Habakuk & Kalokagathos “Regrowth” (Mystic Production)

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Habakuk & Kalokagathos
“Regrowth”
(Mystic Production – 2015)

Eine Bühne am Drewenz-See. An die Tausend wippende, Hände-in-die-Luft-streckende Zuhörer. Sonnenuntergang. Das perfekte Setting für die Musik der polnischen Band Habakuk, die ich beim diesjährigen Ostroda-Reggae-Festival kennen lernen durfte. Nach vier oder fünf Songs gesellt sich eine feengleiche Frauengruppe zu der siebenköpfigen Combo, die den soliden Reggae-Beat der Jungs mit mehrstimmigem Gesang verzaubert. Magisch ist auch die den Show-Act begleitende Videoinstallation, eine der unzähligen Kunstwerke von VJ Majonez, der das gesamte Festival bespielt: folkloristische Symbole flackern über die Bühne und tauchen die ganze Szenerie in ein farbenfrohes, fast surreales Licht, das wunderbar zur bunten Musik passt, die durch unsere Gehörgänge flackert. Kein Wunder also, dass ich nach diesem beeindruckenden Auftritt mehr über die beteiligten Künstler wissen will.

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Zuerst erkundige ich mich nach dem Frauenchor. Kalokagathos, was das griechische Ideal von Schönheit und Güte bezeichnet, interpretiert Mittelaltermusik, vertont eigene Poesie und widmet sich vor allem der Erforschung, Bewahrung und Bekanntmachung slawischer Folk-Musik. Irgendwann im letzten Jahr taten sie sich mit den Musikern der 1990 gegründeten Band Habakuk zusammen und nahmen das Album Regrowth auf, das wir euch hiermit vorstellen.

Der 15 Titel starke Inhalt ist so bunt und vielfältig wie das von Artur Szumlas entworfene Cover. Aus sieben verschiedenen Sprachen und Kulturen werden uns hier Lieder präsentiert, die eine eindringliche Kombination aus den Stimmen von Kalokagathos und den Instrumenten von Habakuk bilden. Das wohl bekannteste ist “Siadj Nie Gadaj” – es wurde gleich zweimal geremixt (von Elvispendzel und Puxi) und ist auch als etwas wunderliches Video erschienen. Neben weiteren polnischen Beiträgen (“Baba w Piekle” und “Rybicka”) entführen uns die Songs in finnische Schneelandschaften (“Tumala” und “Travuska”), ukrainische Ebenen (“U Susida”) sowie serbische (“Oj Devojko Duso Moja”), russische (“Zoriuszka”) und slowakische (“Chodziewaj Szuhajko”) Gefilde. Da ich keine dieser Sprachen ausreichend beherrsche und auch kaum jemanden kenne, der dies tut, kann ich nichts zu den Texten sagen, nur soviel: das Zuhören macht Spaß!

Der Genuss erwächst nicht nur aus den kunstvoll mit- und ineinander verwobenen Stimmen der Sängerinnen Marzena, Alicja, Dorota, Paulina K., Agnieszka, Paulina S. uns Sylwia, sondern auch aus der gekonnten Instrumentierung, bei der punktuell nur die E-Gitarre ein wenig zu präsent ist (zumindest für meinen Geschmack). Der Beat oszilliert zwischen Dub, Reggae und Folk; zuweilen verstärkt durch Akkordeon und Klarinette bekommt das ganze einen wundervoll exotischen Touch. Wer sich also auf eine Entdeckungsreise in die Klangwelten unserer östlichen Nachbarn begeben möchte, ist mit dieser Veröffentlichung genau richtig. Ach, und übrigens: Habakuk ist der Name eines biblischen Propheten und bedeutet “der Umarmer” – lasst euch umarmen von dieser Musik!!!

Text: Gardy Stein

Fotos: Silverback (1 & 2); Promo-Material (3 & 4)

Kalokagathos

Kalokagathos

Habakuk

Habakuk

 

About Gardy

Gemini, mother of two wonderful kids, Ph.D. Student of African Linguistics, aspiring author...