihres Gigs irgendwo im Backstage-Bereich nach dem Soundcheck stundenlang auf ihren Einsatz. Ermüdend und auf jeden Fall kraftraubend. Manche nutzen aber auch ihre Zeit zwischendurch, um Songs ganz reduziert aufzunehmen. Ganz ohne Publikum und an Orten, wo man diese Musik nicht erwarten würde: in einem Hotelzimmer, inmitten einer Stadt, einem Wald, im Auto oder nebenbei beim Essen in einem Imbiss in Mexiko. Ein Ansatz, den zuletzt u.a. auch Manudigital verfolgt hat, z.B. mit seinem Album “Mexico Session” zusammen mit Mesh.
Bei Alpha Steppa klingt das auf jeden Fall musikalisch ganz anders. Dub auf höchstem Niveau ist hier angesagt. Eine wesentliche Voraussetzung ist hierbei, dass sich die früher notwendige Technik auf ein einfach zu transportierendes Format reduziert hat. Bei Alpha Steppa ist das z.B. auch ein Mischpult im Mini-Format von Shantea Controls, das auf dem vorliegenden Album öfter zum Einsatz kommt.
“Streetdub Vol. 1” versammelt einige der Aufnahmen, die unterwegs entstanden sind, und steuert zudem, wie bei Alpha Steppa und Dub Dynasty gewohnt, noch weitere Dubversionen hinzu. Alpha Steppa bedient dabei einen Teil seines eigenen Backkatalogs, reichert diese aber mit Tunes von Dub Dynasty (wo er ja auch eine gewaltige Rolle spielt) und Dubzoic an. Zusätzlich ergänzt er manchmal ganz andere Sänger und/oder Musiker, die auf den Originalen gar nicht zu hören waren. Mit dabei sind u.a. Ras Tinny, Don Fe, Nai-Jah, Arkaingelle, Fikir Amlak und andere.
Alpha Steppa schrieb zu dem vorliegenden Album und seinem Vorgehen: “the idea of #streetdub is to take myself and the artists out of their comfort zone (stage and studio) and create a kind of musical diary, and we often use the videos as an opportunity to shine light on issues we find important. It’s a kind of dub activism. This week I’ll post episode #50 and this album is a compilation I curated with some of my favorites, plus brand new dub mixes…”.
Genau dieser Ansatz ist ihm und den beteiligten Artists auch gelungen. “Streetdub Vol. 1” entführt Dub in ganz andere Gefilde, die auf jeden Fall viel intimer und spontaner sind als die Aufnahmen auf Konserve. Auch der Auftritt vor Publikum erschafft nicht unbedingt diese Unmittelbarkeit. Die Idee, dabei auch mal Musiker einzuladen, die so gar nichts mit Reggae und Dub zu tun haben, finde ich persönlich prima. Ich denke da an die Version von “Black Rose” bei dem sogar Mariachis zum Einsatz kommen. Toll!
Karsten Frehe
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