Ostroda Reggae Festival 2015 – Highlights
Es gibt Dinge im Leben, die sollten nie aufhören! Das Ostroda Reggae Festival am vergangenen Wochenende gehörte auf jeden Fall dazu. Vom 6. bis zum 9. August wehte über der recht kleinen Stadt in Masuren eine virtuelle, riesige rot-gelb-grüne Flagge und die vorwiegend polnische Reggaegemeinde fand sich ein, um den Offbeat und sich selbst zu feiern. Eigentlich komisch, dass fast kein Mensch aus Deutschland den Weg zu diesem erlesen Festival fand. Es ist zu hoffen, dass sich das in den nächsten Jahren auf alle Fälle ändern wird, denn dafür gibt es gute Gründe…
– Die Stadt liegt sehr idyllisch an einem großen See (und hat dadurch schon viel zu bieten). Das Festivalgelände befindet sich in einer ehemaligen, großflächig angelegten und mittlerweile verlassenen Kaserne.
– Die Festivalorganisatoren und Besucher sind, so war es zumindest dieses Jahr, allesamt daran interessiert, eine schöne Zeit zu haben – ohne Stress und Randale. Alles ist gut organisiert und läuft daher in angenehmen Bahnen.
– Das Lineup ist sehr breit gefächert: nicht nur angesagte polnische Bands und Soundsystems spielen auf, sondern auch internationale Artists und Newcomer. Zudem ist musikalisch Diversität angesagt, was man sich von anderen Festivals manchmal mehr wünschen würde. So treten z.B. immer wieder große Namen in Sachen Dub auf der Green Stage auf, die man hierzulande kaum bis gar nicht auf Festivals zu Gesicht bekommt!
– Die Preise sind niedrig bis moderat. Das betrifft sowohl die Angebote im Ort als auch das Drumherum auf dem Festival (Eintritt, Preise für Essen, Trinken etc.).
– Auch für Kids und Wissenshungrige wird etwas angeboten. So gibt es betreute Angebote für die kleineren Besucher und für die Größeren welche, die zum Mitmachen anregen oder das Hirn fordern (wie etwa Filme und Vorträge) – und und und….. Es lohnt sich also.
Doch nun zurück zum diesjährigen Festival und den Highlights, die ich persönlich ausgemacht habe….
Da sind auf jeden Fall schon mal die Black Roots (Foto oben) aus Bristol zu nennen, die am Freitag nach Richie Campbells feiner, aber sicher eher am Mainstream orientierten Show, die Bühne mit ihren Vibes einnahmen. Selten wird Rootsreggae so organisch, musikalisch perfekt und lebhaft dargeboten, wie von dieser britischen Band, die in Deutschland leider und völlig unverdient nur eine Randerscheinung darstellt. Perfekter Gesang (mehrstimmig), eine feine Performance aller Musiker und eine Atmosphäre und Präsenz, die einem deutlich vor Augen geführt hat, wie kraftvoll Rootsreggae sein kann.
Direkt danach trat die polnische Band Tabu auf und präsentierte eine Mischung aus Reggae und Ska. Eingängig auf jeden Fall und vor allem extrem frenetisch vom Publikum gefeiert!
Tabu
Es ist überhaupt eine interessante Beobachtung, dass es in Polen offenbar eine verdammt große Anhängerschaft in Sachen Reggae (in allen Varianten) gibt. Die Musik wird vom Publikum von den ersten Takten an ohne Zurückhaltung gefeiert und polnische Künstler tauchen selbst im Mainstreamradio auf. Bands wie Izrael gra Kulture, Vavamuffin, Habakuk und Tabu sind nicht nur in einer kleinen, eingeschworenen Gemeinde bekannt, sondern werden weit darüber hinaus wahrgenommen. Da verneigt man sich doch mal eben ehrfürchtig und hofft auf bessere Zeiten anderswo. Tabu hat jedenfalls das Festival am Freitagabend mächtig aufgemischt. Das gilt ebenfalls für den Auftritt von Bednarek am Sonntag, der von allen vertretenen Altersgruppen mächtig gefeiert wurde.
Weitere Highlights auf der Red Stage, also der verdammt großen Bühne, waren Protoje mitsamt seiner Indiggnation Band und einer sehr energiegeladenen und zugleich sympathischen Show, ebenso Raging Fyah, Gentleman & The Evolution, wobei es für meinen Geschmack hier eher zu viel um druckvollen Pop-Reggae und “Audience Participation” ging als um berührend gespielte Musik, und, mag man thematisch mitunter nicht immer der selben Meinung sein, die verdammt kraftvolle Show von Capleton. Was für eine Performance!?
Auf der Green Stage überzeugten vor allem die Artists, die selber produzieren. Und davon werden in Ostroda viele eingeladen, was sehr erfreulich ist. Waren es in der Vergangenheit illustre Namen wie z.B. Iration Steppas, Zion Train oder Dubmatix, die mit ihren Performances das Publikum in ihren Bann zogen, so glänzten diesesmal der Dub Terminator aus Neuseeland (was für eine Rampensau!), Arubdub, die ihr aktuelles Album “Eternal Fire” live vorgestellt haben, Dreadsquad (Foto unten), Dub Dynasty (als Kombination von Alpha & Omega und Alpha Steppa) und vor allem Radikal Guru, der mit einem frischen Steppas-Set begeisterte.
Beim diesjährigen Festival wurde zum ersten Mal der World Reggae Contest ausgetragen. In Zusammenarbeit mit Reggaeville und durch das Voting vieler Reggaefans weltweit wurden im Vorfeld fünf Bands ausgewählt, die am Samstag auf der großen Bühne auftraten: Nova Raiz (Brasilien), Shanty (UK), Dubska (Polen), Chainska Brassika (UK) und The Banyans (Frankreich) traten in den Ring, um ein Ticket nach Jamaika und Aufnahmen im Harry J-Studio zu gewinnen. Am Ende waren es die sympathischen Jungs von Chainska Brassika (Foto unten), die mit ihrer quirligen und musikalisch einwandfreien Show die Jurymitglieder überzeugten. Verdiente Gewinner und eine junge Truppe, die es zudem versteht, ausgiebig zu feiern.
Wichtig ist aber auf jeden Fall, das Drumherum nochmals hervorzuheben. Gerade hier wird viel Energie von den Organisatoren investiert. Mich persönlich hat vor allem das Engagement für den Spaß aller Festivalteilnehmer inklusive der Kids beeindruckt. An dieser Stelle möchte ich Piter, Maken und Lili von Positive Music Promotion und allen anderen Helfern für ein rundum gelungenes Festival danken.
Das Ostroda Reggae Festival ist auf jeden Fall eine Reise wert. Checkt das Linup im nächsten und den kommenden Jahren. Es lohnt sich!
Text und Fotos: Karsten Frehe
Ja 🙂 Das Alles ist Warheit. Herzlich willkommen 😉
Fände es gut, wenn ihr was über Bednarek schreiben würdet =)
Da scheinst du Fan zu sein 🙂 Bednarek war richtig gut auf der Bühne. Ich selbst kannte ihn gar nicht und spreche leider auch kein Polnisch, war aber baff von der frenetischen Art und Weise, wie ihn so ziemlich alle anwesenden Festivalteilnehmer gefeiert haben. Egal ob jung oder alt! Ein Hammer war die Band. Vor allem der Schlagzeuger (siehe die Fotos zum Festival http://www.irieites.de/wordpress/?p=9659) hat mich mächtig beeindruckt. Werde mal gucken, was wir da in Zukunft berichten können.