Alborosie meets The Wailers United
“Unbreakable”
(Greensleeves – 2018)
Er ist wohl der Ansicht, dass er schon viel erlebt und noch mehr erreicht hat. Und seine bisherige Laufbahn gibt ihm auch das Recht dazu. Ist er doch von einer für Reggae unbedeutenden Mittelmeer Insel Sizilien in die Welt und schließlich nach Jamaika ausgezogen, um einer der größten zu werden. In dem Musikvideo für den Hit “Rocky Road” aus dem letzten Album “Freedom & Fyah” hat er, neben beachtlichem schauspielerischen Talent übrigens, erste Anzeichen dafür gegeben, dass er mittlerweile mehr zurück als nach vorne schaut. Und genau das tut er in diesem neuen Werk, dass so monumental anfängt, wie die Liste der Akteure, die an ihm mitgewirkt haben.
Mit Raging Fyah sowie Aston Barrett, Junior Marvin und Tyrone Downie, den großen Wailers zupfend an den Instrumenten also, macht er sich an nichts weniger als eine Heavy Metal Hymne ran, “The Unforgiven” aus dem Black Album, dem letzten gutem Metallica Album. Abgesehen von der Frage warum so eine erstklassige Truppe überhaupt einen Cover braucht, wird es mit einem weiteren Vergleich deutlicher, was dieses Album ist. So hieß nämlich auch ein Spätwestern von Clint Eastwood, ein Alterswerk, dass mehr von Gemeinplätzen, Geschichte und Kult lebt, als von und in der Gegenwart.
Klassisch ist es allemal, was Alborosie mit seinem Gefährten hier auf die Beine stellt, auch wenn es gelegentlich wackelig daher kommt. Mit korpulenten, bis ins letzte Detail durchdachten, Arrangements wird hier gearbeitet. Hier grandios aufblühende Bläsersätze, dort kleine Akustik Einlage oder warme, flatternde Keyboard Klänge und eng reibende Gitarren ergänzen den vollen Sound des Albums. Ganz nach dem Perfektionisten Alborosie, der nie ein guter Sänger war, aber stets sehr gut wusste, worauf es verdammt nochmal ankommt, werden hier routiniert rootsige Rhythmen und massive, schleppende Bass Linien aneinander gereiht, die jedoch öfters als beliebt ähnlich und verbraucht klingen.
Innovation steht im Album “Unbreakable” sicherlich nicht an erster Stelle. War wahrscheinlich auch nicht gedacht. Frische und Abwechslung in das Ganze bringen vor allem Gäste wie Chronixx, Jah Cure, oben genannter Raging Fyah und J. Boog, die sich jedoch offenbar aus Respekt hörbar zurückhalten. Es spricht Bände, dass die besten Momente des ganzen Albums in dem ausklingenden, kurzen Outro “Famsdub” zu finden sind, die Einen tatsächlich nach mehr verlangend, zurücklassen. Und die Hoffnung nähren, dass Pupa Albo seinen Zenit vielleicht doch noch nicht überschritten hat.
Zvjezdan Markovic
Warum kleckern, wenn man auch klotzen kann? Das scheint sich Alborosie wohl gedacht zu haben, als er das neue Album geplant hat. Denn mit gleich drei Ur-Wailers (Junior Marvin, Tyrone Downie und Aston “Family Man” Barrett) und weiteren Stargästen, wie Jah Cure, Chronixx und Beres Hammond, wird hier mächtig aufgefahren. Bei so viel Aufgebot stellt sich die Frage, ob das Album musikalisch das hält, was es mit so erlesenen Gästen verspricht!?
Der Reigen beginnt mit Alborosies Adaption von Metallicas “The Unforgiven” zusammen mit Raging Fyah. Ein gelungener Start, weil die Vorlage nicht einfach in Reggae kopiert wurde. Zudem agieren alle Beteiligten musikalisch auf hohem Niveau. Das zieht sich auch weitestgehend durch das gesamte Album hindurch, denn neben ein paar Tracks, die weniger inspiriert wirken (wie z.B. “Lies”), gibt es deutlich herausragende Tracks. Allen voran “Contradiction” zusammen mit Chronixx, die erste Singleauskopplung, sowie “Mission” und die Kooperation mit Jah Cure bei “Mystical Reggae”. Dazwischen wird solide abgeliefert. Gelegentlich gibt es Passagen, in denen die drei Wailers-Veteranen musikalisch deutlich herauszuhören sind. So z.B. bei “Live Conscious”, “Table Has Turned” und dem “Famsdub”, der das Album als kurzes “Outro” beendet.
“Unbreakable” wird den Höhenflug von Alborosie sicher noch befeuern. Ein Album mit einigen Höhepunkten und, wie bereits geschrieben, einer insgesamt guten bis soliden Performance des zusammengetrommelten Teams.
Karsten Frehe