Für Fans von African Reggae: Touré Kunda – Comeback

Jeder kennt sie, oder? Doch, ganz bestimmt! Die singenden Brüder Touré sind nach einem Jahrzehnt Pause und fast vierzig Jahre nach ihrem ersten Hit Ende Mai wieder auf der Bühne zu sehen – vorerst aber nur in französischen Spielstätten. Am 25.5. ist auf jeden Fall ihr neuer Longplayer dran: “Lambi Golo”.

Weltmusik, bevor es “Weltmusik” gab? David Byrne von den Talking Heads, Label-Inhaber von LUAKA BOP, wurde auf jeden Fall auf sie aufmerksam.

Hintergrund-Info Senegal/Frankreich

In Frankreich stehen sie für eine Einwanderungsgeneration. Der Senegal, seit 1960 von Frankreich unabhängig, legte erst eine Erfolgsgeschichte in Sachen Dekolonialisierung hin. Ende der 1970er Jahre zeichnete sich bereits ab, was auch heute gilt: a) Importprodukte graben dem sehr agrarisch und auf Subsistenzlandwirtschaft ausgerichteten Land das Wasser ab – nicht wörtlich, denn Wasser hat das am großen Fluss Senegal gelegene Land. Aber es geht die Arbeit aus, und b) gibt es nicht allzu viele Exportprodukte.

Geschichte der Band

Touré Kunda hieß die Band, die im Jahr 1979, lange vor der “Weltmusik”-Welle überraschend von Paris aus ihre Debütsingle vorlegte – und damit in die allgemeinen Verkaufscharts schoss. Touré Kunda bestanden damals aus vier Brüdern, die aber keine Instrumente hatten bzw. spielen konnten – und einigen Begleitmusikern.

Diese Begleitmusiker waren teilweise aus Frankreich und hatten gar keinen “Migrationshintergrund” oder nicht aus dem Senegal, sondern anderen Ländern – ein frühes Beispiel gelingender Integration? Ihre Musik griff Reggae auf, aber in Richtung der ’80er Jahre die in ihrem Heimatland aufkommende Mbalax-Musik, eine Art lokale Form von Funk & Disco mit einem elektrisierenden, zittrigen Rhythmus und gesungen meist in der Sprache Wolof. Youssou N’Dour war später bekanntester Vertreter dieser Musik.

Hits, Hits, Hits – und das Beste aus den Achtzigern!

Nach dem Tod von einem der Brüder – er hatte die Band geleitet – blieben die weiteren Erfolge aus. Neben den singenden Brüdern lohnt es sich einen Blick auf die Begleitband zu richten: Jean-Claude Bonaventure und Michel Abihssira, Jacky Arconte und Chyco Dru.

Im Gefolge einer Art Kunstgruppe, die wiederum schnell um eine brasilianische (!) Sängerin zusammengestellt wurde, sorgten die Vier für den Sound bei einem Welthit, der sich auch in Deutschland lange in den Charts hielt – und im Radio-Airplay, bis heute. Deswegen –  jeder kennt das hier wohl:

Aber wie klang nochmal ihr größter Hit als Touré Kunda? Das sollte man sich, dem damaligen Zeitgeist entsprechend, als Maxi-Single (Twelve Inch) anhören 😉

Philipp Kause

About Philipp Kause

Philipp hat Musikethnologie studiert und verschiedenste Berufe in Journalismus, Marketing, Asylsozialberatung und als kaufmännischer Sachbearbeiter ausgeübt – immer jedenfalls stellt er Menschen Fragen. Er lebt zurzeit in Nürnberg, wo er die Sendung „Rastashock“ präsentiert, die seit 1988 auf Radio Z läuft.