Overjam Festival 2018 – Highlights & Fotos

Was für eine Woche!

Nach einer 24 Stunden Anreise hab ich am Samstagabend endlich die Kleinstadt Tolmin in Slowenien erreicht. Offiziell war der Campingplatz noch nicht auf, es war aber auch keiner da, der uns das Betreten verboten hat.

Der Sonntag war erster offizieller Anreisetag, wir nutzten den Tag um die alte Burg und die Tolmin Gorges zu erkunden, eine Wahnsinns Natur wie dort findet man selten: glasklares Wasser, Gebirge, Wälder und Wasserfälle gibt es dort fast überall. Am Abend war der Campingplatz um ganze fünf Autos voller geworden. Ein paar haben sich auch in den Wald verzogen.

Offizieller Festivalbeginn war Montag, der ab 16 Uhr an der Strandbühne mit Jahklin eröffnet wurde. Twin Tafari, Total Destruction, Vibe Stars, Freedom Fighters und Lion Shine füllten den restlichen Abend. Leider jedoch vor nicht allzu großem Publikum. Dienstag fanden auch die Workshops und “Overjam 4 Kids” statt und nebenbei beschallten einige Sounds den Strand. Am Abend kamen Fleck aus Griechenland mit etwas Dubstep, Bomchilom aus Italien, ebenso wie The World Citizen.

Wie auch die Tage davor hat sich der Mittwoch ausschließlich am Strand abgespielt. Den Vormittag, der vom Overjam sowieso jeden Tag gleich gestaltet wurde, haben wir in Bohinj am Bergsee verbracht. Selectah Iray aus der Schweiz versuchte als erster, dem etwas trägen Publikum etwas einzuheizen indem er sie zu diversen Aufgaben aufrief, mit Erfolg. Am Donnerstag legte er auch noch eine kleine Session am öffentlichen Strand ein.
Abgelöst wurde er von Alpha Steppa, der Brite legte ein sehr geiles Set auf und kam ebenfalls kurz von der Bühne um mit dem Publikum den Bass zu fühlen. Asher Selector, der auch die folgenden Tage als Moderator auf der Hauptbühne fungiert, hat später die Hütte abgerissen. Ich habe selten ein so cooles Set gehört, vielleicht schafft er es ja auch mal nach Deutschland für ein breiteres Publikum. Der Mann weiß einfach, wie man Stimmung macht.

Die ersten Tage zogen sich gefühlt wie Kaugummi, was einem mehr das Gefühl von Urlaub als von Festival gab. Mir persönlich gefiel das sehr gut, anderen fehlte es am Festivalfeeling, welches erst am Donnerstag auf kam.

Gestartet hat er wieder am Strand mit den Workshops und dem Resident Sound mit Ziggi Mastah vom Dubtafari Sound. Der Nachmittag ging dann im Dubtent weiter, angefangen mit Warrior Charge, die jeden Tag das Zelt eröffneten. Leider gab es da sehr viel Verzögerung und das jeden Tag, was dazu führte, dass ich mir nicht alles wie geplant anschauen konnte.
Resistence in Dub und Digitron hab ich somit nicht mehr angetroffen, allerdings hab ich mir die Zeit für Paolo Baldini´s Dubfiles genommen, der mit Jules I & Andrew I kam. Als wäre das nicht genug standen plötzlich Jacopo und Lorenzo Garzia, besser bekannt als Mellow Mood, neben mir, die noch ein paar Tunes raushauten.

Auf der Hauptbühne eröffnete Pokyman & Lukie FWD das Programm, die eine recht gute Performance ablieferten. Nach einer kurzen Umbaupause kam dann Umberto Echo mit seinem Analog Basscamp und seinem Drummer auf die Bühne. Nach den ersten Songs wechselte ich ins Dubtent zu Paolo Baldini, nachdem ich zurück kehrte gab es noch ein paar Dubstep Songs von Umberto. Die italienische Band Earth Beat Movement mit Frontsängerin Irene “MisTilla” Bisori haben für ordentlich Stimmung gesorgt und das Publikum für Ziggy Marley eingeheizt.
Fotos von Ziggy durften nur von ihm ausgewählte Plattformen während der ersten drei Lieder machen. Die Regel gab es vom Veranstalter ohnehin schon. Heimlich hab ich von weiter hinten mal die Kamera hochgehalten. Das Konzert an sich, nun ja, abgesehen davon dass ich schon leicht von dieser Regelung genervt war, war das Konzert eine einstudierte Choreographie die runtergespielt wurde. Für mich tatsächlich eines der schwächsten Konzerte auf dem Overjam. Musikalisch top, keine Frage, aber zu einem gelungenem Konzert gehört nicht nur das beherrschen der Texte und Töne sondern das Gesamtprogramm und das war leider ehr langweilig. Was mir von einigen bestätigt wurde, andere fanden es allerdings super. So scheiden sich die Meinungen.
New Kingston dagegen haben ein super Konzert abgeliefert. Die drei Brüder Tahir, Courtney Jr., Stephen und ihr Vater Courtney Panton Sr. hatten viel Spaß während der Show, vor allem der Drummer, was man den Bildern gut entnehmen kann. An der Menge im Publikum konnte man leider sehen, dass die meisten nur wegen Ziggy da waren, denn ein großer Teil hatte sich danach verabschiedet. Die Stimmung war dennoch ausgelassen.

Ab Null Uhr ging es in der Dancehall los, der Resident Sound, Huntin Sound, starte an den drei Haupttagen für den Donnerstag waren noch Ma´Gash International und Benny Page zu Gast.

Für mich startete der Freitag an der Strandbühne mit der University die von David Katz moderiert wurde und mit Macka B als Gastredner über die Soundsystem-Kultur in England. Anschließend wollte ich in das Dubtent zu Love Kulture Take Over mit Coxsone Sound, Brother Culture und Kings Hi-Fi. Durch die bereits erwähnte Verzögerung stand von den drei Sounds nicht einer auf der Bühne und das eine Stunde nach offiziellem Beginn. Sehr ärgerlich. Somit führte mich der restliche Abend vor die Hauptbühne.
Dort startete Siti Hlapci aus Slowenien mit einem sehr coolem Set. Auf jedenfall mal reinhören bei dem Herren. Als kurzen Gast hatte er Isreal Voice auf der Bühne. Musikalisch kein Hit aber er bringt etwas Action ins Programm. Nach einem kurzen Umbau kam Awa Fall a.k.a Sista Awa mit den Sound Rebels auf die Bühne. Ein wirklich gelungenes Konzert voller Energie. Macka B hat sein bisher bewährtes Programm durchgezogen, für meinen Geschmack wird es von Mal zu Mal langweiliger, da es doch immer das Gleiche ist. Die Headliner des Abends waren Mellow Mood. Die Stimmung war super und für mich das erste Konzert der beiden, bei dem ich anwesend war. Ich fand es persönlich sehr gut, laut Freunden sollen die beiden Italiener allerdings auch schon bessere Shows geliefert haben.

Es ist Samstag, eine Woche ist vergangen und der letzte Festivaltag angebrochen. Dafür, dass die ersten Tage sehr langsam vergingen, schien sich die Zeit bei den letzten drei Tagen beschleunigt zu haben. Diesen letzten Tag verbrachte ich nur vor der Bühne, eine Woche im Zelt schlafen mit defekter Matratze machte sich langsam bemerkbar.
Shanti Powa, zwölf Musiker aus Italien, Östereich und Deutschland legten eine super Show hin. Ihre Mischung aus Reggae, Ska, Dancehall und Rap haben sie prima rüber gebracht. Brain Holidays sind eine ungarische Reggae Band, die aber ehr weniger begeistern konnten. Mehr Action hingegen brachte Italee auf die Bühne. Sie kam stimmlich zwar nicht ganz rüber, aber ihre Show war voller Energie. Nadirah X fehlte unangemeldet, was etwas verwunderte. Die Krönung des Abends war Protoje, der sein Konzert vor allem mit seinem neuen Album füllte, was mich persönlich sehr freute. Neben “Camera Show”, “Blood Money” und “No Guarantee” kamen auch alte Songs, wie “Kingston Be Wise”, ins Programm.

Mein Fazit zum Overjam Festival:

Eine bunte Mischung aus Urlaub und Festival mit viel Luft für eigene Unternehmungen. Die Konzerte beginnen erst am Abend, was das Ganze sehr entspannt gestaltet. Für Unterhaltung wird mit HoolaHoop, Dancehall Workshop, Jam Sessions und AcroJoga gesorgt.
Alles in allem ein gelungenes Festival, welches aber aufgrund seiner Verschiebung in den Juli, statt August, weniger Publikum lockte. Zudem wurden die Konzerte auf drei Tage verkürzt. Slowenen, Östereicher, Italiener, Schweizer und Deutsche bildeten den Großteil des Publikums.

Im nächsten Jahr findet das Festival vom 15.8.-18.8. statt. Für mich ist dann die Frage, ob sich die An- und Abreise von 1300km für vier Tage lohnen, vielleicht als verlängerter Urlaub.
Tickets gibt es bereits als Earliest Bird im Shop für 80€.

Die schönsten Bilder findet Ihr im weiteren Fotobericht.

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Text und Bild von Hans Beyer

About Hans Beyer

Photographer for concerts and festivals based in Bremen, Germany.