Groundation meets Brain Damage “Dreaming From An Iron Gate” (Baco Records)

Groundation meets Brain Damage
“Dreaming From An Iron Gate”
(Baco Records – 2023)

Mit dem epochalen Album “Hebron Gate” (2003) gelang der kalifornischen Band Groundation der internationale Durchbruch. So frisch und spannend konnte bzw. kann zeitgenössischer Roots Reggae sein. Was Groundation von Anfang an auszeichnete, war das extrem hohe Können aller beteiligten Musiker*Innen und die immer wieder deutlich hörbare Nähe zum Jazz. Auch mit ihrem aktuellen Album “One Rock”  haben sie genau das wieder bewiesen, allerdings in einer anderen Besetzung als damals. Geblieben ist Harrison Stafford, der Kopf und Meister der Band.

Mit dem Album “Liberation Time” gab es bereits 2017 eine Zusammenarbeit von Brain Damage und Harrison Stafford. Nun hat sich der französische Produzent in Absprache mit dem Großmeister an eine Dubversion des Meisterwerks “Hebron Gate” gemacht. Harrison Staffort soll seine Empfehlungen an ihn mit den Worten “…and I don’t want just a bare dub album” beendet haben, als er die Bänder übergab. Vielmehr sollte Brain Damage frei mit den Vorlagen umgehen, sie von oben bis unten umkrempeln und neu erfinden. Allerdings sollten die neun Tunes des Albums phasenweise erkennbar sein. Sicher keine leichte Aufgabe, bedenkt man die hohe Qualität und Dichte der Originale.

Das Resultat aus dieser Begegnung liegt nun mit dem Album “Dreaming From An Iron Gate” vor. Brain Damage ist die kolossale Herausforderung dabei unterschiedlich gut gelungen. Ja, es ist ein insgesamt ordentliches Dubalbum geworden, das den eben beschriebenen Anforderungen weitgehend entspricht. Der Franzose ist frei und mit viel Experimentierfreude an die Arbeit gegangen, hat viel verändert, neue Facetten hinzugefügt, auch mal etwas weggelassen und auf diese Art und Weise neun Dub-Tracks gebastelt, die jetzt auch alle anders heißen. So wurde aus “Babylon Rule Dem” z.B. “Forgiveness”. Immer wieder sind dabei die originalen Titel erkennbar, werden aber neu interpretiert. Dabei geht aber gelegentlich der äußerst dichte und organische Flow von Groundation verloren, der sie weltweit so berühmt gemacht hat. Ganz besonders deutlich wird das bei dem Titeltrack “Dreaming From An Iron Gate” (im Original “Freedom Taking Over”), der beim Intro leicht an die späten, nicht mehr so guten Alben von Pink Floyd erinnert und dann ohne die Wucht der früheren Version in den Groove übergeht. Schade! Trotzdem kann man sich das Album als Groundation-Fan durchaus anhören, denn die enorme musikalische Qualität der damaligen Bandmitglieder tritt nach wie vor hervor.

Karsten Frehe

About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.