Ruts DC – Rhythm Collision Vol. 2 – out now!

Ruts DC

Ruts DC – Rhythm Collision Vol. 2

Als sich Malcolm Owen 1977 mit ein paar Mitgliedern der in Auflösung begriffenen Pubrockband Hit & Run zusammentat, um The Ruts zu gründen, war der Sound ihrer Wahl ein dementsprechend dreckiger Pubrock-Punk. Dass auch Reggae ein Teil ihrer DNA war, zeigte sich, als die Roots Reggae-Band Misty in Roots auf das zornige Talent der weißen Jungs aufmerksam wurde und ihnen die Produktion der ersten Single auf dem eigenen Label People Unite ermöglichte. „In a Rut“ verkaufte sich im Verlauf einer gemeinsamen „Rock Against Racism“ Tour erstaunliche 20.000 mal. Sie wurde bald gefolgt von einer John Peel Session und einem Vertrag mit Virgin Records. Der bescherte der Band einen Berg Schulden, aber der Welt ein großartiges Album – „The Crack“ – und eine Handvoll brillianter Singles: „Staring At The Rudeboys“, „Jah War“ und „Babylon’s Burning“, das die übriggebliebenden Bandmitglieder jüngst neu aufnahmen – mit dem kongenialen Henry Rollins als Sänger. Diese Rockhymne mit eingebauter Rasta-Philosophie verhält sich spiegelbildlich zu den Energiefusionen aus Reggae und Rock, die die Bad Brains gleichzeitig in Washington DC erzeugten. Aber 1980 waren die Ruts selbst gezwungen, sich ein DC an den Namen zu hängen, als Owen an den Folgen einer Heroinsucht verstarb. DC steht für „Da Capo“– von vorne.

Erwartungsgemäß wird diese zweite Phase der Band von der Rock-Geschichte weitgehend unterschätzt. Aber für die, die wissen, stellt vor allem das Album „Rhythm Collision“ ein Fetisch-Objekt dar. Ruts DC produzierten dieses Dub-Set 1982 in einem brandneuen Studio namens Ariwa, aufgebaut und betrieben von einem jungen Engineer namens Neal Fraser, der aber bald unter dem Namen Mad Professor bekannt werden sollte. Auf diesem Album schmiegten sich Punkrock und Reggae – mit etwas funky Hilfestellung – ineinander wie Yin & Yang. Die Grundstimmung ist von melancholischer Gelassenheit, mit einem schwebenden Klangraum und gar nicht so vielen vordergründigen Effekten – die dadurch nur noch effektiver wirken. Wenn Dub die Kunst der Subtraktion ist, dann gibt dieses Set eine Idee davon, welche Wege Dub – als Produktionmethode – noch beschreiten kann. Was dann ja letzten Endes auch geschah.

Trotz seines obskuren Status hat sich das Album vehement entwickelt. Es blieb im Untergrund, dort aber überaus viral. Mittlerweile hat es sich – einschließlich aller Neupressungen und Re-Issues (auf dem bandeigenen Label Bohemian, dem US-Imprint ROIR, sowie Danceteria und schließlich Echo Beach – gut 100 000 mal verkauft!) Die zweite Generation nahte heran als die UK-Dub-Institutionen von Zion Train sich in Re-Version-Mission erst „Babylon’s Burning“ vorknöpften und schließlich das ganze Set – erhältlich ebenfalls auf Echo Beach. Die nächste Generation knöpft sich dann bei der VÖ Rhythm Collision Reconstructed die alte Spuren vor. Dekonstruiert, rekonstruiert, frisiert, aufgemöbelt und ausgedubbt von den Bassjüngern dieser Tage. Dreadzone erweitert Greg Dread (ebenso wie Dread/Punk-Legende Don Letts früher bei Big Audio Dynamite und Screaming Target) den Trance-Faktor , Rob Smith aus Bristol, gerühmt für seine Rolle bei Smith & Mighty und More Rockers, macht Ernst mit Gesang und Instrumentals während sich die verbliebenden Ruts DC sich mit Steve Dub (Chemical Brothers Programmer) zusammentaten für ein paar Remixe …

Nun nach 31 Jahren erscheint das Nachfolgealbum der verblieben Dave Ruffy & Segs Jennings als Ruts DC bei Echo Beach. Ein klassiches Rocksteady- und Reggae-Riddim Album: Recorded@ARIWA Studios/London by Mad Professor  – mixed by Price Fatty@ Prince Fatty Studio.

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About Karsten

Founder of the Irie Ites radio show & the Irie Ites Music label, author, art- and geography-teacher and (very rare) DJ under the name Dub Teacha. Host of the "Foward The Bass"-radio show at ByteFM.