Hamburg in den Tropen. Es war ein unglaublich warmer und schwüler Tag in Hamburg. Gefühlte 98% Luftfeuchtigkeit und eine demensprechend dicke Luft sorgten zunächst erst einmal dafür, dass man es sich vor der Fabrik gemütlich gemacht hat. Innen war es noch dunstiger, was sicherlich den Getränkeverkauf mächtig angekurbelt hat.
Toots & The Maytals waren in der Stadt. Da dies in der Vergangenheit immer seltener wurde, eine gute Gelegenheit, Toots und seine Band live zu erleben und gleichzeitig eine gehörige Prise Reggaegeschichte einzuatmen. Der Legende nach war es doch gerade dieser Toots Hibbert, der 1968 zusammen mit den Maytals und dem Hit “Do The Reggay” dem Genre einen Namen verpasste, allerdings noch mit einem “Y” geschrieben. Viele Hits folgten, von denen hier nur “Monkey Man”, “Pressure Drop” und der ewige Gassenhauer “54-46 That’s My Number” genannt werden sollen. Unvergessene, mächtig eingängige Tunes, die auch bis heute nichts von ihrer ursprünglichen Kraft verloren haben.
Gut nachzuvollziehen sind auch die stimmlichen Vorbilder aus den USA, die damals die jamakanische Musik deutlich beeinflusst haben. Allen voran James Brown und Curtis Mayfield, von denen sich stilistisch auch etliche Elemente bei Toots Gesang wiederfinden lassen. Doch beruhte das bei der Qualität von Toots Hibberts Performance sicher schon damals auf Gegenseitigkeit. Toots hat nach wie vor viel Soul und Funk in seiner Stimme – auch noch mit über 70 Jahren.
Insgesamt spielte die Band sehr ruhig auf. Mag sein, dass dies der Wärme geschuldet war. Dem Publikum schien das aber nicht viel auszumachen, denn es feierte ausgiebig den Veteranen, seine Band und vor allem die vielen vielen Hits aus einem langen Reggaeleben. Schön zu sehen war auch, dass sich bei Toots & The Maytals im Publikum die verschiedenen Szenen gut gemischt haben, die ansonsten eher neben- und kaum miteinander anzutreffen sind.
Text: Karsten Frehe, Fotos: Jonas Schaul, Lars Schmedeke